Bibelstudium: Markus 11,12-14

Bibelstudium

Der Feigenbaum

12 Am nächsten Morgen, als sie Bethanien verliessen, hatte Jesus Hunger. 13 Schon von weitem sah er einen Feigenbaum mit vielen Blättern. Er ging hin, um sich ein paar Feigen zu pflücken. Aber er fand nichts als Blätter, denn zu dieser Jahreszeit gab es noch keine Feigen. 14 Da hörten die Jünger, wie Jesus zu dem Baum sagte: «Nie wieder soll jemand von dir eine Frucht essen!»

Übersetzung: Hoffnung für Alle

Kommentar

Mit dieser Gleichnishandlung deutet unser Herr das tumulthafte Willkommen, mit dem er soeben in Jerusalem empfangen worden war. Er sah das Volk Israel als unfruchtbaren Feigenbaum - er hatte zwar Blätter, aber keine Früchte. Der Hosanna-Ruf würde sich bald in den blutrünstigen Ruf nach Kreuzigung verwandeln.

Scheinbar ist es schwierig, die Verfluchung des Feigenbaumes zu rechtfertigen, nur weil er keine Früchte trug. Denn es heisst ausdrücklich: "Denn es war nicht die Zeit der Feigen." Dadurch erscheint uns der Herr Jesus eine unvernünftige Forderung zu stellen. Wir wissen, dass dies nicht sein kann, doch wie können wir diesen seltsamen Vorfall erklären?

Die Feigenbäume der biblischen Länder brachten vor den Blättern eine frühe, essbare Frucht hervor. Sie war Vorbote der normalen Ernte, was hier als "Zeit der Feigen" beschrieben wird. Wenn es keine frühen Feigen gab, war das ein Zeichen dafür, dass es später auch keine normale Ernte geben würde. Als Jesus zum Volk Israel kam, fand er Blätter, die vom Bekenntnis reden, aber er fand keine Frucht für Gott. Er sah Versprechen, aber keine Erfüllung. Jesus suchte beim Volk Israel nach echter Frucht. Weil es keine frühen Früchte gab, wusste er, dass er von diesem ungläubigen Volk auch später keine Früchte ernten würde. Deshalb verfluchte er den Feigenbaum. Dies ist ein Zeichen, das auf die Eroberung Israels im Jahre 70 n. Chr. hinweist.

Doch lehrt dieser Bericht nicht, dass Israel zu ewiger Unfruchtbarkeit verurteilt worden ist. Das jüdische Volk ist nur zeitweilig beiseite gesetzt worden, doch wenn Christus wiederkehrt, um zu herrschen, dann wird das Volk wiedergeboren und von Gott wieder in seine Vorrechte eingesetzt.

Dies ist das einzige Wunder, bei dem Jesus verfluchte und nicht segnete, bei dem er vernichtet, statt Leben wiederherzustellen. Auch das ist als Problem gewertet worden. Doch ist ein solcher Einwand nicht stichhaltig. Der Schöpfer hat das unumschränkte Recht, ein unbelebtes Wesen zu vernichten, um damit eine wichtige geistliche Lehre zu verdeutlichen, und so Menschen vor dem ewigen Verderben zu erretten.

Obwohl sich die Interpretation dieses Abschnittes in erster Linie auf das Volk Israel bezieht, kann er auch auf Menschen aller Zeitalter angewendet werden, die zwar grossartig daherreden, deren Lebenswandel jedoch nicht mit ihren Worten übereinstimmt.

Datum: 30.10.2008
Quelle: Kommentar zum Neuen Testament - William McDonald

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