Christliche Lieblings-Irrtümer

Wer ist göttlicher, Jesus oder Gott?

Eine US-amerikanische Umfrage fühlt Evangelikalen auf den Zahn und stellt fest: Viele haben Überzeugungen, die keineswegs durch die Bibel abgedeckt sind. Dies betrifft nicht nur Randbereiche des Glaubens, sondern zentrale Inhalte wie die Dreieinigkeit, die bereits durch frühkirchliche Konzile unterstrichen wurden.
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Evangelikale Christen sind sich vieler Dinge sehr sicher. Eine Umfrage von Lifeway Research ergab, dass 96 Prozent glauben, dass Jesus von den Toten auferstanden ist, 92  Prozent ihr Heil allein in Christus suchen und 88 Prozent die Bibel für Gottes Wort halten. Allerdings gibt es auch Grauzonen, in denen die Überzeugungen nicht so klar sind. Oder sie sind klar, entsprechen aber nicht unbedingt dem, was die Bibel sagt.

Jesus – Fast so göttlich wie sein Vater

Die meisten befragten Christen unterstreichen, dass sie an die Dreieinigkeit glauben (96 Prozent). Sie sind auch davon überzeugt, dass Jesus ganz Mensch und ganz Gott ist (88 Prozent). Auf Nachfrage schränken aber immerhin 31 Prozent ein, dass er zwar Gott sei, aber nicht ganz so göttlich wie sein Vater.

Der Ursprung dieser Auffassung liegt in biblischen Ausdrücken wie dem vom «eingeborenen Sohn» (Johannes 3,16). Bereits in frühchristlicher Zeit dachten einige, dass das bedeuten würde, dass es auch eine Zeit vor dieser «Geburt» gegeben hätte. Beim Konzil von Nicäa (325 nach Christus) wurde daraufhin als Ergebnis festgehalten, dass Jesus ganz Gott sei, nicht geschaffen und – natürlich – kein Gott zweiter Klasse.

Heiliger Geist – «Möge die Macht mit dir sein»

Auch wenn einige Evangelikale Jesus in seiner Rolle missverstehen – dem Heiligen Geist ergeht es wesentlich schlimmer. Für mehr als die Hälfte aller Christen (51 Prozent) ist er keine Person, sondern nur eine anonyme göttliche Kraft. Und weitere sieben Prozent sind sich nicht so sicher, wie sie ihn einordnen sollen.

Auch diese Irritation ist nicht neu. Bereits in der Anfangszeit der Gemeinde hielten manche Gruppierungen den Heiligen Geist nicht für eine Person – und oft auch nicht für Gott. 381 wurde als Ergebnis des Konzils von Konstantinopel festgehalten, dass der Heilige Geist ganz Gott sei – und vor allem eine Person.

Rettung – Wer tut den ersten Schritt?

Auch die menschliche Natur ist immer wieder Anlass für Verwirrung. Zwei Drittel aller Christen (68 Prozent) denken, dass die Initiative zur Rettung vom Menschen ausgeht. Der Mensch geht dabei auf Gott zu und Gott reagiert auf diesen Schritt mit Gnade. Praktisch genauso viele Befragte sind der Meinung, dass sie die Möglichkeit haben, aus eigener Kraft zu Gott umzukehren.

Pelagius, ein Mönch des fünften Jahrhunderts, dachte ähnlich. Er lehrte den «freien Willen» des Menschen, der sich daher frei für oder gegen Gott entscheiden konnte. Bis heute wird dies in der Christenheit unterschiedlich bewertet. Manch einer unterstreicht Gottes Handeln sehr deutlich, andere reden von einem Mitwirken des Menschen. Doch praktisch alle Theologen sind sich darin einig, dass die Initiative zur Rettung nicht vom Menschen ausgeht, sondern von Gott.

Historische Probleme – heutige Irrtümer

Man mag die Ergebnisse der Umfrage für frustrierend halten. Gleichzeitig wird deutlich: Missverständnisse, Irrtümer und Unsicherheiten zum christlichen Glauben hat es immer gegeben. Und die Frage ist weniger, ob alles, was wir für wahr halten, auch wirklich wahr ist. Die Frage ist eher: Wie entwickeln sich unsere Erkenntnisse weiter? Tun sie es überhaupt? Haben wir zu den Grundlagen unseres Glaubens «nur so ein Bauchgefühl», das wir kaum in Frage stellen? Oder wachsen wir als Christen auch im Glauben, indem wir eine solide Basis für unseren Glauben finden?

Zur Webseite:
LifeWay Research


Zum Thema:
Jesus

Dossier: Serie Heiliger Geist

Datum: 29.10.2014
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / www.christianitytoday.com

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