Mehr als nur ein erfolgreicher Staatsmann

Er war jung, schön und begabt, dazu tief religiös und er kam aus bestem Hause. Er wurde als Jugendlicher seiner Heimat und Herkunft beraubt, gewaltsam verschleppt und einem Umerziehungsprozess unterzogen. Er wird ein Meister der babylonischen Weisheit. In seiner Klugheit und Einsicht übertraf er alle. Er erweist sich schliesslich als kluger Statthalter und gerechter Richter, als fähiger Politiker und zuverlässiger Prophet.

Er lebte am Hofe eines der grausamsten Herrscher der Weltgeschichte und in seiner Laufbahn als Staatsmann erklimmt er die höchsten Spitzen. Als solcher erlebte er die Thronbesteigung von vier Königen nacheinander. Schliesslich brachte er es bis zur Stellung des zweitmächtigsten Mannes des damaligen Weltreiches. Wegen seines Glaubens war er vielen ein Anstoss und aus Neid wollte man ihn umbringen. Aber selbst die hungrigsten Löwen konnten ihm nichts anhaben. - Wir befinden uns in Babylon und schreiben das 6.Jh.v.Chr.

Der Mann kommt ursprünglich aus Juda und sein Name ist Daniel. Im jüdischen Glauben erzogen, musste Daniel schon früh in seinem Leben Ungerechtigkeit und Gewalt erfahren. Schliesslich wurde er in das Land verschleppt, das seiner Familie und seinem Volk unendliches Leid angetan hatte. Aber nicht Depression, Hass oder Rache erfüllten sein Leben, sondern sein Vertrauen in den lebendigen Gott. Er hatte sich vorgenommen, dass er sich nicht versündigen wollte. Als er gezwungen werden sollte die „Gepflogenheiten Babels“ zu übernehmen, verweigerte er sich aber nicht einfach, sondern er wählte die Form der Bitte. Und das Wunder geschah: Gott belohnte seinen Glauben und stellte sich zu Daniel. Das Ergebnis war, dass nicht nur sein Vorgesetzter ihm sehr wohlgesonnen wurde, sondern auch der König überrascht war.

Dann hatte Nebukadnezar einen Traum. Die Weisen Babels konnten ihn nicht deuten. In seinem Zorn wollte der König alle Ratgeber umbringen lassen. Doch Daniel verlor nicht den Kopf. Auch jetzt wendet er sich wieder klug und verständig an seinen Vorgesetzten und an den König. Er bittet um eine Frist, die ihm auch gewährt wurde. Er bittet demütig und aufrichtig um das, was seine Kollegen vorher sich erschleichen wollten. Daniel vertraute darauf, dass Gott ihm das ermöglichen würde, worin alle anderen versagt hatten. Er glaubte an ein übernatürliches Eingreifen seines Gottes und entschied sich deshalb Gott anzurufen. Gott erhörte sein Gebet und offenbarte ihm nicht nur den Traum sondern auch seine Deutung. Nebukadnezar war so sehr getroffen, dass er sich vor Daniel niederwirft und Gott als den Herrn über alle Könige anbetet. Dazu erhöhte er Daniel und setzte ihn zum Obersten über alle Weisen in Babel.

Daniel genoss grosses Ansehen bis in die Herrschaft des Perserkönigs Darius. Er war einer der höchsten Politiker, und der König dachte sogar daran, Daniel zum Obersten über alle zu machen, „denn es war ein überragender Geist in ihm“. Daniel zeichnete sich neben Weisheit auch mit grosser Treue dem König gegenüber aus. Seine Rivalen wollten ihn gerne loswerden, konnten aber keinen Grund zur Anklage gegen ihn finden. Die einzige Möglichkeit ihn zu Fall zu bringen war, seinen Glauben in Widerspruch zum staatlichen Gesetz zu bringen. Mit List rangen sie dem König ein Dekret ab, dass jeder, der während 30 Tage etwas bitten würde von irgend einem Gott oder von Menschen, ausser vom König allein, zu den Löwen in die Grube geworfen werden sollte. Diesem Befehl konnte Daniel trotz aller Loyalität natürlich nicht nachkommen. Er fuhr fort, seinen Gott dreimal täglich anzurufen und ihm öffentlich zu danken und zu loben. Darius, verzweifelt, sucht nach einen Weg, seinem besten Mann die Freiheit zu erhalten, musste sich schliesslich aber seinem eigenen Gesetz, dem Gesetz der Meder und Perser, beugen. Die Situation Daniels war hoffnungslos.

Schliesslich wurde er in die Löwengrube geworfen. Doch Daniel kommt nicht um. Er erlebt erneut, dass für Gott kein Ding unmöglich ist. Ein Engel kam und hielt den hungrigen Löwen den Rachen zu, sodass Daniel kein Haar gekrümmt wurde. Der König, hoch erfreut, liess nun einen Befehl ausgehen, „dass jedermann dem lebendigen und ewigen Gott Daniels fürchten und ehren sollte“. Nun war Daniel auf dem Höhepunkt der Macht im Königreich Persiens angekommen.

Daniel - ein erfolgreicher Staatsmann und vorbildlicher Gottesmann. Für Daniel war Loyalität seinem Arbeitgeber und Treue Gott gegenüber kein Widerspruch. Er vertraute seinem Gott, was für ihn bedeutete, dass er täglich Zeit mit Gott verbrachte, dass er mit allem, was er zu bewältigen hatte, zu Gott kam und es vor ihn ausbreitete und dass er, auch unter Lebensgefahr, keine faulen Kompromisse eingehen würde. Seine ethischen Werte entnahm er aus seinem Glauben an den Gott und seine Haltung war die eines Dieners. Er hielt an seinen Überzeugungen fest, auch wenn sie ihm Nachteile zu bringen schienen und seine oberste Priorität war, den Willen Gottes zu tun. So traf er mutig auch unpopuläre Entscheidungen, ging, wenn er eine Sache nicht mittragen konnte, den Weg der Bitte gegenüber seinen Vorgesetzten und glaubte, dass sein Gott auch Wunder tun konnte.

So ist aus einem, seiner Heimat beraubten Jugendlichen, einer der grössten Staatsmänner geworden.

Datum: 11.04.2002
Autor: Heinz Eschenbacher

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