Eine Lösung, die besser ist als einander mit den Hörner zu stossen

Von Robert J. Tamasy Das «Montags Manna» von letzter Woche beschäftigte sich mit den Konsequenzen unseres Nachgebens gegenüber den hartnäckigen Bedürfnissen unseres Egos. Wir machen dann alles Mögliche, um unseren Willen zu bekommen. Vor kurzem begegnete mir ein Beispiel aus der Natur, das die Tugenden eines ganz anderen Verhaltens aufzeigte. Die Geschichte stammt von Ulrich Zwingli, einem Anführer der protestantischen Reformation in der Schweiz im frühen 16. Jahrhundert. Er und Martin Luther, der Auslöser der Reformation, waren in einem schweren Streit gefangen, und Zwingli versuchte bislang vergeblich, diesen Konflikt zu lösen. Eines Morgens fand er die Lösung, als er einen Berg betrachtete. Er beobachtete, wie sich zwei Ziegen auf einem engen Bergpfad einander näherten, wobei die eine den Berg hinauf- und die andere hinabstieg. Sobald sie einander erblickt hatten, senkten sie ihre Köpfe. Es schien, als wollten sie einander herausfordern. Anstatt jedoch einander mit den Hörnern zu stossen, legte sich die Ziege, die den Berg hinaufstieg, hin. Die absteigende Ziege konnte so über den Rücken der anderen steigen, und die Tiere konnten ungehindert weitergehen. Wenn die Ziegen stattdessen einander mit den Hörnern gestossen hätten, hätte sich wohl eine durchgesetzt. Aber es hätte auch für beide schlimm ausgehen können. Deshalb beugte sich die eine vor der anderen, demütigte sich sozusagen selbst, um schliesslich weiter aufsteigen zu können. Wie oft erleben wir in der Geschäfts- und Arbeitswelt, dass zwei oder mehr Menschen auf ihre Ziele fixiert sind und fest entschlossen, alles aus dem Weg zu räumen, was ihnen entgegen steht? Wenn sie Widerspruch erfahren, bestehen sie darauf, einander mit den Hörnern zu stossen und bis zum bitteren und manchmal blutigen Ende zu kämpfen. Aber denken Sie an die Lektion, die Zwingli von den Ziegen gelernt hat. Die eine liess der anderen kurz den Vortritt, was zu einem «Win-win» Ergebnis führte. Könnte uns dieser Ansatz nicht dazu dienen, Konflikte am Arbeitsplatz beizulegen? Dieses Prinzip findet in der Bibel reichlich Unterstützung. Hier einige der Dinge, die die Bibel dazu zu sagen hat: Erniedrige dich, um erhöht zu werden.

Es sollte keine einseitige Angelegenheit sein, den Interessen eines anderen den Vorzug zu geben. Beide profitieren davon, wenn sie sich einander «unterordnen» oder gar «unterwerfen». So wie ein U-Boot untertaucht, bedeutet Unterordnen bzw. Unterwerfen, dass man sich bewusst unter jemand anderen stellt. «Ordnet euch einander unter; so ehrt ihr Christus.» (Epheser 5, 21).

Vorgesetzte und Untergebene sollten einander tragen. Das herkömmliche Modell ist, dass Vorgesetzte Autorität ausüben gegenüber denen, die unter ihnen stehen. Die besten Führungskräfte sind aber diejenigen, denen die Interessen ihrer Arbeitnehmer am Herzen liegen. «Ihr Sklaven (Arbeitnehmer), gehorcht euren Herren, ehrt und achtet sie! Dient ihnen so aufrichtig, wie ihr Christus dient...Auch ihr Herren (Vorgesetzte), behandelt eure Sklaven (Arbeitnehmer), wie es Gott gefällt. Schüchtert sie nicht mit Drohungen ein. Denkt immer daran, dass ihr denselben Herrn im Himmel habt wie sie...» (Epheser 6, 5-9).

Begegnen Sie Mitarbeitern - und Gott - mit einer demütigen Einstellung. Wenn man sich anderen gegenüber demütig verhält anstatt seine Wünsche einzufordern, kann man dadurch ihre Gunst und Unterstützung gewinnen. «Ordnet euch den Leitern eurer Gemeinden unter!...beugt euch unter Gottes mächtige Hand.» (1. Petrus 5, 5-6). «Die Hochmütigen weist Gott von sich; aber er hilft denen, die wissen, dass sie ihn brauchen. Unterstellt euch Gott.» (Jakobus, 4, 6-7).

Datum: 04.02.2013

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