Toleranz

«Ich bin die Wahrheit»

Sicher kennen auch Sie die oftmals heftigen Diskussionen um Wahrheit einerseits und Toleranz andererseits. Aber was ist Toleranz genau und wann ist sie angebracht?
Ist das die Wahrheit?

In einem Artikel von Siegfried Kettling las ich darüber Folgendes: Interessant ist die Bedeutung des Wortes Toleranz. Eigentlich bedeutet dieses Wort soviel wie tragfähig. Ein Positionsloser, der selbst als «geistige Wetterfahne» keine eigene Überzeugung hat und deshalb jedem Recht gibt, ist deshalb nicht tolerant. Tolerant, also fähig zum aktiven Tragen von Lasten, kann nur sein, wer selbst einen eindeutigen Standort, eine klare Überzeugung besitzt.

Wahr oder falsch

Was Wissensfragen angeht (z. B. ob New York oder Washington die Hauptstadt der USA ist), kann es keine unterschiedlichen Überzeugungen geben. Bei Wissensfragen lässt sich eindeutig feststellen, was richtig und was falsch ist. Hier hat das Wort «Toleranz» nichts zu suchen.

Meine Meinung, deine Meinung

Dagegen geht es bei Gewissensfragen (z.B. Ja oder Nein zum Dienst in der Armee) um letzte persönliche Überzeugungen. Toleranz bezieht sich hier auf das Du des andern, auf seine Person. Dass ich mit diesem Du in der Sachfrage uneins bin, will ich bewusst «tragen». Das Ja zum Du, zur Person, ist hier verbunden mit dem Nein zum Es, der umstrittenen «Sache». Hier ist Toleranz die Haltung, die Trennungen überwindet. Sie gehört also in die Achtung des Anderen. Nur hier ist Toleranz auch sinnvoll.

Die Lüge

Nun zur ethischen Wahrheit. Ein Beispiel: «Mutti, ich habe keine Schokolade genascht», versichert die Kleine, wobei der Mund ganz braun verschmiert ist. «Du hast gelogen», antwortet die Mutter. Hier kommt zu dem sachlich Unrichtigen noch die bewusste Irreführung hinzu. Jetzt prallen Wahrheit und Lüge aufeinander.

Der Schein

Ein drittes Bild: Die metaphysische Wahrheit, das ist die Frage nach der Wirklichkeit. Wieder ein Beispiel: Zwei Philosophen streiten miteinander. «Alles Leben ist Zufall», sagt der eine. «Hinter allem steht ein letzter Sinn», kontert der andere. Hier geht es nicht um Irrtum oder Täuschungsabsicht. Hier ist die Frage gestellt: Was ist wirklich, und was ist nur Schein, nur Einbildung, nur Illusion?

Die Verführung

Ein vierter Punkt ist die religiöse Wahrheit: Hier werden wir noch ein Stück tiefer geführt. Ein «Heilsprediger» verkündet: «Heroin und LSD schaffen den neuen Menschen, Drogen machen frei!» Hier geht es um Letztes. Hier bedeutet Wahrheit Leben, und ihr Gegenteil ist nicht nur Lüge, sondern geradezu teuflische Verführung, Mord. Hier meldet sich das Dämonische, das Chaotische.

Vier Modelle haben wir nun kurz skizziert, in welchen Toleranz fehl am Platz ist:

  • Wahrheit und Unrichtigkeit
  • Wahrheit und Lüge
  • Wahrheit und Schein
  • Wahrheit und Verführung

Ich bin die Wahrheit

Jetzt noch ein letztes Bild: Die biblische Sicht der Wahrheit. Mit Jesu Anspruch «Ich bin die Wahrheit» begegnet uns etwas völlig Neues, das sich von allen bisherigen Modellen grundlegend unterscheidet. Jesus behauptet ja nicht nur: Ich sage die Wahrheit wie ein Prophet, oder: Ich entfalte die Wahrheit wie ein Weisheitslehrer, oder: Ich vermittle die Wahrheit, wie dies ein Guru behaupten mag. Jesus beansprucht: Ich bin die Wahrheit in Person.

Im Christusglauben geht es nicht um eine bestimmte «Lehre», ein Programm, ein neues Menschenbild das man selbst ablehnen könnte um es doch bei Freunden zu tolerieren. Im Zentrum steht vielmehr der Name Jesus. Dieser Jesus ist der einzige, in dem Gott, der Schöpfer und Herr der Welt und jedes einzelnen Lebens, «wirklich» zu uns kommt. In Jesus steht der eine Gott vor uns. Und diese «Person/Wahrheit Jesus» ist die eine und alleinige (exklusive), die für alle umfassend gültige und die für immer bleibende, niemals wiederholbare Offenbarung Gottes. Jesus ist der Eine für alle, und das ein für allemal. Wer dies glaubt bekennt und ihm Folgsamkeit leistet, ist Christ. Wer ihm begegnet, sollte also nicht nur tolerant sein, sondern von ganzem Herzen in die Nachfolge treten, denn hier begegnet ihm das Leben selbst! Ja, dann hat er die Wahrheit begriffen und das wahre Leben ergriffen.

Datum: 02.03.2013
Autor: Dick Leuvenink
Quelle: FEG Basel

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