Angst oder Vertrauen?

Ein amerikanischer Forscher namens C.P. Richter machte einmal ein makabres Experiment. Er warf wilde Ratten in einen mit Wasser gefüllten Glaszylinder, aus dem sie nicht mehr entrinnen konnten. Ein Teil der Ratten starb binnen kurzem aus Schrecken und panischer Angst. Ein anderer Teil der gleichen wilden Ratten konnte sich dagegen viele Stunden hindurch schwimmend über Wasser halten. Es waren jene Ratten, die bei Vorversuchen schon einmal in den Glasbehälter geworfen, dann aber sogleich von dem Forscher daraus errettet worden waren. Die einmal gemachte Erfahrung von Rettung und Hilfe befähigte die Tiere, in einer neuen Angstsituation nicht panisch, sondern voller Hoffnung und Ausdauer zu reagieren.

Dieses Experiment, so grausam es ist, zeigt zum einen, was Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit bewirken. Es zeigt aber ebenso deutlich, was einzig und allein durch Vertrauen und Hoffnung möglich wird. Von daher kann das Experiment helfen, uns an das heranzutasten, was die Bibel mit „Glaube“ meint.

Die Bibel umschreibt ihr Verständnis von Glauben nicht in abstrakten Begriffen, sondern bringt es uns in Erzählungen näher. Eine solche Erzählung ist der Gang des Petrus auf dem Wasser (vgl. Mt 14,28-31). Als er eines Nachts Jesus übers Wasser gehen sieht, will er es ihm gleichtun. Der Blick auf Jesus gibt ihm ungeheures Vertrauen. Er steigt aus der Sicherheit des Bootes und geht mit festem Blick auf Jesus auf das Wasser. Plötzlich aber bekommt er Angst; er beginnt in den stürmischen Fluten zu versinken, so dass ihn Jesus wie ein Kind aus dem Wasser ziehen muss. Jesus fragt ihn vorwurfsvoll oder auch nur besorgt nach seinem Zweifel: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?

Glaube meint hier die feste Hoffnung auf einen Weg aus der Angst und zwar nicht wegen der rettenden Hand eines Forschers, sondern aufgrund des Vertrauens auf die heilende und rettende Hand des Jesus von Nazareth.

Wie reagiere ich auf Ängste? Kann ich wie Petrus „aus dem Bauch heraus“ vertrauen? Kann ich fest auf Jesus schauen und so die Angst überwinden? Vermag ich den in mir und um mich herum tobenden Mächten und Gewalten durch einen Akt einfachen Glaubens zu trotzen?

Datum: 29.08.2008
Autor: Roman Angst
Quelle: Bahnhofkirche Zürich

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