Eigentlich erreichten sie damit genau das Gegenteil. Wir waren geradezu in Hochspannung, mehr über die Folgen der Teilung für die Menschen in Berlin zu erfahren. Deshalb reisten wir mehrfach in den Ostsektor. Traurig machten uns die Gespräche mit alten Leuten, die nun nicht mehr ihre Verwandten und Freunde wiedersehen durften. (Die Besuchsregelungen für Berliner kamen erst viel später!). Ich schloss Freundschaften im Ostteil, wollte so gern helfen. Der »kalte Krieg« mit seinen Belastungen für die Menschen war förmlich greifbar. Dann kam ein Höhepunkt der Machtdemonstration gegen mich persönlich. Ich hatte auf der Stalinallee einige Schallplatten mit klassischer Musik erworben, die ich im Tränenpalast (Bahnhof Friedrichstraße, Übergangskontrolle zum Westen) artig vorzeigte. Dort wurde ich sofort festgenommen mit dem Hinweis, dass die Ausfuhr von Tonträgern gesetzlich verboten sei. Schier endlose Verhöre durch fünf (!) Stasibeamte folgten. Anstrengend war besonders die Unklarheit, wie lange ich verhaftet bleiben würde - Stunden, Tage, Wochen? Ich schickte viele Stoßgebete zum Himmel. Nach etwa 6 Stunden kam ich frei.
Datum: 13.08.2008
Quelle: talk-about.org