Was daran hindert, die Vaterliebe Gottes zu erleben: Traumatische Erlebnisse

Traumatische Erlebnisse wie der Tod von Menschen, die man geliebt hat, Unfälle oder andere Geschehnisse können Menschen daran hindern, Gottes Vaterliebe zu erleben.

Maria ist seit vielen Jahren eine treue Mitarbeiterin in unserer Vineyard-Gemeinde. Sie erzählt, wie sie auf Grund eines zerrütteten Elternhauses Schwierigkeiten hatte, die Vaterschaft Gottes anzunehmen:

"Ich hatte eine ziemlich turbulente Kindheit. Meine beiden Geschwister und ich waren oft alleine zu Hause in unserem Dorf, während meine Mutter, die unter Schizophrenie litt, in Bern herumflippte. Unser Vater arbeitete in Bern und kam erst abends nach Hause zurück, wo er uns oftmals alleine antraf. Da mein Vater uns irgendwann nicht mehr unter der Aufsicht unserer Mutter lassen konnte, brachte er uns in ein Kinderheim, in dem wir einige Jahren blieben. Während dieser Zeit sahen wir unsere Mutter nur noch selten. Ich erinnere mich nur noch an den Geruch von Zigaretten und Räucherstäbchen und den Anblick von Hippies, die wir in Bern trafen. Ich fühlte mich schutzlos, ohne Boden unter den Füssen, einfach den Umständen ausgeliefert. Später nahm sich meine Mutter das Leben. Danach holte unser Vater uns, so schnell er konnte, aus dem Heim. Unter der Woche sorgte eine Haushälterin für uns; abends und am Wochenende war unser Vater für uns da. Er wurde zu beidem, Vater und Mutter. Ich konnte mich bei ihm ausweinen, wenn ich Probleme hatte. Wenn ich nicht schlafen konnte, durfte ich zu ihm unter die Decke kriechen. Er war immer für mich da und gab mir stets das Gefühl, wertvoll und geachtet zu sein. Wir gingen zusammen durch Dick und Dünn.

Als ich mein Leben Jesus Christus anvertraute, änderte sich jedoch alles. Mein Vater begann, sich grosse Sorgen zu machen. Ich besuchte eine Jüngerschaftsschule und ein Jahr später heiratete ich. Die Hochzeitsfeier war charismatisch: Wir hatten eine lebendige Anbetungszeit, spannende Erlebnisberichte, der Chor der afrikanischen Vineyard-Gemeinde in Bern sang. Die Kirche war mit Ballons geschmückt, auf denen ,Jesus liebt dich' stand. Aber das war für meinen Vater zu viel. Er offenbarte mir, dieser Tag sei der schwärzeste Tag in seinem Leben gewesen. Dann stellte er mich vor die Wahl: entweder diese Sekte oder ich. Ich weinte während dieser Zeit viel, und auch für meinen Vater war es nicht einfach, doch es kam zur Trennung.

Ich sehnte mich während der kommenden Jahre nach meinem Vater, der sich in meiner Kindheit so liebevoll um mich gekümmert hatte, sich mir jetzt aber völlig entzog. Mein Vater akzeptierte weder meinen Mann noch meinen Glauben. Für ihn gab es einfach beides nicht. Häufig litt ich unter grossen Schuld- und Angstgefühlen, wenn ich an einem Gottesdienst oder einem christlichen Kongress teilnahm. Was würde wohl mein Vater dazu sagen, wenn er mich dort sähe? Schliesslich hatte er mir in meiner Kindheit einmal gesagt, dass ich bei allem, was ich täte, daran denken solle, was er dazu sagen würde. Es vergingen Jahre, in denen ich diese bedrückenden Gefühle nicht los wurde. Ich fürchtete mich davor, ihn zu enttäuschen oder zu verlieren, und fiel immer wieder in die Rolle des Kindes.

An einem Sonntagabend nach dem Gottesdienst und einem dreitägigen Seminar mit John Paul Jackson fragte ich meinen Mann, ob ich für ihn beten solle. Er war sehr traurig und lief Gefahr, in eine Depression zu fallen. Als ich zu beten begann, wurde mir plötzlich klar, dass wir beide einen Vater brauchten. Ich betete mit Leidenschaft: ,Herr, mein Mann und ich brauchen einen Vater!' Plötzlich erfüllte mich der Heilige Geist, und ich fing an, gleichzeitig zu lachen und zu weinen.

Ich sah mich als Kind mit dem Schulranzen auf dem Rücken die Treppen zu unserem Haus hinauf hüpfen. Im Haus warf ich den Ranzen übermütig von mir, lief in das Wohnzimmer und setzte mich auf die Knie meines Vaters, der in einem grossen Schaukelstuhl sass. Endlich war ich zu Hause. Ich war so glücklich. Als ich dieses Bild sah, wurde mir bewusst, dass ich ein Vaterhaus hatte. Ich fragte Gott, warum er mir das nicht bereits früher gezeigt habe. Ich hatte den Eindruck, dass er zu mir sagte: ,Du warst die ganze Zeit so darauf fixiert, dass dein Vater wieder zu diesem perfekten Vater wird, der er für dich einmal gewesen ist.' Jetzt sass ich also tatsächlich auf dem Schoss meines himmlischen Vaters und durfte ihm Fragen stellen. Ich konnte es beinahe nicht glauben. Ich hatte mein Zuhause gefunden, ein Zuhause, das mir niemand rauben kann, ein Zuhause, das mir immer gehören wird, ein Zuhause, wohin ich immer gehen kann.

Dann fragte ich Gott, was denn aus meinem irdischen Vater würde. Er sagte: ,Einmal werden du und dein Vater vor mir stehen, und ich werde dein Vater sein, und ich werde der Vater deines Vaters sein.' In diesem Augenblick spürte ich, wie sich meine Vorstellung von einem perfekten Vaters in Luft auflöste und er auf meine Ebene kam. Dort wurde meine falsche Vaterbindung gelöst.

Ich war ungefähr zwei Stunden auf den Knien. Ich lachte und weinte vor Glück. Ich erklärte Gott, dass ich nie mehr von seinem Schoss hinunter wolle. Darauf entgegnete er: ,Du wirst zwar von meiner Schoss hinunterklettern, aber immer in meinem Haus bleiben.'"

Maria durchlebte einige traumatische Erfahrungen. Sie verlor ihre Mutter und in gewissem Sinne auch ihren Vater, da dieser versucht hatte, sie zu besitzen und zu manipulieren. Doch eine Gotteserfahrung half ihr, den Schritt in die Freiheit der Vaterliebe Gottes zu gehen. Ich erlebe immer wieder, wie Menschen durch die Begegnung mit der Vaterliebe Gottes ihre Vergangenheit verarbeiten können und auch Versöhnung innerhalb der Familie erleben.

Datum: 31.05.2006
Autor: Martin Bühlmann
Quelle: Gemeinde leben - Gemeinde lieben

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