Die Gemeinde - ein echtes Zuhause

In einem echten Zuhause fühlt man sich wohl, auch wenn sich nicht immer alle Familienglieder so verhalten, wie man es gerne hätte. In einem echten Zuhause ist man so angenommen, wie man ist. Nicht, was man zu leisten in der Lage ist, zählt, sondern die Tatsache, dass man zur Familie gehört.

Christliche Gemeinden, die Menschen so annehmen, wie sie sind, geben eine unausgesprochene Botschaft an alle Gemeindeglieder und an Jesus fernstehende Menschen weiter: Es ist in Ordnung und man ist angenommen, so zu sein, wie man ist. Viele Menschen neigen dazu, sich so zu verhalten, wie es von ihnen (unbewusst) erwartet wird. Wenn der Rahmen diese Haltung verstärkt, werden sich diese Menschen in der Gemeinde nie zu Hause fühlen können. Sie werden sich immer darum bemühen, angenommen zu sein, und ihr wahres Ich nie offenbaren. Wir brauchen jedoch Orte, an denen Menschen sie selbst sein dürfen.

In unseren Gottesdiensten bringen Menschen immer wieder ihre Hunde mit. Natürlich bellen diese manchmal während des Gottesdienstes. Mir wurde aber bewusst, dass der Hund für viele Menschen die einzige Bezugsperson ist. Wenn ich den Hunden die Tür weise, werden ihre Halter denken, sie seien nicht willkommen. So können Hunde im Gottesdienst ein Zuhause ausmachen.

Max kommt seit einigen Jahren in die Vineyard Bern. Er ist leicht autistisch veranlagt und hat Schwierigkeiten, sich auszudrücken. Die ersten Gespräche verunsicherten mich sehr. Wenn ich Max eine Frage stellte, musste ich manchmal eine Minute lang auf eine Antwort warten. Natürlich war ich versucht, die von mir gestellten Fragen gleich selbst zu beantworten. Ich merkte aber, dass ich in diesem Moment Max und seine Antwort nicht ernst nahm, und beschloss, geduldig auf eine Entgegnung zu warten. Zu oft fühlte er sich durch unser Verhalten ausgegrenzt, besonders wenn er von einem Gemeindeglied missverstanden wurde. Eines Tages erhielt ich von Max eine E-Mail. Seine Sprache war konkret, differenziert und klar. Sollte wirklich Max diese Mail geschrieben haben? Plötzlich erkannte ich, dass ich Max auf Grund seines Handicaps beurteilt hatte. Meine Haltung gegenüber Max änderte sich; ich lernte, ihn so anzunehmen und zu lieben, wie er ist. Heute ist Max viel offener und belastbarer geworden; er hat in der Vineyard Bern ein Zuhause gefunden, in dem er willkommen ist. Er hat seinen Platz gefunden und ermutigt mich mit seiner Art immer wieder.

Datum: 31.05.2006
Autor: Martin Bühlmann
Quelle: Gemeinde leben - Gemeinde lieben

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