Die Liebe ist die ultimative Kraft zur Veränderung

Aus der Prostituierten Marie-Louise wird eine Nachfolgerin von Jesus Christus

Das Telefon klingelte. Am anderen Ende der Leitung meldete sich eine Frau. "Ich bin Prostituierte, betreibe weisse Magie und bin HIV-positiv. Ich höre mit meinem Mann gerade eure CD. Die Musik berührt mich, ich möchte Gott kennen lernen."

Ich lud die Frau in den Gottesdienst ein. "Wie werde ich Sie erkennen?", fragte ich.

"Ich sehe aus wie eine Hexe", lautete die Antwort.

Einige Wochen später lernte ich die Frau nach dem Gottesdienst kennen. In der Folgezeit begann der Geist Gottes, sie zu verändern, und sie entschied sich schliesslich dafür, ihr Leben Jesus Christus anzuvertrauen.

Eines Tages suchte sie einen unserer Seelsorger auf, der mit ihr ihre Vergangenheit aufarbeitete. Sie hatte jahrelang als Prostituierte gearbeitet; bereits als 15-Jährige war sie von ihrer Mutter, die auch Prostituierte war, auf den Strich geschickt worden. Später führte sie ein "Etablissement", gab ein Sexmagazin heraus und führte ein Leben in Saus und Braus, bis sie sich mit dem HI-Virus infizierte. Ihr Leben war geprägt gewesen von einem extravaganten Lebensstil, von Männern und grosser Einsamkeit.

An diesem Nachmittag erlebte sie eine spektakuläre Befreiung. Nach diesem Erlebnis kam sie auf mich zu und sagte: "Martin, jetzt will ich nur noch Gott dienen. Was kann ich für dich tun?" Wir hatten an jenem Abend für eine Kirchengemeinde in Bern ein Konzert mit einem afrikanischen Chor aus Angola geplant. Mir fehlte noch eine Übersetzerin, da diese Gäste nur Französisch sprachen. "Wärst du dazu bereit zu übersetzen?", fragte ich sie. Sie willigte ein und so sassen wir dann an diesem Abend gemeinsam mit vielen "anständigen" Bernern in der Kirche. Marie-Louise stand in ihrem kurzen Rock und den hohen Lederstiefeln neben dem Redner und übersetzte die Predigt eines angolanischen Pfarrers. Da war sie nun, eine Ex-Prostituierte, vor vielen potentiellen oder ehemaligen Kunden und verkündete das Evangelium. Wieder einmal war ich tief davon berührt, wie Gott Menschen ändern konnte.

Georgia und ich und auch viele andere Mitglieder der Vineyard Bern durften Marie-Louise einiger Jahre lang begleiten. Es gelang ihr zwar nie, völlig mit ihrem alten Leben ins Reine zu kommen, aber sie lebte ganz bewusst aus der Gewissheit heraus, dass sie eine Geliebte Gottes war.

Als sie mit einer starken Lungenentzündung im Krankenhaus lag, machten sich die Ärzte über ihren Glauben lustig. Das verletzte sie sehr, und so beschloss sie, den Ärzten zu beweisen, dass ihr Heiland, Jesus Christus, lebt und ernst genommen werden will. Sie hatte an diesem Tag ungefähr 40 Grad Fieber, forderte aber die Ärzte heraus, indem sie erklärte, Christus werde das Fieber auf 37 Grad fallen lassen, wenn sie ihn darum bitten würde. Gesagt, getan. Im Beisein der Ärzte wurde ihr Fieber gemessen. Nach einem kurzen Gebet gab sie ihnen das Thermometer zurück, und tatsächlich war ihr Fieber auf 37 Grad gefallen. Am nächsten Tag starb Marie-Louise in der Gewissheit, dass Jesus auf der anderen Seite des Lebens auf sie warten würde.

"Ich sage es noch einmal: Dass wir mit Gott verbunden bleiben und er mit uns, wissen wir, weil er uns seinen Heiligen Geist gegeben hat. Wir haben es selbst erlebt und darum bezeugen wir: Gott, der Vater, hat seinen Sohn in diese Welt gesandt, um sie zu retten. Wer glaubt und bekennt, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist, den wird nichts von Gott trennen. Das haben wir erkannt, und wir vertrauen fest auf Gottes Liebe. Gott ist Liebe, und wer in dieser Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. Das ganze Ausmass der göttlichen Liebe zeigt sich darin, dass wir dem Tag des Gerichts ohne Angst entgegengehen können. Denn wir leben in dieser Welt so, wie Christus es will" (1. Johannes 4,13-17).

Dieser Text hebt nochmals hervor, dass der Geist Gottes uns bestätigt, dass wir zu Gott gehören. Wir müssen nicht unserer Leistung vertrauen, die uns liebenswert machen soll, sondern wir dürfen seiner unumschränkten Liebe zu uns Vertrauen schenken. Wenn wir uns dieser Liebe ausliefern, uns für sie öffnen, ja Abstand nehmen von jedem Gedanken, dass uns Gott nur deshalb liebt, weil wir das Richtige tun, werden wir Schritt für Schritt Vertrauen in ihn fassen und die wachsende Gewissheit haben, dass wir wirklich von ihm angenommen sind.

Diese bedingungslose Liebe weckt im Menschen das Vertrauen, das seine eigenen Möglichkeiten übersteigt. Er muss sich nicht mehr vor Gott fürchten, sondern kann sich ruhig in seine Arme fallen lassen. Marie-Louise hatte in ihrer Beziehung zu Jesus Christus eines gelernt: Sie konnte sich vorbehaltlos in die Arme Jesu Christi fallen lassen. Ihre Lebensangst hatte einem tiefen Vertrauen Platz gemacht.

Datum: 31.05.2006
Autor: Martin Bühlmann
Quelle: Gemeinde leben - Gemeinde lieben

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