Prophetisches Handeln

Wir finden im Neuen Testament aber auch Prophetien, die sich nicht nur an den Einzelnen wenden und in sein Leben hineinsprechen, sondern für die Öffentlichkeit bestimmt sind und Handeln nach sich ziehen. Jesus verkündete das Königreich Gottes nicht nur, er handelte auch danach. Seine Handlungen waren als ein Zeichen gedacht, damit die Menschen sehen konnten, was Gott denkt, wie er ist und was er tun möchte. Im Hebräerbrief 2, Vers 4 lesen wir, wie Gott durch Jesus wirkte: "Gott selbst hat diese Botschaft beglaubigt durch erstaunliche Zeichen und Wunder, durch seine machtvollen Taten und die Gaben des Heiligen Geistes, die er nach seinem Willen austeilt."

Es geht also um beides, um prophetisches Reden und prophetisches Handeln. Jede Heilung, jede Befreiung von bösen Mächten, jede Auferweckung von den Toten, die Speisung von Tausenden von Menschen brachte Gottes Absichten zum Ausdruck. Sie sollten die Menschen im Glauben stärken, trösten und ermutigen, Gott von ganzem Herzen zu vertrauen.

Es gab aber noch andere prophetische Zeichen, die Jesus vollbrachte. Eines Tages brachten die Schriftgelehrten und Pharisäer eine Frau zu ihm, die beim Ehebruch ertappt worden war. Sie forderten Jesus heraus und sagten, dass diese Frau doch gemäss dem Gesetz von Moses gesteinigt werden müsse. Was er dazu meine?

"Aber Jesus schien gar nicht auf ihre Frage zu achten; er bückte sich und schrieb mit seinem Finger auf die Erde. Als sie hartnäckig nach einer Erklärung verlangten, richtete er sich auf und sagte: ,Nun, dann steinigt sie! Aber den ersten Stein soll der werfen, der selbst noch nie gesündigt hat!' Dann bückte er sich wieder und schrieb weiter auf die Erde. Als Erstes gingen die Ankläger" (Johannes 8,6b-9a).

Jesus hatte in diesem Fall eine prophetische Handlung vollzogen, die sowohl die Herzen der Ankläger offenbarte, aber auch Gottes Haltung gegenüber dem Sünder zeigte. Der Sünder soll nach Gottes Willen begnadigt werden!

Im letzten Jahr hatte Wilfried, ein Freund von mir, der auch im Leiterkreis der Vineyard Bern ist, den Eindruck, dass er die Berufung bekommen hätte, sich für das schwächste Glied der Gesellschaft, die Ungeborenen, einzusetzen. Wir beteten als Leiterkreis über dieser Berufung und fragten uns, ob wir als Gemeinde Wilfried für diesen Dienst freisetzen sollten. Wilfried hatte weiterhin den Eindruck, dass in Bern, der Hauptstadt der Schweiz, ein "Tag des Lebensrechts" durchgeführt werden sollte. Die Bevölkerung müsse auf das Recht der rechtlosen Ungeborenen aufmerksam gemacht werden. Tausende nahmen an diesem Tag teil. Er wurde von Politikern, offiziellen Kirchenvertretern und vielen verschiedenen Organisationen unterstützt und von der Öffentlichkeit wahrgenommen.

Was war geschehen? Wir hatten gemeinsam ein prophetisches Zeichen gesetzt: Gott will, dass wir seine Schöpfung schützen und nicht über Leben und Tod entscheiden.

Ich bin davon überzeugt, dass sich Christen in der Öffentlichkeit engagieren sollten. Nur so werden wir prophetische Zeichen setzen können. Wie sollen die Menschen das Evangelium hören können, wenn sie Gottes Wesen nicht beispielhaft an der Gemeinde und durch das Wirken der Gemeinde erkennen können? In diesem Sinne ist auch der Umgang unter Christen ein prophetisches Zeichen seiner Liebe. Wenn wir uns aber gegenseitig bekämpfen, missachten und schlecht übereinander reden, wie sollen dann Gottes Absichten sichtbar werden?

Datum: 31.05.2006
Autor: Martin Bühlmann
Quelle: Gemeinde leben - Gemeinde lieben

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