Beziehungen in der Gemeinde leben

Es gibt in der westlichen Welt viele unzufriedene Gemeindemitglieder. Ich höre oft Klagen über den Mangel an geistlicher Versorgung, an familiärer Atmosphäre oder an Möglichkeiten, sich zu engagieren oder dass es der jeweiligen Gemeindeleitung nur darum geht, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen. Oft macht sich eine Frustration breit, die die Identifikation mit der Gemeinde beeinträchtigt. Ich kenne auch Menschen, die sich jahrelang in eine Gemeinde investiert haben und plötzlich den Blick für den gemeinsamen Auftrag verlieren. Andere betrachten die Gemeinde als Tankstelle, an der sie Versorgung und Unterstützung bekommen sollten, es aber nicht tun. Woran mag das liegen?

Ich denke, dass Christen auch im Rahmen ihrer Gemeinden wieder Verantwortung für ihr eigenes Leben und die Erfüllung der Berufung der Gemeinde übernehmen sollten. Der Daseinszweck einer Gemeinde besteht nicht darin, dass Menschen in einer besonders guten und unterstützenden, wohltuenden Art und Weise gemeinsam auf dem Weg zum Himmel ihren Glauben pflegen können. Die Gemeinde Jesu ist eine Kraft in dieser Welt, die Gottes Liebe und sein Versöhnungsangebot öffentlich sichtbar machen soll. Dazu brauchen wir authentische, echte, transparente Beziehungen. Diese können aber nur gedeihen, wenn wir dazu bereit sind, nicht zuerst an uns, sondern an den Nächsten zu denken.

Kleingruppen und Hauskreise mögen gute Hilfsmittel sein, damit Beziehungen geknüpft werden können. Wir dürfen aber dennoch die Entwicklung von Beziehungen nicht an Kleingruppen und Hauskreise delegieren. Wir müssen dazu bereit sein, auch unabhängig davon unser Leben für andere Menschen zu öffnen.

In der Vineyard Bern gibt es eine grosse Anzahl von Hauskreisen, Dienst-, Interessen- und Gebetsgruppen. Die Qualität jeder dieser Gruppe ist aber immer von der Bereitschaft der einzelnen Mitglieder abhängig, sich zu verschenken. Menschen sind neben der Gegenwart des Heiligen Geistes in einer Gemeinde das grösste Kapital, das Jesus an einem Ort zusammengebracht hat. Es gilt, dieses Potential freizusetzen. Verbindlich gelebte Beziehungen sind der Ausgangspunkt für jede Berufung.

Es fällt mir im Gemeindeumfeld auch auf, dass die Menschen häufig eine negative Vorstellung von der Gemeinde als Familie haben. Ich habe aus diesem Grund auch von Beziehungen und nicht von Familie gesprochen. Patchwork-Familien und allein erziehende Elternteile ersetzen heute immer mehr das Bild einer funktionierenden Familie. Gleichzeitig war der Schrei nach echten Beziehungen noch nie so laut wie heute. Wir haben uns aus diesem Grund in der Vineyard Bern viele Gedanken über alternative Wohnformen gemacht und fördern ganz bewusst Grossfamilien oder erweiterte Familien, damit Menschen wieder ein Zuhause finden können.

Wenn wir unsere Kinder dabei unterstützen wollen, gesunde Beziehungen aufzubauen, sind Gruppen mit unterschiedlichen Altersstufen in der Arbeit mit Kindern eines der wichtigsten Hilfsmittel. Wir haben vor einiger Zeit die Gruppen im Kinderdienst so umgestellt, dass Kinder im Alter zwischen sieben und zwölf Jahren und Kinder im Alter zwischen zwei und sechs Jahren zusammen in den gleichen Gruppen sind. Diese Altersdurchmischung fördert die Bereitschaft der älteren Kinder, Verantwortung für die jüngeren zu übernehmen. Es ist interessant zu sehen, dass es auch viel einfacher wurde, schon in den Kindern zukünftige Leiterinnen und Leiter gibt.

Gedankenanstösse
1. Gibt es in Ihrem Leben echte, transparente, ehrliche Beziehungen?
2. Was hindert Sie daran, solche Beziehungen einzugehen?
3. Haben Sie in Ihrer Gemeinde einen Platz gefunden, an dem Sie Beziehungen leben und sich gleichzeitig engagieren können?
4. Was müsste sich in Ihrer Gemeinde verändern, damit sie Menschen in das Beziehungsnetz aufnehmen kann?

Datum: 25.05.2006
Autor: Martin Bühlmann
Quelle: Gemeinde leben - Gemeinde lieben

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