Jeremia 6,1-15

1 "Flieht, ihr Leute von Benjamin, lauft weg aus Jerusalem! Blast das Signalhorn in Tekoa, richtet oberhalb von Bet-Kerem Zeichen auf, die den Menschen den Fluchtweg weisen. Denn von Norden her droht euch Unheil, euer Untergang naht!
2 Jerusalem ist schön und verwöhnt, doch ich mache die Stadt auf dem Berg Zion dem Erdboden gleich.
3 Hirten ziehen mit ihren Herden heran, schlagen ringsumher die Zelte auf und weiden Jerusalem ab, ein jeder bekommt seinen Anteil.
4 'Los', sagen sie, 'bereitet den Angriff vor! Noch am Mittag stürmen wir die Stadt!' 'Zu spät! Der Tag ist vergangen, es wird schon dunkel.'
5 'Dann greifen wir eben bei Nacht an und legen die Paläste Jerusalems in Trümmer.'
6 Ich, der allmächtige Gott, habe ihnen befohlen: 'Fällt Bäume, und schüttet einen Belagerungswall auf!' Diese Stadt hat die Strafe verdient, denn in ihr herrscht nichts als Unterdrückung!
7 Wie aus einem Brunnen Wasser fließt, so sprudelt die Bosheit aus ihr hervor. Sie ist voll von Gewalttaten und Raubüberfällen, ihre Krankheit und ihre Wunden stehen mir ständig vor Augen.
8 Lass dich warnen, Jerusalem, sonst reiße ich mich von dir los und mache dich zur Wüste, zu einem menschenleeren Land!
9 Ich, der Herr, der allmächtige Gott, sage: Jeremia, wende dich noch einmal diesem Volk zu wie ein Winzer, der Ranke für Ranke umdreht. Halte Nachlese an denen, die vom Volk Israel übrig bleiben."
10 Herr, wen soll ich überhaupt noch warnen? Keiner hört mir zu, sie haben ihre Ohren verschlossen und schlagen meine Worte in den Wind. Was du sagst, finden sie lächerlich, es ist ihnen ganz und gar zuwider.
11 Dein Zorn über sie glüht auch in mir, ich kann ihn nicht mehr zügeln! Da sprach der Herr: "Gieß meinen Zorn über sie aus, damit alle ihn zu spüren bekommen: die spielenden Kinder auf der Straße und die jungen Leute, die beieinander stehen. Alle werden davon betroffen sein, Männer und Frauen, sogar die älteren Menschen und die Greise.
12 Ja, ich, der Herr, kündige ihnen an: Ihre Frauen, ihre Häuser und Felder werden Fremde an sich reißen. Denn ich strecke meine Hand aus zum Gericht über die Bewohner dieses Landes!
13 Sie alle, vom einfachen Volk bis zu den Einflussreichen, wollen nur eines: Gewinn um jeden Preis! Auch die Priester und Propheten betrügen das Volk,
14 weil sie seine tiefen Wunden nur schnell verbinden. 'Es ist nur halb so schlimm, es wird alles wieder gut!', sagen sie. Nein, nichts wird gut!
15 Schämen müssten sie sich über ihre abscheulichen Taten, aber sie kennen keine Scham mehr, sie werden nicht einmal rot! Doch wenn die Zeit gekommen ist, werden sie stürzen; wenn ich sie strafe, werden sie sterben. Darauf gebe ich, der Herr, mein Wort."

Datum: 01.09.2012

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