Der tröstende Schweizer

«Der Sinn des Lebens ist, für andere Menschen da zu sein»

Peter Meienberg lebt seit 52 Jahren als Missionar in Afrika, wo er sich für Arme, Gefangene und Flüchtlinge einsetzt. Heute, 84-jährig, arbeitet der Schweizer immer noch mit Herzblut und hat unterdessen in Nairobi seine neue Heimat gefunden.
Pater Peter Meienberg

Wenn Pater Peter Meienberg das Frauengefängnis Langata in Nairobi betritt, strahlen die Insassen und Wärterinnen. Seit mehreren Jahren haben er und sein Team von der Stiftung Faraja die Umstände im Gefängnis massiv verbessert. «Als ich das Gefängnis zum ersten Mal betreten habe, lagen die Frauen zusammengepfercht auf dem Boden, noch schlimmer als man in der Schweiz die Kühe halten würde.» Nach und nach wurden Betten, Fenster und Sitzbänke installiert. Es kamen Sportplätze, Handarbeitsräume und sogar ein Schönheitssalon hinzu, damit die gefangenen Frauen sich bewegen, beschäftigen und Fertigkeiten aneignen können. Oft sitzen sie nämlich für mehrere Jahre in Untersuchungshaft. Auch die Gefängniswärterinnen wurden besser ausgebildet. Peter Meienberg feiert jeweils die Messe mit den Frauen, betreut sie in der Seelsorge und bringt so Hoffnung in ihr Leben.

Kalonzo Musyoka, Vizepräsident Kenias, sagte 2008 bei seinem Besuch im Langata Frauengefängnis: «Unser Ziel ist es, dass alles Gute, das wir hier vorfinden, auch in allen anderen Gefängnissen des Landes umgesetzt wird. Pater Peter Meienberg ist ein Diener Gottes.»

Für Menschen da sein

Nach seiner Schulzeit in St. Gallen und Einsiedeln trat Peter Meienberg in den Benediktinerorden ein. Schon als Kind fasziniert von Afrika, war es für ihn klar, in die Mission nach Afrika zu gehen. Vor seiner Zeit in Tansania und später Kenia schloss Meienberg Studien in Philosophie, Theologie und Soziologie ab. In Afrika setzte sich der Pater für Arme und Flüchtlinge ein, später auch für Gefangene. 1999 gründete er die Stiftung Faraja, die heute hauptsächlich von Schwarzen geführt wird und eine Farm und verschiedene Schulen betreibt. Das Wort «Faraja» ist Swahili und bedeutet «Trost» oder «Ermutigung». Peter Meienberg sieht Gott im Leben der Menschen, denen er begegnet. «Gott sagt: 'Was ihr für einen der Geringsten getan habt, das habt ihr für mich getan.' Der Sinn des Lebens ist, für andere Menschen da zu sein, die mich hier und jetzt brauchen.»

Ohne Sorge

Jeden Tag nutzt Peter Meienberg seinen «guten Draht nach oben», wie er es nennt. Es gebe Enttäuschungen und viele schlimme Schicksale. Hier sei eine gewisse Gelassenheit notwendig, «ein Wissen, dass über allem der Herrgott steht. Ich sage mir, dass ich gemacht habe, was ich konnte, und übergebe es Gott. So steht es auch in der Bibel: Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.» (Die Bibel, 1. Petrus, Kapitel 5, Vers 7)

«Nicht mehr 48»

Besonders beeindruckt ist Peter Meienberg von der Fröhlichkeit der Afrikaner. «Die Menschen geniessen die schönen Dinge im Leben und können schneller über das Harte hinwegsehen als die Schweizerinnen und Schweizer.» Langsam merke er körperlich schon, dass er nicht mehr 48, sondern 84 sei, doch in den Gefängnissen gebe es noch so viel zu tun. Der Benediktinermissionar hofft auf eine soziale Gerechtigkeit in Kenia und dass das Land ein Vorbild für andere Staaten werden kann. In die Schweiz zurückkehren ist keine Option: «Ich bleibe bis zu meinem Ende in Afrika.»

Datum: 05.12.2013
Autor: Elina Ehrensperger
Quelle: viertelstunde für den Glauben

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