Afrika: Christliche Kirchen „Speerspitze im Kampf gegen AIDS“

Hoffnung statt Resignation: Kurt Bangert.
World Vision hat die Hilfe für AIDS-Waisen in viele Entwicklungsprojekte integriert.

Kurt Bangert, Mitherausgeber der zwei Bücher „HIV und AIDS als christliche Herausforderung“, äussert sich im Interview über die Dringlichkeit der Hilfe.

Wie sind Sie persönlich zur Beschäftigung mit der Thematik HIV und AIDS gekommen?
Kurt Bangert: Wir bei World Vision Deutschland haben uns – auch auf mein Drängen hin – 2001 dazu entschlossen, HIV und AIDS zu einem wichtigen Themenschwerpunkt zu machen. Nicht nur, weil die Lage es erforderte, gerade in Afrika mehr Aufklärung und Prävention zu unternehmen, sondern auch, weil wir die Menschen hierzulande über die dramatische Entwicklung auf dem schwarzen Kontinent und anderswo informieren wollten. Wir als Entwicklungsorganisation konnten nicht länger tatenlos zusehen, wie die Erfolge unserer Armutsbekämpfung zusehends durch das Wegsterben von Millionen Menschen im arbeitsfähigen Alter zunichte gemacht wurden.

Woran liegt es, dass sich manche Christen im Westen mit dem Thema so schwer tun?
Viele bei uns im Westen ordnen HIV und AIDS vorwiegend Randgruppen zu und meinen, die Epidemie könne sie selbst nicht betreffen. Ausserdem sind viele bei uns der Meinung, die Betroffenen seien doch selbst schuld an der grossen Verbreitung von HIV und AIDS gerade in Afrika. Es gibt Experten, die haben, was Afrika betrifft, schon vor Jahren resigniert. Resignation ist aber eine Haltung, die wir uns als eine christliche Organisation nicht aneignen wollen. Es gibt keine Alternative zur Hoffnung. Deshalb nennen wir unsere HIV/AIDS-Arbeit auch „Hope Initiative“.

Was tun Christen in Afrika und Asien, um Betroffenen zu helfen?
Nachdem Christen anfangs nicht recht wussten, wie sie mit dem Problem HIV und AIDS umgehen sollten, und manche Christen dazu neigten, die Betroffenen zu verurteilen, haben sich die christlichen Kirchen heute zur Speerspitze im Kampf gegen HIV und AIDS und zur Versorgung von HIV-Infizierten, AIDS-Kranken sowie den durch AIDS verwaisten Kindern gemacht. Es gilt mehr und mehr die Devise, das niemand wegen seiner Infizierung oder Erkrankung verurteilt werden darf, gleichgültig auf welche Weise er sich infiziert haben mag. Christliche Gruppen sind dazu aufgerufen, sich als „heilende Gemeinschaften“ zu verstehen.

Was tun Hilfswerke wie World Vision und Gebende Hände, die die beiden Bücher initiiert haben?
World Vision hat die HIV/AIDS-Aufklärung und die Betreuung von Betroffenen in viele seiner grossen Entwicklungsprojekte integriert. Wir haben Handbücher und Tool-Kits zur Aufklärung und Betreuung entwickelt, um hauptberufliche und ehrenamtliche Helfer mit geeigneten Methoden vertraut zu machen. Unser besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf dem Schutz der Kinder.

Wichtig ist für uns, dass HIV-infizierte Eltern durch medizinische Behandlung möglichst lange am Leben bleiben, um für ihre Kinder noch lange zu sorgen; dass infizierte Mütter den Virus nicht an ihre Neugeborenen weitergeben; und dass durch AIDS verwaiste und gefährdete Kinder ausreichend versorgt und betreut werden, um ihr eigenes Leben meistern zu können.

Sie engagieren sich vor allem für die von HIV und AIDS betroffenen Kinder? Können Sie uns einen Einblick in die Lage geben?
International haben wir uns am Zustandekommen des UN-„Handlungsrahmens“ für die durch AIDS verwaisten und gefährdeten Kinder beteiligt. Der Handlungsrahmen sieht neben gezielten Massnahmen auch eine bessere Koordinierung dieser Massnahmen vor – und zwar lokal, national und international.

Auf der kommunalen Ebene geht es vor allem darum, die Familien und Haushalte zu stärken, die von HIV und AIDS betroffen sind, die Kommunen und Dorfgemeinschaften zu informieren und zu mobilisieren, damit die Betroffenen nicht marginalisiert, sondern integriert und ausreichend betreut werden. Und vor allem geht es darum, die gefährdeten Kinder zu identifizieren und regelmässig zu besuchen, um sicherzustellen, das sie nicht stigmatisiert und diskriminiert werden, sondern alle Leistungen erhalten, auf die sie ein verbrieftes Recht haben: Ernährung, Gesundheitsversorgung, Bildung und Betreuung.

Mehr zu Kurt Bangerts Buch über die Herausforderung AIDS

Datum: 08.07.2008

Werbung
Livenet Service
Werbung