Jetzt kommt(s) Grob: freiwillig in den Knast!

Gefängnis-Seelsorger Fred Grob
Fred Grobs Buch «Liebe für Ungeliebte»

Er geht freiwillig ins Gefängnis: Fred Grob. Als Gefangenen-Seelsorger besucht er die Insassen und ist für sie da. Aber auch er hat seine Fragen. Daniel Gerber interviewte ihn für Livenet und Jesus.ch

Fred, seit Jahren besuchst Du die Sträflinge in Gefängnissen. Warum?
Weil Gott mir diese Aufgabe vor Jahren aufs Herz gelegt hat. Ich versuche eine Beziehung aufzubauen, und dazu gehört auch immer wieder die absolut gute Botschaft: "Gott interessiert sich für Dich. Hast du das gewusst?"

Wie bist Du zu dieser Aufgabe gekommen?
Vor über 20 Jahren fragte mich ein Freund, ob ich Interesse hätte und mich einer Gruppe Christen anschliessen will. Sie würden in der Strafanstalt Lenzburg monatliche Gottesdienste abhalten.

Wozu braucht es eigentlich so etwas?
Weil ich überzeugt bin, dass ohne eine Umkehr zu Gott kaum einer besser wird. Meine Erfahrung: Die meisten werden im Knast nur noch schlechter.

Wie sieht so ein Besuch aus?
Ich sitze mit ihnen an einem kleinen runden Tisch und lade sie zu einem Automatenkaffee oder Getränk ein. Pro Person hab ich zwei Stunden Zeit, um über alle Themen zu sprechen, die so anfallen.

Was erlebst Du dabei?
Sehr viel an Gefühlen; viele Aggressionen und viel Frust und Tränen. Aber auch lustige Momente.

Eine Schwäche, die Du durch den Glauben besser in den Griff bekommen hast ...
Zum Beispiel mein altes Lösungsmuster. Das war früher häufig der Alkohol. Heute kann ich ohne Probleme bei einem guten Essen ein Glas Wein geniessen.

Ein Tipp, wie man Gebet und Bibellese interessant gestalten kann ...
Betet ohne Unterlass ist das Einüben, den ganzen Tag online zu sein und immer wieder mit Gott zu sprechen, sogar beim Einkaufen. Warum auch nicht? Die Ergebnisse sind oft total verblüffend. Beim Bibellesen brauche ich persönlich immer wieder ergänzende gute Bücher dazu. Ich liebe es zu forschen und zu recherchieren.

Was begeistert dich am meisten an Gott?
Seine Geduld, seine Ideen, seine Schöpfungen. Und dass ich einen echten Freund gefunden habe, einen, der mir durch alles hindurch treu geblieben ist.

Wie bist du Christ geworden?
Das war in der Altstadt von Baden in einem uralten Keller, Ende Juni 1984. Einige Christen trafen sich dort zum Bibelstudium. Ein Plakat hatte meine Aufmerksamkeit geweckt: "Für viele beginnt hier unten, der Weg nach oben." Eine steile Treppe führte in den Raum, wo ich mich nach einem Gespräch für Jesus öffnete. Denn ich hatte gemerkt: Wenn dieser Jesus noch Realität ist und er mich von meinen Sünden und der Hölle erretten will, dann bin ich nicht so blöd und sage nein ...

Warum bist du Christ?
Weil ich überzeugt bin, das er der einzige Weg aus diesem Teufelskreis ist, der sich da Welt nennt. Und zudem habe ich heute eine Lebensqualität, die ich ohne Gott nicht gekannt hatte. Ich bin jeden Tag motiviert zum Aufstehen und um zu erleben, wie Gott mir gerne zur Seite steht. Er ist mein Leben.

Beschreibe ein spezielles Erlebnis, das du mit Gott gemacht hast
Als er mir dieses Jahr ein Töchterchen geschenkt hat. Mein erstes Kind, mit 56 Jahren. Mein Lieblingsvers steht in meinem Ehering: Lukas 1,37 "Denn bei Gott ist nichts unmöglich".

Hast du schon mal daran gedacht, die ganze "Christen-Sache" über Bord zu werfen?
Selbstverständlich. Ich hatte auch Krisen. Besonders im Zusammenhang mit meiner Arbeit als Knastseelsorger. Ich habe ihm oft gesagt: "Jetzt chasch der denn en andere sueche ..."

Und warum bist du drangeblieben?
Weil er mich mit seiner Liebe und seinen Überraschungen immer wieder gezeigt hat, dass er mich nicht verlässt.

Welche Eigenschaft(en) von Gott verstehst du nicht?
Manchmal sein Schweigen über schreckliche Dinge, aber handkehrum genauso warum er uns Menschen immer noch lieben kann.

Klagst du Gott manchmal an? Wenn ja, wie?
Wenn mein Temperament mir davongaloppiert, dann kann ich schon mal kräftig ausrufen. Ich sag's jetzt nicht, wie ...

Was für Situationen, Gedanken oder Ereignisse bringen dich zum Zweifeln?
Wenn Kinder an Hunger sterben. Wenn Kinder überfahren werden. Gewisse menschliche Lebensgeschichten, welche absolut schrecklich sind.

Warum denkst du, dass sich ein Leben als Christ auf Dauer lohnt?
Weil ich keine Mühe habe, mich als ein Schaf zu fühlen, das unbedingt einen zuverlässigen Hirten braucht.

Welche Frage möchtest du Gott unbedingt stellen?
Warum gibt es so verschiedene Bibelauslegungen?

Steckbrief

Zivilstand: Verheiratet
Gemeinde: Forum C, Busslingen (AG)
Mitarbeit in Gemeinde: zeitweise Teeniebetreuung, Mithilfe bei Anspielen
Hobbys: Witze erzählen, Cartoons malen, lesen, Klavier spielen, reisen, essen
Beruf: Schriftsetzer, Werbefachmann, Gemeindehelfer
Herkunft: Schweizer
Lieblingsbibelstelle: Lukas 1,37
Lieblingsmusikgruppe(n): Keine besondere
Das gefällt mir auf Livenet.ch und Jesus.ch:
Sie erreicht auch die Jugend, und man kann wirklich vieles finden. Sehr gute Seiten.

Buch "Liebe für Ungeliebte":

Wer liebt denn schon Terroristen, Diebe, Betrüger oder gar Kinderschänder? – Fred Grob, seines Zeichens Diakon, besucht seit über zwanzig Jahren Menschen in Gefängnissen, psychiatrischen Kliniken und auf der Gasse. Seine Liebe gilt den Gestrandeten, denen, die von der “guten Gesellschaft” abgeschrieben wurden. Diese Begebenheiten berühren das Herz. Sie sind ein Beweis dafür, wie selbstlose und uneigennützige Liebe einzelne Menschleben zu verändern vermag. (Ergänzt durch treffende und originelle Karikaturen des Autors)

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www.shop.livenet.ch/index.html?a=29324&f=0

Datum: 05.04.2005
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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