Schritte in die Freiheit

Umfassendes Training für Häftlinge – vor der Entlassung

Für die Resozialisierung der Argentinier, die im Gefängnis Los Olmos durch Christus verwandelt wurden, baut ein Sozialwerk mit Schweizer Unterstützung eine Farm auf. Der argentinische Justizminister wünscht evangelische Sozialarbeit in allen Gefängnissen des Landes.
Heim statt Haft: der Innenhof von La Granja Campus
Juan Zuccarelli, Willy Tanner und Fritz Geiser (von rechts) nehmen einen Augenschein auf La Granja.
Weite nach dem Leben hinter Gittern: das Gelände der Resozialisierungs-Farm
Grenzen in der Freiheit kennen lernen: Das Wohnhaus auf der Farm

Durch die Arbeit von Juan Zuccarelli im Hochsicherheitsgefängnis Los Olmos bei La Plata (80 km von Buenos Aires) ist in den 90-er Jahren die grösste christliche Häftlingsgemeinde der Welt entstanden. 2003 unterschrieb CLUE (Cristo La Unica Espereanza), der Verein für die Betreuung der Gefangenen, einen Vertrag mit der Direktion der Gefängnisse in der Provinz Buenos Aires.

Dieser Vertrag ermöglicht Juan Zuccarelli und seinem Team freien Zugang zu allen Gefängnissen in der Provinz Buenos Aires. Er erlaubt den Gefangenen, zwei Jahre vor ihrer Entlassung eine Ausbildung auf „La Granja Campus“, einer Farm mit vielen Arbeits- und Lehrmöglichkeiten, zu machen.

CLUE hat die Farm speziell für Ausbildungszwecke dank Spenden aus der Schweiz kaufen und einrichten können. Das Ziel ist, dass die Gefangenen nach ihrer Entlassung einen guten Start in ihr neues Leben in Freiheit haben und dass sie nicht als Folge von Arbeitslosigkeit etc. wieder straffällig werden.

Justizminister beeindruckt

Weiterhin ermöglicht dieser Vertrag, dass CLUE ein kleines Gefängnis mit ausgewählten Gefangenen selber führen kann. Der Ruf der Erweckung in Los Olmos, die sich durch beispielloses Benehmen der christlichen Gefangenen auszeichnet, ist bis zum argentinischen Justizminister vorgedrungen. Er besuchte die Arbeit von CLUE.

Der Minister war sehr beeindruckt von der nachhaltigen Arbeit, die CLUE in den Gefängnissen leistet, und von ihrer aussergewöhnlichen Wirksamkeit. Darum forderte er nach dem Besuch, dass CLUE dieses Modell im ganzen Land aufbaut und betreut. Jetzt steht CLUE vor der Herausforderung, genügend geeignete Mitarbeiter zu finden, um all dies abdecken zu können.

EXPLO 97 führte zu Partnerschaft

Campus für Christus Schweiz hatte Juan Zuccarelli und sein Team (samt Offizieren aus Los Olmos) als Referenten zur EXPLO-Konferenz 1997 in Basel eingeladen. Ihr Bericht über die Arbeit in den argentinischen Gefängnissen bewegte viele Teilnehmer. In der Folge entstand eine Partnerschaft.

Neben der Evangelisation in den Gefängnissen und der Betreuung der dortigen Christen zeigte sich, dass es Übergangslösungen braucht für diejenigen, deren Gefängnisstrafe bald enden wird. Sie sollen eine solide Grundlage haben und nicht wegen Arbeitslosigkeit und anderer Zwänge wieder straffällig werden.

Vorbereitung auf die Freiheit

Dank grosszügigen Spenden aus der Schweiz entstand das Projekt „La Granja Campus“, eine Farm mit 95 Hektaren Land. Strafgefangene, die zwei Jahre vor der Entlassung stehen und auf dem freien Arbeitsmarkt nach ihrem Gefängnisaufenthalt keine Stelle finden würden, können in einer von Annahme und Wertschätzung geprägten Arbeitsgemeinschaft leben.

Die Betreuer bereiten sie auf den Wiedereintritt in die Gesellschaft vor; ein wesentliches Ziel ist, dass sie auf dem Arbeitsmarkt (die argentinische Wirtschaft ist wegen der Staatskrise am Boden) vermittelt werden können, nachdem sie auf der Farm einen Beruf gelernt haben.

Im Vordergrund steht die Förderung der einzelnen Person in ihren beruflichen Fähigkeiten und Stärken, aber auch auf menschlicher Ebene. Anschliessend soll die Person in der Lage sein, eine normale Stelle anzunehmen und den Unterhalt für sich und ihre Familie in Würde aufzubringen.

Vorgegebener Tagesablauf gibt Halt

Zur Zeit können 20 Häftlinge aufgenommen werden (ein Richter muss jeden einzelnen Fall bewilligen). Sie leben von Montag bis Freitag auf der Farm, die weder bewacht noch eingezäunt ist; fürs Wochenende müssen sie ins Gefängnis zurückkehren.

Das Ziel ist es, 2007 bis zu 70 Personen beherbergen zu können. Arbeits- und Ausbildungsangebote soll es in folgenden Bereichen geben: Ackerbau, Gemüsebau, Viehzucht, Schreinerei, Schneiderei, Druckerei, Administration, usw. Zur Zeit stehen noch keine Werkstätten; Arbeit im Gelände steht im Vordergrund.

Das Team leistet Hilfe beim Arbeitstraining und beruflichen Eignungsabklärungen und unterstützt bei der anschliessenden Stellensuche, bei Lehren und Anlehren. Ein geregelter und begleiteter Tages- und Arbeitsablauf verleiht einen Rahmen, der es den Betreuten erleichtert, aufs normale Leben zuzugehen.

Gemeinschaftswerk von Argentiniern und Schweizern

Anfang 2003 hatten sich die Kontakte von Agape international (zuständig für internationale Projekte von ‚Campus für Christus’ Schweiz) mit dem Team von Juan Zuccarelli vertieft. Willy Tanner, der für Campus den Kontakt zu den Christen in Argentinien gepflegt hatte, reiste ins Land.
Der Theologe und Landwirt Fritz Geiser weilte drei Monate auf der Farm, um die Ausbauperspektiven abzuklären. Während dieser Zeit erhielt die Farm 20 in der Schweiz finanzierte Bienenvölker. Jetzt zählen die Imker bereits 50 Völker.

Im März 2004 haben CLUE, Campus für Christus Schweiz und Campus Argentinien einen gemeinsamen Verein gegründet, der die Farm für 30 Jahre mietet. Die Partner sind nun daran, das Projekt weiter zu entwickeln (Betriebskonzept, Finanzierung, Bau von Werkstätten usw.).
Im September wird Fritz Geiser mit seiner Frau ausreisen und auf die Farm ziehen. Im argentinischen Frühling soll die Landwirtschaft mit Kühen, Hühnern und Schweinen beginnen. Der Aufbau der Farm – das erste derartige Projekt in Argentinien – wird von offiziellen Kreisen mit grosser Aufmerksamkeit verfolgt.

Artikel zum Thema:
Los Olmos: Erweckung verwandelt Hochsicherheitsgefängnis

Webseite: www.agape.ch

Autor: Carlos Peñate ist Projektleiter von Agape International für La Granja.
Quelle: frisch (Zeitschrift von Agape international), April 2004, Bearbeitung: Livenet

Datum: 17.05.2004

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