Dr. Sarah Ahmed

Irakische Muslimin hilft christlichen Flüchtlingen

Wegen der gehäuften Anschläge von extremistischen Muslimen dominiert in den Nachrichten die negative Berichterstattung über Muslime und den Islam. Es gibt jedoch nicht nur «böse» Muslime, wie das Beispiel von Dr. Sarah Ahmed zeigt: Sie ist eine irakische Zahnärztin, die in den letzten Jahren immer wieder in Flüchtlingslager reist, um den dort lebenden Minderheiten, die durch den IS vertrieben wurden, zu helfen.
Dr. Sarah Ahmed
Rev. Andrew White
Dr. Sarah Ahmed in einem Flüchtlingslager

Andrew White, der als «Pfarrer von Bagdad» bekannt ist und trotz MS eines der bekanntesten Hilfswerke für vom IS vertriebene Christen leitet, erzählt: «Sarah Ahmed schützt alle irakischen Christen. In den Nachrichten hört man nichts von ihr, sondern nur von dem, was ich tue. Aber die Arbeit, die ich tue, wird von einer Muslimin getan, die sich um Christen kümmert.»

Ahmed, die Einsatzleiterin der von White gegründeten Stiftung «Relief and Reconciliation in the Middle East» (Hilfe und Versöhnung im Mittleren Osten) sagte gegenüber Christian Post: «Ich tue meine Arbeit aus dem Glauben in meinem Herzen und nicht für Ruhm oder Geld oder etwas anderes, einfach aus dem Wunsch heraus zu helfen. Und ich spüre, dass Gott immer für mich da ist und mich beschützt und mir hilft, alle diese Orte und Menschen zu erreichen.» Sie fährt fort, sie wisse, dass viele Leute schlecht über den Islam reden, aber sie glaube an einen Islam, der sehr friedlich ist. «Man kann nicht schlafen, wenn andere hungern oder leiden. Man muss ihnen helfen. Ich glaube, dass alle Muslime und alle Menschen etwas zurückgeben müssen aus Dankbarkeit für ihr Leben.»

Wie eine Muslimin zu einem christlichem Hilfswerk kam

In Baghdad aufgewachsen, ging Ahmed 2010 in die USA, um zu studieren und Zahnärztin werden. Als sie ein Praktikum in interreligiösem Dialog zwischen Juden, Christen und Muslimen machte, traf sie Pfarrer Andrew White in New York. Da sie beide aus dem Irak kommen, stellte sich Ahmed ihm vor und erzählte ihm, dass sie für die Frieden stiftende Initiative «Because I Love Peace» (Weil ich Frieden liebe) arbeite, die sich darum bemüht, friedliche Beziehungen zwischen Amerikanern und Irakern aufzubauen. So kam es, dass White ihr anbot, bei seiner Organisation mitzuarbeiten. Sie nahm das Angebot an. Auch wenn White erst zögerte, sie als Muslimin bei einer christlichen Organisation zu engagieren, wagte er es schliesslich und sollte es später nicht bereuen...

«Ich mache keine Unterschiede»

Ahmed begann zuerst als Freiwillige in einer Klinik und arbeitete sich dann hoch zur Position der Einsatzleiterin und Assistentin von White. Sie meint auch, sie habe sich nie komisch gefühlt, als Muslimin in einem christlichen Werk zu arbeiten und sogar in einer Kirche in Bagdad zu wohnen. «Es kam mir nie in den Sinn, dass ich nicht dazugehörte. Ich spüre keinen Unterschied. Ich arbeite für Christen, Jesiden, Juden, jeden, der Not leidet. Für mich sind alle gleich. Ich mache da keine Unterschiede.»

Neben ihrer Arbeit als Organisatorin der Hilfseinsätze in der kurdischen Region, leitet sie auch ein Programm für missbrauchte Mädchen, die als IS-Sexsklaven dienten.

«Es gibt kaum Hoffnung für Christen im Irak»

Sie geht auch in gefährliche Gebiete, die zum Islamischen Staat gehörten. Dort haben die Leute Angst, dass die ISIS zurückkommt. Sie erzählt, dass es für die Flüchtlinge im Land kaum mehr Hoffnung gebe, besonders für die Christen. «Die meisten Muslime, Schaback und Jesiden wollen wieder zurück in ihre Heimat. Die Christen wollen aber nicht mehr im Land bleiben. Sie haben das Gefühl, dass sie nicht mehr hierher gehören. Ihr Land wurde ihnen weggenommen und alle sind gegen sie. Und sie wissen nicht was passiert, wenn sie wieder zurückgehen und fürchten, dass das gleiche wieder geschehen könnte.» Sie meint auch, irakische Christen und andere Minderheiten hätten aufgrund der schlechten Wirtschaftslage kaum eine Chance, in Kurdistan wohnen zu bleiben und dort arbeiten zu können.

«Ich kann euch versichern, viele Familien leiden so sehr unter der Situation, dass sie denken, zu sterben wäre besser als so zu leben. Sie leben in entwürdigenden, unmenschlichen Umständen mit zu wenig Wasser und zu wenig Essen in unerträglicher Hitze.» Tiere in der Wüste könnten diese Temperaturen kaum ertragen, geschweige denn Menschen...»

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Datum: 09.08.2016
Autor: Anja Janki
Quelle: Livenet / Christian Post

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