Meinungsforschung in den USA

«Testbesucher» bewerten Kirchen und Gemeinden

Schon lange setzen Unternehmen Testkäufer, sogenannte «Mystery Shopper» ein, um ihre Mitarbeiter und deren Auftreten zu bewerten. In den USA hat ein christliches Meinungsforschungsinstitut dasselbe gerade mit Kirchen und Gemeinden gemacht. Von der Mini- bis zur Mega-Gemeinde wurden sie unter die Lupe genommen.

In den USA ging es dabei hauptsächlich um die Frage, wie sich die Grösse der jeweiligen Kirchen und Gemeinden auf verschiedene Faktoren auswirkt. Die untersuchten Parameter reichen dabei von der Ausschilderung der Kirche über Freundlichkeit und Gottesdienst-Atmosphäre bis hin zur musikalischen Qualität und der rhetorischen Begabung des Pastors.

Der Ablauf

13'000 Testbesucher, mehrheitlich ohne «frommen» Hintergrund, waren im Verlauf von fast sechs Jahren in über 4'000 Gottesdiensten. Im Anschluss füllten sie einen strukturierten Fragebogen darüber aus und bewerteten die Gemeinde anhand von 16 Kriterien. Für die Auswertung wurde das Ganze nicht nach Denominationen zusammengefasst, sondern ausschliesslich nach der Gemeindegrösse geschaut.

Das Ergebnis

Wirkliche Überraschungen enthält das abschliessende Ergebnis nicht. Grosse Gemeinden können offensichtlich damit punkten, dass sie sehr gut ausgestattet bzw. eingerichtet sind. Auch ihre Predigten werden als professionell und relevant wahrgenommen. Auf der anderen Seite sind sie eher schwach im Bereich der persönlichen Kontakte und der Atmosphäre. Bei kleinen Kirchen und Gemeinden werden oft die persönliche Begrüssung und Freundlichkeit als sehr positiv wahrgenommen. Der Bereich der Kinder- und Jugendarbeit kommt bei ihnen meist nicht so gut weg. Alle untersuchten Gemeinden schnitten relativ schlecht ab, was die Vielfalt der Gottesdienstbesucher angeht, also Unterschiede in Alter, Geschlecht, sozialer und ethnischer Herkunft.

Die Übertragung

Bei solch einer Untersuchung ist – wie bei vielen anderen Initiativen aus den USA – immer die Frage, inwieweit sich das Ganze überhaupt auf Europa übertragen lässt. Auch wenn es hier gar keine Mega-Church im eigentlichen Sinne gibt, wären die Resultate im europäischen Umfeld sicher ähnlich. Nur: Was fängt man mit solch einem Ergebnis an?

Positiv ist es auf jeden Fall, immer wieder eine Aussensicht auf die eigene Kirche und Gemeinde zuzulassen, ja, sie zu suchen. Dabei geht es nicht um inhaltliche Anbiederung, sondern einfach darum, nicht «betriebsblind» zu werden.

Negativ wäre es, sich als Gemeinde zu verzetteln und das anbieten zu wollen, was man nicht anbieten kann. Eine grosse Gemeinde wird immer anonymer wirken als eine kleine. Und eine kleine Kirche wird nie so viele unterschiedliche Programme anbieten können wie eine grosse. Auch ein Bewertungsportal im Internet, wie es zum Beispiel ein Hamburger Hotelier forderte, wird dem Charakter eines Gottesdienstes wohl kaum gerecht.

Einladende Gottesdienste sind ein gutes Ziel. Das Wirken des Heiligen Geistes hängt aber von keiner 16-Punkte-Liste ab – Gott sei Dank.

Datum: 06.07.2014
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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