Trudi Gerster: Kinder mögen nicht nur Schokohasen, sondern auch Bibelgeschichten

Trudi Gerster erzählt die Geschichte vom verlorenen Sohn.

Am 26. März stellte Trudi Gerster in Basel ihren neuesten Coup vor: «Gschichte us de Bible». Die Märchenfee ist überzeugt davon, dass Schweizer Kinder wieder mehr Kultur hören sollten. Unschlüssig ist sie sich noch darüber, ob dafür auch die Ostergeschichte geeignet ist.

Nein, es ist kein Märchen! Trudi Gerster, liebevoll auch die «Märlitante der Nation» genannt, hat sich nun die Bibel vorgeknöpft. Die berühmteste Geschichtenerzählerin der Schweiz gibt mit ihrer unverkennbaren Stimme Erzählungen von Adam bis Weihnachten wieder – das ganze auf Doppel-CD gebannt und herausgegeben von der Basler Bibelgesellschaft. Die alt- und neutestamentlichen Geschichten handeln von der Beziehung zu Gott, nicht wie in Märchen vom Zusammenleben der Menschen. Deswegen sollte das Werk, das bereits an der Vernissage in Basel grossen Anklang fand, nicht von ihrem bisherigen Verlag herausgegeben werden.

Fragezeichen zu Ostern

Trudi Gerster, mittlerweile 87-jährig, ist bei der Verarbeitung der Texte mit grosser Sorgfalt vorgegangen, um sie nicht fehlerhaft wiederzugeben. Zusammen mit einem Theologen-Team wählte sie die Geschichten aus und beherzigte den Wunsch der Bibelgesellschaft: Der barmherzige Samariter und der verlorene Sohn sollten unbedingt mit auf die CD. Auch die Weihnachtsgeschichte ist darunter. Doch wo bleibt Ostern? Haben die Hühner und Hasen der Baslerin das Thema vereiert? Nein. Aber die erfahrene Lebefrau ist nicht sicher, ob sich Kreuzigung und Auferstehung für Kinder nachvollziehbar vertonen lassen. «Ob wir das mal machen werden, möchte ich erst mit Pfarrern und Theologen besprechen», so die gewissenhafte Erzählerin.

Wissenslücke bei Schweizern

Mit ihrer CD hofft Trudi Gerster, eine Vorlage geschaffen zu haben, die anderen hilft, Kindern die Bibel wieder näher zu bringen. «Unsere Kinder kennen unser Kulturgut viel zu wenig», stellte sie bei einem Aufenthalt in Indien fest. Dort fiel ihr auf, dass im Gegensatz zur Schweiz der Landesnachwuchs alle Geschichten ihrer zahlreichen Götter kannte. Sie bedaure es sehr, dass hierzulande Bibelerzählungen immer weniger verbreitet würden. Diese eigneten sich jedoch, Kindern zu zeigen, wie man die Beziehung zu Gott pflegen könne. Sie glaube schon, dass die Texte hilfreich fürs eigene Leben seien. Ausserdem sei die Bibel eines der meistgelesenen Bücher. Unter allen Schöpfungslehren halte sie persönlich die biblische Variante für die schönste.

«Es muss Gott geben!»

Die Märchenexpertin wollte nach eigenen Angaben sogar selbst einmal Theologie studieren. Es sei ihr Pfarrer im Konfirmandenunterricht gewesen, der ihr Interesse geweckt und dem sie viele Fragen gestellt habe. Doch dann sei sie zur Erkenntnis gelangt, selbst wohl keine gute Pfarrerin abzugeben. Zu viele eigene Zweifel hätten es erschwert, den Menschen Antworten auf deren Fragen geben zu können. Zudem seien Frauen damals in solch einem Amt noch eher ungewöhnlich gewesen. Doch sie habe sich stets auch weiterhin für den Glauben interessiert. Trudi Gerster auf die Frage, ob sie heute an die Existenz des Bibelgottes glaube: «Es muss Gott geben!»

Drei Generationen Schweizer haben sie als Märchenfee lieb gewonnen - und vom Geschichtenerzählen kann Trudi Gerster auch heute noch nicht genug bekommen. Hat die neue Bibel-CD Erfolg, könne sie sich sogar weitere Produktionen vorstellen.

Mehr zur CD
Hörbeispiel: Der barmherzige Samariter

Bilder: Basler Bibelgesellschaft

Datum: 12.04.2007
Autor: Monika Breidert
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

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