Evangelische Hoffnungsträger

Christen in Griechenland lassen sich nicht einschüchtern

Muslime in Griechenland erhalten eine Moschee, die Freikirchen bleiben in den Hinterhöfen. Sie fallen aber durch ihre Nächstenliebe auf und erhielten daher den  Hoffnungspreis der Europäischen Evangelischen Allianz.
Thomas Bucher (rechts) übergibt den «Hope Award» an den Präsidenten und den Sekretär der Griechischen Evangelischen Allianz
Flüchtlinge in europäischem Flüchtlingslager

In Athen wird erst jetzt an der Moschee gebaut, deren Errichtung die griechische Regierung schon auf die Olympischen Sommerspiele von 2004 zugesagt hatte. Damit bekommen eine Million Muslime, die heute in Griechenlands Hauptstadt und ihrer Umgebung leben, einen würdigen und geräumigen Versammlungsort. Bisher mussten sie in den Hallen verfallener Fabriken, Kellern und Hinterhöfen beten.

Skandalöse Gesetze

Dort feiern aber weiterhin viele freikirchliche Gemeinden ihre Gottesdienste, ohne dass sie auf eine baldige Verbesserung hoffen können. Zwar wären Baptisten, Methodisten oder Pfingstchristen bereit, finanzielle Opfer für die Miete oder den Bau anständiger Räumlichkeiten zu bringen. Doch das verwehren ihnen Gesetze und Auflagen, die in Griechenland auch nach über 35-jähriger Mitgliedschaft in der EU immer noch nicht abgeschafft wurden.

Privilegien gingen vom Islam an die Orthodoxie

Als Griechenland 1830 die Türkenherrschaft abschüttelte, behielt das Land die repressive islamische Religionspolitik bei. Mit dem einzigen Unterschied, dass fortan die Griechische Orthodoxe Kirche in die Rolle des Islams als privilegierte und einzige voll anerkannte Religionsgemeinschaft nachrückte. Andersgläubige dürfen seitdem ihren Glauben nur im Verborgenen ausleben und haben kein Recht, Immobilien für Religionszwecke zu besitzen.

Die Hoffnungen in die neue, seit 2015 regierende Linkspartei Syriza auf eine Reform dieser Missstände haben sich bisher nur zugunsten der reformierten «Griechischen Evangelischen Kirche» erfüllt. Die etwa 50'000 freikirchlichen Christen in der «Evangelischen Allianz» warten vergeblich und sehen sich zusätzlich einer neuen Welle geradezu hysterischer Protestantenfeindlichkeit ausgesetzt.

Sündenböcke

Den Anlass dazu bietet bei orthodoxen Bischöfen und Theologen das 500-Jahre-Jubiläum der Reformation. Im Volk sind es die allgemeine Verarmung und Not durch die schon vieljährige griechische Finanzkrise. Hungerrentner und Arbeitslose suchen nach Sündenböcken. Sie finden diese in allen «anderen» Aussenseitern, so eben auch in den evangelischen Christen.

Tatkräftiges Zeugnis statt Defensive

Diese lassen sich aber durch Polizeischikanen wegen «Proselytismus» – wie jede Evangelisationsarbeit genannt wird –, Anpöbelungen oder Benachteiligung bei der Wohnungs- und Arbeitssuche nicht einschüchtern. Im Gegenteil: Griechenlands evangelische Christen stehen seit dem Einsetzen der Flüchtlingswelle 2015 an der Spitze bei den Hilfsaktionen für diese entwurzelten Menschen. Allein die Pfingstgemeinde von Saloniki entsandte 250 Helferinnen und Helfer ins Lager Idomeni an der mazedonischen Grenze.

Mit EEA-Hoffnungspreis ausgezeichnet

Die Europäische Evangelische Allianz (EEA) hat ihr griechisches Mitglied daher mit dem «Hoffnungspreis» ausgezeichnet. Die Gemeinden hätten «Opfer gebracht», um dafür zu sorgen, «dass so viele Flüchtlinge wie möglich betreut wurden», sagte EEA-Generalsekretär Thomas Bucher am Festakt während der EEA-Generalversammlung in Sintra (Portugal) im Oktober 2016. Das gelte sowohl für Betroffene auf ihrem Weg nach Nordeuropa als auch für jene, die in Griechenland geblieben seien. Inzwischen hat sich sogar eine Zusammenarbeit mit orthodoxen Aktivistinnen und Aktivisten entwickelt.

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Datum: 29.01.2017
Autor: Heinz Gstrein/ Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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