Boris Trajkovski, ein glaubwürdiger Christ

Staatspräsident ohne Allüren: Boris Trajkovski und ein junger Methodist
Trajkovski und EMK-Bischof Heinrich Bolleter an einer Konferenz in Serbien, November 2003
Bruder unter Brüdern und Schwestern: der mazedonische Präsident engagierte sich weiter in der Methodistenkirche.
Hohe Ehrung: Trajkovski erhält am 18. September 2002 den Friedenspreis des Weltrats Methodistischer Kirchen.

Am Freitag hat der mazedonische Präsident Boris Trajkovski bei einem Flugzeugabsturz in Bosnien den Tod gefunden. Der Aargauer EVP-Nationalrat Heiner Studer kannte Trajkovski persönlich. Hier seine Würdigung:

Der Tod des Präsidenten von Mazedonien bewegt mich sehr. Wir trafen uns erstmals im Jahre 1989 in Baden. Er vertrat die Evangelisch-methodistische Kirche Mazedoniens an der Zentralkonferenz der EMK von Mittel- und Südeuropa. Die Schweiz und die Kirchen des Balkans gehören in der Methodistenkirche zusammen. Boris Trajkovski gehörte damit dem Gremium an, welches 1989 in Baden Heinrich Bolleter als Bischof wählte.

Der junge Jurist war damals, vor 14 Jahren, bereits parteipolitisch aktiv. Da es uns beiden ein Anliegen war, uns als Christen in der Gesellschaft zu engagieren, spürten wir sehr viel Übereinstimmung. Wir waren seit jenem Zeitpunkt freundschaftlich verbunden.

Im Spätherbst 1999 wurde Boris Trajkovski im zweiten Wahlgang vom Volk für fünf Jahre zum Präsidenten seines Landes gewählt. Seine Wahl kam damals einer Überraschung gleich. Er wurde von einem Teil der mazedonischen orthodoxen Mehrheit nicht gewählt, schaffte die Wahl jedoch mit den Stimmen eines Teils der albanischen Minderheit.

Als Vertreter der in Mazedonien sehr kleinen Minderheit der Evangelischen kannte er die Lebensbedingungen von Minderheiten. Da er keinem Machtblock verbunden war, war es ihm ein besonderes Anliegen, für die Versöhnung der verschiedenen Volksgruppen einzutreten und eine vor Gott und Menschen verantwortliche Politik zu betreiben.

Anfangs des Jahres 2000, kurz nach seinem Amtsantritt, telefonierte mir Boris Trajkovski. Er werde am Weltwirtschaftsforum (WEF) in der Schweiz teilnehmen und wäre dankbar, wenn ich bei unserem Aussenminister ein gutes Wort für ihn einlegen würde. Dies tat ich gegenüber Bundesrat Joseph Deiss sehr gerne. Äusserst rasch gewann Boris Trajkovski dank seiner Glaubwürdigkeit das Vertrauen in der westlichen Welt. Dies kam seinem Lande zugute.

Durch seinen jähen Tod verlieren wir einen eindrücklichen Menschen, der nicht Machtpolitik betrieb, sondern seinen Auftrag als Dienst an der Gemeinschaft sah.

Boris Trajkovski wird mir immer in allerbester Erinnerung bleiben, weil ihm bewusst, war, dass wir Christen einen Auftrag in der Gesellschaft haben und dass unser Einfluss als Christen nicht eine Folge von Machtmitteln ist, sondern eine Folge glaubwürdigen Handelns für die Gemeinschaft.

Datum: 01.03.2004
Autor: Heiner Studer
Quelle: Livenet.ch

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