(Noch nicht) Friede auf Erden: Orthodoxe Weihnachtsfeiern

Alexij II. (rechts)

Zahlreiche orthodoxe Kirchen weltweit haben in der Nacht zum Mittwoch das Weihnachtsfest gefeiert. Der russisch-orthodoxe Patriarch Alexij II. leitete den zentralen Gottesdienst in der wiedererrichteten Moskauer Erlöser-Kathedrale. An dem Mitternachtsgottesdienst, der vom russischen Fernsehen sowie im Internet live übertragen wurde, nahmen mehrere tausend Gläubige teil, darunter auch viele Vertreter von Politik und Staat. Aus Furcht vor Terroranschlägen wurden die Feiern in der Hauptstadt von verschärften Sicherheitsmassnahmen begleitet.

Wird Russland christlicher?

Die russisch-orthodoxe Kirche erlebt nach den Worten von Alexij II. eine "erfreuliche Wiedergeburt". Christliche Werte bekämen wieder wachsende Bedeutung im Leben der russischen Gesellschaft; die Partnerschaft zwischen der Kirche und dem Staat sowie anderen öffentlichen Einrichtungen "ist auf eine starke Basis gestellt worden", stellte der Moskauer Patriarch in seiner Weihnachtsbotschaft fest.

Mit den nicht-orthodoxen christlichen Kirchen und Anhängern anderer Religionen oder Weltanschauungen pflege die russische Orthodoxie "einen schwierigen, aber fruchtbaren Dialog". Laut Alexij II. machen sich immer mehr Kinder und Erwachsene mit den Wahrheiten ihres Glaubens vertraut; orthodoxe Missionare suchten Begegnung mit der Kirche fern Stehenden und Nichtgläubigen. Die karitativen Dienste würden ausgebaut, sagte der Patriarch im Rückblick auf die Entwicklungen des Jahres 2003.

Feier in Bethlehem

In der Geburtskirche in Bethlehem, nach der Überlieferung der Ort der Geburt von Jesus Christus, feierte der griechisch-orthodoxe Jerusalemer Patriarch Irenaios I. die Weihnachtsmesse. Er wurde von Vertretern der Stadtverwaltung und von einer begeisterten Menge begrüsst.

Weihnachts-Appell des serbischen Patriarchen für Kosovo

Der Belgrader Patriarch Pavle I. zelebrierte die Weihnachtsgottesdienste am traditionellen Sitz des Patriarchats in Pec im Kosovo. In seiner Weihnachtsbotschaft wandte sich der Patriarch vor allem an die Jugendlichen und rief sie auf, Kosovo als Wiege des Serbentums nicht zu verlieren und zu vergessen. "Sie werden den Sinn der Geschichte und den Sinn der Schwierigkeiten, die unser Volk in Zeiten des Friedens und der Sklaverei wie auch in den Zeiten des gerechten Freiheitskampfes durchgemacht hat, richtig verstehen", heisst es in der Botschaft des Patriarchen. Pavle verwies auch auf den 200. Jahrestag des von Karadjordje (dem Stammvater der späteren Königsdynastie Karageorgevic) angeführten serbischen Volksaufstands gegen die osmanische Herrschaft.

Zerstörung serbischer Kirchen im Kosovo – nach dem Krieg

In der unter UNO-Verwaltung stehenden südserbischen Provinz sind seit dem Kosovo-Krieg mehr als hundert orthodoxe Kirchen und Klöster durch Sprengstoffattentate albanischer Extremisten zerstört worden. Der serbisch-orthodoxe Patriarch hatte von der UNO-Mission UNMIK und der Friedenstruppe KFOR einen besseren Schutz der Kirchen verlangt. Er klagte, der Kunstraub floriere, und viele Ikonen, Kirchenbücher und andere seltene Schätze aus dem Kosovo würden auf dem internationalen Schwarzmarkt angeboten.

Belgrad hat die UNO-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) aufgerufen, sich für den Schutz der serbischen historischen und religiösen Denkmäler im Kosovo einzusetzen. Es handle sich nicht nur um das Erbe des serbischen Volkes und seiner Kirche, denn diese Denkmäler gehörten zum Kulturerbe Europas.

Nicht alle Orthodoxen haben den gleichen Kalender

Nach dem Julianischen Kalender, an dem ein Teil der rund 200 Millionen orthodoxen Christen in aller Welt bis heute festhält, fällt der 25. Dezember auf den 7. Januar des Gregorianischen Kalenders. Die Differenz zwischen beiden Zeitrechnungen beträgt 13 Tage.

Es handelt sich um die orthodoxen Kirchen von Jerusalem, Russland, Serbien, Polen, der Tschechischen Republik und der Slowakei, Georgien und Ukraine sowie die Athosklöster in Griechenland. Andere orthodoxe Kirchen feiern den 25. Dezember nach Gregorianischen Kalender, so die Kirchen von Konstantinopel (Ökumenisches Patriarchat) Alexandrien, Antiochien, Rumänien, Bulgarien, Zypern, Griechenland, Albanien, Finnland.

Hintergrund der unterschiedlichen Daten ist die Einführung des Gregorianischen Kalenders im Jahr 1582 durch Papst Gregor XIII. Dieser löste den Julianischen, auf Julius Cäsar zurückgehenden Kalender ab. Einige orthodoxe Kirchen halten am Julianischen Kalender fest; andere nahmen 1923 den Gregorianischen an.

Datum: 09.01.2004
Quelle: Kipa

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