Die unendliche Geschichte

Pakistan: Fall von Asia Bibi erneut vertagt

Asia Bibi sitzt weiterhin in Pakistan in Haft – der Fall vor dem Berufungsgericht wurde vertagt. Wegen angeblicher Blasphemie lebt die Christin seit mehr als sieben Jahren hinter Gittern. Einer der drei Richter des Obersten Gerichts erklärte sich für befangen, weil er bereits beim Verfahren gegen den Mörder von Salman Taseer beteiligt war. Dieser wurde ermordet, weil er sich für Asia Bibi eingesetzt hatte.
Asia Bibi

Seit mehr als sieben Jahren, seit dem 19. Juni 2009, sitzt Asia Bibi hinter Gittern. 2010 war sie wegen angeblicher Blasphemie zum Tode verurteilt worden. Einzig und allein wegen der Behauptung, dass sie sich blasphemisch geäussert hatte. Nach pakistanischem Recht werden Menschen, die abfällig über den Koran, Mohammed oder Allah reden, mit lebenslanger Haft oder dem Tod bestraft. Die Blasphemie-Paragraphen gelten einzig für den Islam; wer eine andere Religion lästert, kommt ungeschoren davon.

Die unteren Gerichtsinstanzen hatten sie zum Tode verurteilt, der Fall erlangte internationale Aufmerksamkeit. Mittlerweile ist der Fall vor der höchsten Gerichtbarkeitsstufe angelangt, die nun vertagte Anhörung wurde teilweise als letzte Chance (auf juristischem Wege) deklariert. Gegenwärtig ist das Todesurteil ausgesetzt.

Vertag wegen Befangenheit

Einer der drei Richter, Iqbal Hameed-ur-Rehman, erklärte sich für befangen. Ein wohl vorgeschobener Grund, vermuten Beobachter christlicher Hilfswerke. Das Gericht wolle vermutlich nur den Entscheid hinauszögern, immerhin schaue die ganze Welt nach Pakistan. Gegen Asia Bibis Haft protestierte unter anderem die EU. Eine Bekräftigung des Urteils hätte einen weltweiten Aufschrei zur Folge, eine Begnadigung wohl heftigste Unruhen im Land. Ein neuer Termin ist noch nicht bekannt.

Hameed-ur-Rehman erklärte seine Befangenheit darin, dass er am Verfahren gegen den Mörder des Regierungschefs der Bundesstaates Punjab, Salman Taseer, mitgewirkt hatte. Dieser war im Januar 2011 von seinem Leibwächter Mumtaz Qadri umgebracht worden, weil er sich für die Begnadigung von Asia Bibi und eine Lockerung der Blasphemieparagraphen eingesetzt hatte.

Wegen Wasserschöpfen verurteilt

Die fünffache Mutter war aufgrund des pakistanischen Blasphemiegesetzes anno 2010 zum Tode verurteilt worden. Angeblich soll sie den Islam beleidigt haben. Der Anlass war völlig banal: Die Tagelöhnerin schöpfte auf Geheiss des Landbesitzers Wasser für die Arbeiterinnen auf dem Feld. Diese wollten das Wasser aber nicht trinken, weil es unrein sei, da die Christin ebenfalls aus diesem Gefäss getrunken habe. Im Grunde eine Beleidigung gegen die Christenheit, doch das pakistanische Blasphemiegesetz richtet sich einzig gegen Menschen, die den Islam beleidigen, wobei sich oft zeigt, dass allein die Behauptung reicht, um einen fanatischen Mob hervorzurufen; was im Todschlag enden kann.

Asia Bibi sagte bereits in mehreren Interviews, dass sie jenen vergeben habe, welche sie angezeigt haben (Livenet berichtete).

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Datum: 15.10.2016
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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