Trotz Schwierigkeiten im Irak

Pastor setzt sich bedingungslos für Flüchtlinge ein

Leider knüpfen einige Pastoren im Irak ihre Hilfe an Bedingungen, um die Gemeinden mit neuen Mitgliedern zu füllen. Doch Pastor Nabi* ist anders. Seine Gemeinde hilft wöchentlich über 6'400 Familien, egal welchen Glaubens. Und er hat einen grossen Traum für die Zukunft seines Landes…
Pastor Nabi will eine neue Schule aufbauen, wo Kinder lernen können, sich frei auszudrücken.
Die Gemeinde von Pastor Nabi versucht die Not unter den Flüchtlingen mit praktischer Hilfe zu lindern.

Viele Menschen möchten in der aktuellen Flüchtlingskrise aushelfen und spenden Gelder, nicht nur für die Flüchtlinge in den westlichen Ländern, sondern auch für die Gegenden, in denen es Vertriebene innerhalb des eigenen Landes gibt. So auch im Irak und in Kurdistan. Die Sorge um die korrekte Nutzung dieser Gelder ist vermutlich beim Spender immer vorhanden und so ist es eigentlich keine schlechte Idee, Spenden über christliche Gemeinden an die Notleidenden zu senden.

Doch leider gibt es auch hier immer wieder Missbrauch, wie das Missionswerk Operation Mobilisation (OM) berichtet. Laut OM-Partnern in Kurdistan gibt es einige Pastoren, die so sehr nach Macht streben, dass sie den Vertriebenen nur unter der Bedingung helfen, Mitglieder ihrer Gemeinde zu werden. Die Trennung zwischen den einzelnen Denominationen und Gemeinden im Irak sei extrem stark. Einige Gemeinden bieten deshalb Menschen, die ihre Häuser verloren haben, sogar möblierte Wohnungen an, wenn sie eine bestimmte Anzahl von Gottesdiensten besuchen, damit die Menschen ja in keine andere Gemeinde gehen oder gar eine Hausgemeinde starten; das berichten die Partner von OM.

Bedingungsloser Einsatz

Ein ganz anders Bild zeichnet Pastor Nabi. Sein Büro ist stets voller Vertriebener, die auf die wöchentlichen Essens-Coupons warten, die sie von seiner Gemeinde erhalten. «Heute haben wir 1'000 statt 500 Coupons verteilt», erklärt der irakische Pastor gegenüber OM. Der Coupon hat einen Gegenwert von etwa 25 US-Dollar und die Gemeinde hilft bereits 6'400 Familien, wobei jeden Tag neue Flüchtlinge dazustossen. Viele von ihnen kommen aus der Gegend von Mossul, es gibt aber auch Araber aus Al-Anbar und Jesiden. Nabi erinnert sich: «Als sie herkamen, sagten sie: 'Wir sind so dankbar! Du hast uns nicht gefragt, woher wir kommen oder was wir glauben'.» Das bestätigt Pastor Nabis ansatz, Hilfe zu leisten, die an keinerlei Bedingungen geknüpft ist. Seine Gemeinde bietet den Flüchtlingen nicht nur Essens-Coupons, sondern auch Hilfe beim Zahlen von Mieten und Bildungsinitiativen. Doch es ist nicht einfach, die Hilfe konstant aufrecht zu halten, gerade jetzt, wo so viele Christen den Irak bereits verlassen haben. «Unser Land blutet Christen aus», erklärt Pastor Nabi. Im vergangenen Jahr sind 75 Prozent seiner Gemeindeglieder gegangen und dafür neue gekommen.

Seine Sorge liegt aber insbesondere bei den irakischen Kindern, die unter der Situation des Landes und unter der Kultur leiden. «Unsere Kinder können sich selbst nicht gut ausdrücken, weil wir ihnen diese Freiheit nicht geben. In der Schule dürfen sie nicht frei reden. In den Gemeinden müssen sie still sein… Deshalb sind wir auch schlechte Interview-Partner. Wir wachsen so auf. Warum? Weil wir ständig Angst haben», erklärt der Pastor.

Beim Besuch eines finnischen Kindergartens wurde ihm diese Situation klar, und er möchte sie ändern. Nun träumt er davon, auf einem 3'000-Quadratmeter-Grundstück eine Schule zu bauen, und «diese Schule wird anders sein, hier dürfen sie das sagen, was sie wollen.» 

Frische und echte Liebe für Christus

Nabis konstanter Einsatz für die Menschen im Irak inspiriert auch andere. Albert* und Danielle*, Mitarbeiter von OM, sind Mitglieder von Pastor Nabis Gemeinde und berichten: «Inmitten all der Schwierigkeiten sehen wir in unserem Pastor diese frische und echte Liebe für Christus und den grossen Wunsch, allen Menschen von der Guten Nachricht zu erzählen.»

Doch damit die Arbeit unter den Flüchtlingen so weiterlaufen kann wie bisher, bedarf es vor allem Gebet: Gebet für Pastor Nabi und seine Gemeinde im liebevollen Kontakt mit den Flüchtlingen; Gebet für ausreichend Spendengelder, um die Bedürfnisse der Menschen zu stillen; aber auch Gebet für die Einheit der verschiedenen Pastoren und Gemeinden im Irak und für ihre ehrliche Fürsorge gegenüber den Flüchtlingen.

*Name aus Sicherheitsgründen geändert

Zum Thema:
Syrienkonflikt: Hilfe und Geborgenheit für Flüchtlinge
Auf der Flucht Gott begegnet: «Wie Amira verändert wurde»
Ihre Familie musste selbst fliehen: Schweizer Muslima dreht Film über Christenverfolgung im Irak

Datum: 14.10.2015
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / OM

Werbung
Livenet Service
Werbung