Sri Lanka

Risse in der Perle

Das mehrheitlich buddhistische Sri Lanka wird als Perle im indischen Ozean bezeichnet. Doch nicht alles ist Gold, was glänzt: Mönche zerstören Kirchen vor den Augen der machtlosen Obrigkeit. Dennoch wächst die einheimische Christenheit.
Christliche Gemeinde in Sri Lanka
Eine niedergebrannte Kirche in Sri Lanka
Ein verletzter sri-lankischer Pastor

Nicht zuletzt wegen der portugiesischen und später niederländischen und britischen Kolonialzeit sieht die buddhistische Mehrheitsbevölkerung in Sri Lanka das Christentum als westliche Religion. «Die sri-lankischen Christen sind heute mit Problemen konfrontiert, deren Ursache auf die damalige Zeit zurückgeht. Wir werden in unserem eigenen Land als Fremde angesehen», bedauert Theologe und Gemeindegründer Jayantha (Name geändert). «Viele unserer Mitmenschen sehen nicht ein, warum Singalesen Christen sein sollten», bilanzierte er auf dem Referententag der «HMK Hilfe für Mensch und Kirche» in Thun.

Die Verfassung des Landes verspricht Religionsfreiheit. Gibt es Streitigkeiten, werden diese durch die «Public Order» geregelt, um den Frieden beizubehalten. «Das klingt für westliche Ohren gut. Kommt es nun aber in einem Dorf zum Unfrieden, wird vor Ort von einer buddhistischen oder hinduistischen Mehrheit entschieden. In den letzten vier Jahren wurden sämtliche Baugesuche christlicher Gemeinden abgelehnt, auch von solchen, die schon seit 200 Jahren existieren.»

«Das sind Prostituierte»

Zur Gesetzgebung gehört das «Anti-Konvertierungs-Gesetz» aus dem Jahr 2004, das zur Anwendung kommt, wenn jemand in Gefahr läuft, den Buddhismus zu verlassen. «Wenn ein Christ einer bedürftigen Person Hilfeleistung bietet, kann das bereits als Konvertierungsversuch gedeutet werden», bedauert Jayantha. Zudem seien Missbrauchsversuche registriert worden.

Jayantha erinnert sich an einen drastischen Fall. «Eine Pastorin lebte mit drei anderen Frauen in einem Haus. Dasselbe Gebäude beheimatete eine Kirche. Plötzlich tauchten 40 Männer auf. Sie versuchten, die vier Frauen zu vergewaltigen und auszurauben. Die Männer trugen die vier Frauen mitten in der Nacht zwei Kilometer weit mit sich. Ein Tumult entstand und die Polizei kreuzte auf. Sofort ergriffen die Entführer das Wort: «Wir haben vier Prostituierte in unserem Dorf aufgegriffen!» Die vier Frauen wurden ins Gefängnis gesteckt – nicht die Entführer, obschon die Frauen der örtlichen Polizei bestens bekannt waren. Sie wurden später freigelassen, doch der Fall wurde nicht aufgerollt.»

Mob zerstört Kirchengebäude

Bei seinem Besuch in der Schweiz zeigte Jayantha ein Video eines sri-lankischen Fernsehsenders. Zu sehen ist, wie Mönche vor einer Kirche erzürnt rebellieren. Mit grimmigen Blicken, aber in verhältnisloser Unterzahl, stehen ihnen eine Handvoll Polizisten gegenüber. Zwar gelingt es den Ordnungshütern, den Sturm auf die Gemeinde zu verhindern; doch die Mönche lotsen den Mob zu einer anderen Kirche und hier müssen die Christen und die Beamten machtlos zusehen, wie das Gebäude verwüstet wird. «Die Buddhisten Sri Lankas sehen sich als Hüter des wahren Buddhismus. Eine Reformation fand nie statt.»

Der Mann, der den Sturm stillt

Doch mitten in der Verfolgung wächst die Gemeinde Jesu, freut sich Jayantha und erinnert sich an Pastor Shamsher (Name geändert). «Als er ermordet wurde, führte seine Frau die Kirche weiter. Es ist eine von vielen Gemeinden, die immer grösser werden.»

Nach wie vor tobe ein Kampf zwischen Singalesen und Tamilen sowie zwischen Hindus und Buddhisten. «Doch die Kirche bietet Hoffnung.»

Und so schloss Jayantha: «Viele in Sri Lanka glauben an das Karma. Wenn es einem schlecht geht, fragt man sich, ob man noch im Willen der Götter lebt.» Da habe Jesus die Antwort. «Er war mit den Jüngern im Boot, als es stürmte, und kümmerte sich um sie. Mit Jesus im Boot stirbt man nicht. Der Mann, der den tobenden See von Galiläa zum Schweigen brachte, kann auch den Sturm auf der Perle im Indischen Ozean stillen.»

Die religiöse Zusammensetzung Sri Lankas (Quelle Jayantha): Buddhismus 69 Prozent, Hindus 14 Prozent, Muslime 9 Prozent, Katholiken 6 Prozent, Protestanten 6 Prozent.

Jayantha ist lokaler HMK-Partner und war im Rahmen der Veranstaltungsreihe «Sonntag der verfolgten Kirche» auf Schweizer Tournee.

Video von HMK: Wachsende Intoleranz gegenüber Christen in Sri Lanka

Wachsende Intoleranz gegenüber Christen from HMK-AEM on Vimeo.

Zur Webseite:
HMK Schweiz

Datum: 22.02.2015
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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