Wunschberuf Attentäter

Attentäter
Besonders ältere Menschen leiden unter den gewaltaufgeladenen Übergriffen.

Eine Umfrage in den Palästinensergebieten zeigt, dass sehr viele Einheimische die Terroranschläge unterstützen. Eltern wurden gefragt, welchen Beruf sie ihren Kindern ermöglichen möchten. 59 Prozent wünschen ihnen einen akademischen Beruf; 18,6 Prozent gaben dagegen an, es sei wichtig die Kinder zu Attentätern „Märtyrern“ zu erziehen!

Zwar wünschen zwei von drei Befragten eine erneute Feuerpause. Doch die Hälfte der 669 vom Zentrum für Meinungsumfragen (PCPO) in Beit Sahur befragten Personen findet, die Intifada habe der Sache der Palästinenser gedient. Die grosse Mehrheit der Befragten unterstützt weiterhin Arafat, 58 Prozent sagten, nur er könne ein Friedensabkommen schliessen. Ein Drittel der Befragten sind gegen Verhandlungen mit Israel.

Ministerpräsident Ariel Sharon will offenbar "positive einseitige Schritte" zugunsten der Palästinenser einleiten, um die Verhandlungen mit den Palästinensern zu beschleunigen. Die israelische Initiative, die noch nicht veröffentlicht ist, soll "parallel zur Road Map verlaufen, ihr aber nicht widersprechen". Die israelische Regierung bekannte sich erneut zur Road Map als dem offiziell gültigen Friedensplan. Die inoffizielle Friedensinitiative, die im so genannten Genfer Papier Ausdruck gefunden hat, lehnt Sharons Kabinett ab.

Palästinensische Kampforganisationen haben einer Konferenz über eine zu verhandelnde Waffenpause ("Hudna") in Kairo zugestimmt. Der palästinensische Ministerpräsident Ahmed Qureia will mit allen 13 Fraktionen, darunter der Hamas und dem Islamischen Jihad (PIJ), reden.

IKRK hört auf: weniger Nothilfe in der Westbank

Anderseits geben 63 Prozent der Befragten an, sie könnten ihre Familien nicht mehr ernähren. Die Lage dürfte sich weiter zuspitzen, da das IKRK sein vor eineinhalb Jahren lanciertes Nothilfeprogramm in der Westbank stoppt. Dabei haben 20'000 Familien in Städten monatlich einen Gutschein über umgerechnet 90 Dollar erhalten, mit dem sie Güter des täglichen Bedarfs einkaufen konnten.

30'000 Familien auf dem Land erhielten alle drei Monate Lebensmittel und Hilfsgüter im Wert von 90 Dollar. Dieses Programm, das schätzungsweise 300'000 Palästinensern zugute kam und das IKRK 40 Millionen Dollar kostete, ist Mitte November ausgelaufen.

Trotz Rezession: Israels Wirtschaft hat Jobs

Laut Susanna Swann, der operativen IKRK-Direktorin für den Nahen Osten, „kann humanitäre Hilfe langfristig nicht eine gangbare Lösung für die Krise in der Westbank sein“. Wie pessimistisch die Einwohner die Wahrscheinlichkeit einer wirtschaftlichen Normalisierung einschätzen, zeigt eine andere Zahl: 65 Prozent der Befragten meinen, dass die Autonomiebehörde nicht in der Lage sei, den in Israel Beschäftigten andere Einkommensquellen zu bieten.

Das IKRK verlangt von Israel, dass seine berechtigte Terrorabwehr die Nöte der palästinensischen Zivilbevölkerung nicht unangemessen verschärfe. Die Hälfte der Menschen müsse mit weniger als zwei Dollar im Tag auskommen. Sie sollten, so das IKRK, ein möglichst normales Leben führen können. Das IKRK will sich bei den israelischen Behörden weiterhin für die humanitären Anliegen der Palästinenser einsetzen. Andere Aktivitäten wie die Vermittlung von Gefangenenbesuchen und erleichterter Zugang zu Trinkwasser würden weitergeführt.

Wünsche an die Terror-Organisationen

Eine andere Umfrage, Mitte November durchgeführt vom Institut für palästinensische Studien der Universität Al Anjah in Nablus, zeigt den Wunsch von zwei Dritteln, dass die islamistischen Kampforganisationen während der Feuerpause auf Anschläge verzichten (die erste ‚Hudna’ war wegen Selbstmordattentaten zusammengebrochen). Auf die Road Map setzt die Mehrheit der Befragten keine Hoffnungen mehr. Auch das (von der Jerusalemer Regierung abgelehnte) Genfer Papier wird genauso illusionslos beurteilt. 57 Prozent wünschen, dass Arafats Macht durch klare Kompetenzen des Regierungschefs begrenzt wird.

IKRK übers Ende seines bisherigen Hilfsprogramms: www.icrc.org/web/eng/siteeng0.nsf/html/5TGCYH?OpenDocument

Quelle: israelnetz/Botschaft Israel Berlin

Datum: 26.11.2003

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