Ostasiens Christen unter Druck

Brennende Kirche in Asien
China
Laos

Die letzten Wochen haben erneut vor Augen geführt, wie prekär die Lage für Christen in manchen Ländern Ostasiens ist. Leiter, die nicht lammfromm vor der staatlichen Obrigkeit in die Knie gehen, sondern für ihre religiöse Minderheit Freiheit beanspruchen, stehen im Schussfeld.

Vorkommnisse in China, Vietnam und Laos zeigen die Härte kommunistischer Regimes gegenüber Gläubigen, die Christus höher stellen als die herrschende Ideologie. Die Verurteilung von Rinaldy Damanik in Indonesien gibt aus anderen Gründen besonders zu denken: In einem islamisch aufgeheizten Klima des Hasses auf Christen wird sogar engagierten Friedensstiftern der Prozess gemacht; die Justiz fabriziert ohne Skrupel eine Anklage, um einen der kühnen Sprecher der Christen des Landes hinter Gitter zu bringen.

Drei Jahre Haft für prominenten Friedensstifter

Pfarrer Damanik wurde letzte Woche von einem Gericht in der Hauptstadt Jakarta zu drei Jahren Haft verurteilt. Es befand ihn schuldig des unerlaubten Waffenbesitzes. Am 17. August letzten Jahres war Damanik aus einem Hilfskonvoi heraus verhaftet und zum Verhör abgeführt worden. Sein Wagen wurde ohne Ermächtigung durchsucht. Am folgenden Tag gab die Polizei bekannt, sie habe unerlaubte Waffen darin gefunden.

Laut Damaniks Verteidigern wurden die Zeugen der Anklage von der Polizei eingeschüchtert und misshandelt. Auch der Prozess selbst verlief nicht ordnungsgemäss, was die Aussichten auf eine erfolgreiche Berufung trübe erscheinen lässt. Damanik hatte sich als führendes Mitglied des Krisenzentrums der Christlichen Kirche von Zentral-Sulawesi seit Jahren für die Verständigung zwischen Christen und Muslimen auf der Insel eingesetzt.

Ende 2001 bedrohten islamistische Milizen, zumeist fanatische Dschihad-Kämpfer von der fernen Insel Java, die christlichen Siedlungsgebiete im Herzen der Insel; aus zahlreichen Dörfern wurden die Christen vertrieben; die Eroberung der Stadt Poso, wohin sich viele Tausende geflüchtet hatten, wurde abgewendet. Die Dschihad-Bewegung will die Christen vertreiben und die Inseln Indonesiens reislamisieren; einige Vordenker träumen von einem grossen islamischen Staat, der alle Muslime Südostasiens umfassen würde. (In Indonesiens Staatsphilosophie sind alle Ein-Gott-Religionen akzeptiert.)

Die Bürger von Damaniks Heimatstadt Tentena planten laut einem Bericht eine Massendemo für den Fall seiner Verurteilung. Damanik selbst wandte sich gegen diese Pläne, da er im Blick auf den Bürgerfrieden die Provokation von Muslimen vermeiden will.

Böse List in Yünnan

In der chinesischen Provinz Yünnan boten die Behörden einer bisher nicht anerkannten Gruppe von Gemeinden die Registrierung an. Die Gruppe hatte darum ersucht. Als zwölf Gemeindeleiter zu einem Treffen kamen, um die Dokumente zur Registrierung zu unterschreiben, wurden sie verhaftet; Haftbefehle lagen nicht vor. Die Gemeindeleiter wurden von der Polizei als Gesetzesbrecher bezeichnet. Acht Leiter wurden zu drei Jahren Umerziehung durch Zwangsarbeit verurteilt. (Dies kann verfügt werden ohne Gerichtsverfahren.)

Die übrigen vier wurden formell angeklagt und bis zum Gerichtstermin in Gewahrsam genommen, was härtere Strafen befürchten lässt. Schon 1997 hatten die Behörden die Gruppe verfolgt, wie der US-Informationsdienst ‚Voice of the Martyrs‘ schreibt. Damals waren acht Leiter ins Straflager gewandert und einige an den Pranger gestellt worden. Dabei forderte die Polizei Passanten auf, sie anzuspeien.

Kirchenbau in Ho Chi Minh Stadt verhindert

Zum zweiten Mal in drei Jahren hat die Polizei am 9. Juni in Ho Chi Minh City, dem früheren Saigon, den Bau einer Kirche verhindert. Die evangelischen Christen hatten um vier Uhr in der Frühe Baumaterial auf den Bauplatz gebracht. Während eine Gruppe betete, stellte die andere das Gerüst auf. Um sieben Uhr erschienen laut dem Informationsdienst Compass Direct gegen 200 Polizisten auf dem Gelände, zogen sich aber wieder zurück, da sie keine richterliche Anweisung vorlegen konnten.

Später rückte eine Bande von Unruhestiftern an, doch es gelang ihr nicht, die betenden Christen zu provozieren. Schliesslich ergriffen die Beamten alle Baumaterialien und schafften sie weg. Zwei Wochen später erklärten sich die katholischen Priester Peter Nguyen Huu Giai und Peter Phan Van Loi in einem Offenen Brief solidarisch mit den verfolgten Protestanten in Saigon und den Provinzen des zentralen Hügellandes.

Hinter allen Vorhängen: das brutale laotische Regime

Noch viel brutaler springen die Behörden in Laos mit Christen um, die sie nicht knechten können. Besonders leiden Angehörige kleiner Völker, die schon aus kulturellen Gründen Distanz zum buddhistisch geprägten Mehrheitsvolk halten, darunter des Hmong-Bergvolks. Vor Jahren wurde den Christen in mehreren Provinzen mit dem Tod gedroht für den Fall, dass sie nicht Christus absagen und die buddhistischen Götter anbeten würden. Seit langem kämpft die laotische Armee gegen eine Autonomie-Bewegung im Volk der Hmong, wobei die Regierung in Vientiane den Konflikt leugnet.

Am 3. Juni wurde Naw-Karl Mua, 44, ein in die USA emigrierter Hmong-Pastor, in diesem Gebiet verhaftet. Er war als Führer und Übersetzer mit dem belgischen Photojournalisten Thierry Falise und dem französischen Kameramann Vincent Reynaud im entlegenen Norden des Landes, wo die Hmong gegen die Armee kämpfen, unterwegs, um Menschenrechtsverletzungen zu untersuchen. In einer zweistündigen Verhandlung wurden die drei Männer am letzten Montag zu je 15 Jahren Haft verurteilt. Grund: Sie hätten die Arbeit der Polizei behindert und eine Waffe und Sprengstoff besessen.

Westlicher Druck – und Gebet – nützt

Nach Protesten und ersten Sanktionsdrohungen in westlichen Hauptstädten – auch Amnesty International prangerte den Fall an – sagte der Aussenminister des rückständigen, von Kommunisten diktatorisch regierten Binnenstaats, die Strafen könnten unter Umständen umgewandelt werden und die Männer bald freikommen. Was mit den Hmong geschah, die in dem (für Ausländer normal gesperrten) Gebiet ebenfalls verhaftet wurden, war vorerst unklar. Laut der BBC sind mehrere Opponenten des Regimes in der Vergangenheit nach der Haft einfach verschwunden. Die frühere Kolonialmacht Frankreich erwägt, zusammen mit Thailand eine erste Bahnlinie in Laos zu bauen.

Meistens erfährt die Welt nur einen Bruchteil des Leidens, das laotischen Christen angetan wird. Am 9. Juni befahlen die Behörden fünf christlichen Familien, ihre Häuser innert zehn Tagen zu verlassen. Nach einem Gebetsaufruf der Christian Aid Mission in den USA bliesen die Organe zum Rückzug. Ein Christ bezeichnete dies als mächtiges Eingreifen Gottes. „Bitte betet weiter dafür, dass wir in Laos endlich Religionsfreiheit sehen“.

Datum: 07.07.2003
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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