Menschlichkeit im Todestrakt

Zum Tode verurteilte Häftlinge zeichnen den Kreuzesweg Jesu

Für viele Menschen sind Gefangene, die schwere Verbrechen begangen haben, nur Monster. Doch dass einige von ihnen durchaus über ihre Taten nachdenken und sich bessern wollen, zeigt ein Kunstprojekt, das von den Häftlingen selbst initiiert wurde.
Dieses Kunstwerk wurde von zum Tode verurteilten Häftlingen erschaffen.

Wer wegen eines schweren Delikts im Gefängnis sitzt, erhält kaum Mitgefühl. Eher fragt man sich, was in dieser Person wohl vorgeht und wo ihre Menschlichkeit geblieben ist. Doch genau diese Menschlichkeit ist immer noch vorhanden – und um das deutlich zu machen, wird in diversen Kirchen und Schulen von Tennessee zurzeit ein Kunstwerk ausgestellt, das von Gefangenen aus einem Hochsicherheitsgefängnis in Nashville erarbeitet wurde.

Zeigen, wie Gerechtigkeit aussieht

Das Kunstwerk zeigt das Leiden Jesu, sein Verhör, den Weg zum Kreuz, die Kreuzigung selbst und Jesu Auferstehung. «Dieses Kunstwerk ist ein Kommentar über den fortlaufenden Kampf für unsere gemeinsame moralische Weltanschauung», erklärt Derrick Quintero, der hauptverantwortlich hinter der Arbeit steht. Quintero wurde 1991 wegen Mordes zum Tode verurteilt, kam aber im Gefängnis zum Glauben und wurde vor einigen Jahren getauft. «Ich bat die anderen Gefangenen darum, mir beim Erschaffen dieses Projekts zu helfen, um so einen Dialog darüber zu beginnen, wie Gerechtigkeit aussieht.» Über zwei Monate lang arbeitete das Team an dem Bild.

«Vergebung und Erlösung stehen immer offen»

«Jesus selbst wurde zum Tode verurteilt, und das zeigen die Stationen des Kreuzes», erklärt Diakon W. James Booth, der die Ausstellung mitgestaltet hat. «Ich glaube, es ist unsere Hoffnung, dass Menschen, die denken, dass der Gefängnistrakt mit zu Tode Verurteilten voll von Monstern ist, in diesem Bild die Arbeit von menschlichen Händen und glaubenden Personen erkennen», erklärt Booth, der jede Woche einen Gottesdienst und eine Bibelstunde im Gefängnis anbietet. «Viele von ihnen haben sehr schlimme, schreckliche Dinge getan, aber unser Glaube lehrt uns, dass Vergebung und Erlösung immer eine Möglichkeit sind.»

Es gehe aber nicht darum, durch das Bild ein politisches Statement zu setzen oder etwas in Bezug auf die Todesstrafe zu erreichen. Ziel sei lediglich, eine «Glaubensbrücke» zwischen den Häftlingen und freien Menschen aufzubauen.

Neysa Taylor, Sprecherin der Gefängnisbehörde von Tennessee, ist über die Ausstellung sehr erfreut. In der Behörde fördere man «therapeutische Programme, die Straftätern erlauben, sowohl die Gedanken über ihre Straftat zu verarbeiten als auch darüber, wie sie ihr Leben zum Besseren verändern können».

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Datum: 08.06.2018
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Christian Post

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