Gebet und Fasten verfügt

Letzter Ausweg aus der Krise?

Puerto Rico steckt seit Jahren in der Krise. Der Präsident des Repräsentantenhauses hat nun einen neuen Ansatz gewählt: Alle Parlamentarier sollen 40 Tage lang fasten und beten. Doch das stösst auf starken Gegenwind.
Johnny Mendez

Während im deutschsprachigen Europa kirchliche Feiertage abgeschafft werden, werden sie in Lateinamerika neu geschaffen. Zumindest in Puerto Rico. Bereits seit einigen Jahren steckt das Zentralamerikanische Land in einer tiefen Wirtschaftskrise. Die extrem hohe Staatsverschuldung hat eine Arbeitslosenrate von über 12 Prozent (Stand: Dezember 2016) zur Folge, etwa 45 Prozent der Menschen leben in Armut.

Zeit zum Nachdenken

Um dieser Krise auf neue Weise zu begegnen, hat Carlos «Johnny» Méndez, Präsident des Repräsentantenhauses, 40 Tage Gebet und Fasten für die Abgeordneten verfügt. Auch die restliche Bevölkerung ist eingeladen, mitzumachen. Ihm gehe es darum, über die Situation des Landes nachzudenken, in sich zu gehen und wirklich nach Gottes Führung zu fragen. «Puerto Rico befindet sich in keiner guten Position», erklärte Méndez gegenüber der Tageszeitung El Nuevo Día. «Wenn Länder dies zugegeben und Gott um eine Antwort auf die Konflikte gebeten haben, dann hat Gott geantwortet. Ich glaube an das Eingreifen Gottes und ich sehe es nicht als Auferlegen einer Bürde.»

Starke Kritik an Verfügung

Verschiedene gesellschaftliche Sektoren und Organisationen hatten gegen die Verfügung protestiert; die Humanistisch-Säkulare Organisation Puerto Ricos reichte sogar in der vergangenen Woche eine Klage beim Gericht erster Instanz ein gegen Méndez und alle Abgeordneten, welche die Verfügung unterschrieben hatten.

Kritisiert wurde insbesondere, dass durch die Anordnung die Trennung zwischen Kirche und Staat verwischt würde. Méndez konterte, dass das Lamm mit Heiligenschein auf dem Wappen des Landes Jesus Christus repräsentieren würde – der christliche Glaube sei damit fest im Land verwurzelt. Die Gegner erklärten allerdings zu Recht, dass ein Staat keinen Glauben habe, einzig seine Bürger hätten einen bestimmten Glauben.

Teilnahme freiwillig

Dennoch trat die Verfügung am vergangenen Montag in Kraft. 40 Tage lang sollen die Parlamentarier aller 40 Bezirke Puerto Ricos bereits um 5 Uhr morgens an einer Andacht teilnehmen und gemeinsam beten – wobei die Teilnahme letztendlich freiwillig ist.

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Datum: 03.03.2017
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / El Nuevo Dia

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