Häufung weltweit

Nehmen Kirchenschliessungen zu?

In den letzten Tagen und Wochen erreichen uns aus verschiedenen Ländern Berichte, dass immer wieder Kirchen geschlossen werden. Zufall?
Geschlossene Kirche im Sudan

Christen sind in vielen Ländern der Welt Repressalien ausgesetzt. Zu den Methoden, die in der letzten Zeit immer mehr von sich hören machen, gehören die willkürliche Schliessung von Kirchen. Hier drei Beispiele:

Ägypten: «Ist Gebet ein Verbrechen?»

Die Regierung in Ägypten hat in den letzten Wochen vier Kirchen in der südlichen Provinz Minya geschlossen. Am letzten Sonntag hat jetzt der koptische orthodoxe Erzbischof der Region sein Schweigen gebrochen: «Wir haben zwei Wochen geschwiegen, nachdem eine Kirche geschlossen wurde – in der Hoffnung, dass die Behörden ihrem staatlichen Auftrag nachkommen. Aber dieses Schweigen hat nur zu Schlimmerem geführt, als wenn das Beten ein Verbrechen wäre.» Und er erklärte: «Was in den letzten zwei Wochen geschehen ist, haben wir über Jahre nicht gesehen; Kirchen werden geschlossen, die koptischen Christen werden angegriffen und ihr Besitz zerstört. Normalerweise geschieht das alles unter dem Vorwand der friedlichen Koexistenz. Aber es sind immer die Kopten, die den Preis für diese Koexistenz zahlen, nie ihre Angreifer».

Die Behörden in Minya haben noch nicht auf die Vorwürfe reagiert. Obwohl die ägyptische Regierung wiederholt versprochen hat, Christen vor gewalttätigen Angriffen zu schützen, beklagen die Kopten in der letzten Zeit immer deutlicher, dass nicht genug geschieht, um ihre Sicherheit zu gewährleisten. Am letzten Mittwoch hat Präsident Abdel Fattah Al-Sisi zum ersten Mal eine Gruppe von evangelikalen Leitern aus den USA zu einem dreistündigen Gespräch getroffen, die ihm ihre Besorgnis über das Schicksal der Christen in Ägypten zum Ausdruck brachten.

Indien: Gottesdienste in 10 Kirchen verboten

Die Polizei und Behörden im Bundesstaat Tamil Nadu haben angeordnet, dass 10 Gemeinden keine Gottesdienste mehr feiern dürfen, wie «Morning Star India» jetzt berichtete. Nach Angaben der Kirchenleiter haben extreme Hindus Druck auf die Behörden ausgeübt, dass die Kirchen eine besondere Bewilligung einholen müssen, die allerdings nur sehr schwer zu erhalten ist; der Prozess kann von einem halben bis zu mehreren Jahren dauern. Mitglieder der paramilitärischen Gruppe von Hindu-Nationalisten «Rashtriya Swayamsevak Sangh (RSS)» hatten Beschwerde erhoben. Diese Gruppe hatte bereits im Sommer einen Bus attackiert, in dem Kinder in ein christliches Lager gebracht wurden (Livenet berichtete).

Eine Delegation von christlichen Leitern drückte gegenüber dem Innenminister von Tamil Nadu ihre Besorgnis über die Entwicklung aus. «Insgesamt sind es 10 Gemeinden, die in den letzten zwei Monaten von den Schliessungen betroffen sind» erklärte Pastor Sathanyathan, Mitglied der Delegation. «Ihre Mitglieder wohnen alle in diesem Gebiet, die Pastoren tun ihren Dienst seit vielen Jahren, und es hat nie Probleme mit diesen Gemeinden gegeben». Der Innenminister habe darauf den örtlichen Polizeichef angerufen und angeordnet, die Sache zu untersuchen und zu gewährleisten, dass die Gottesdienste wieder aufgenommen werden könnten.

Sudan: 5 Pastoren mitten im Gottesdienst verhaftet

Nachdem bereits im Februar mindestens 25 Kirchen in Khartum, der Hauptstadt des Südsudan, verwüstet worden waren und die Kirchenleiter zum ersten Mal einen offenen Brief an den Präsidenten gerichtet hatten (Livenet berichtete), sind jetzt fünf Pastoren der «Kirche Christi im Sudan» (Sudanese Church of Christ, SCOC), verhaftet worden. Sie hatten sich geweigert, Gottesdienste in ihren Gemeinden zu stoppen. «Polizeioffizier Nagmadeen Badradeen betrat die Kirche in Thawra und unterbrach den Gottesdienst. Er befahl den Leitern, den Gottesdienst zu beenden un die Kirche zu schliessen. Sie demütigten die Pastoren und hielten sie auf dem Polizeiposten fest», berichtete der «World Watch Monitor». Die Regierung des Sudan übt seit längerem Druck auf die SCOC aus, die Leiterschaft der Bewegung einer staatlich sanktionierten Gruppe zu übergeben. Bereits im August waren in Omdurman 7 Pastoren aus dem gleichen Grund verhaftet worden.

Rev. Ayoub Tiliyan, Vorsitzender des SCOC, erklärte, dass der Druck auf Christen im Sudan in diesem Jahr stark gestiegen sei: «Es schmerzt uns sehr, dass diese Regierung, für die wir beten, der wir gehorchen und Steuern zahlen, Mitglieder der Gesellschaft unterdrückt, nur weil sie einem anderen Glauben angehören». Und er fährt fort: «Das ist seit Jahren die Norm, aber in den letzten drei Jahren ist der Druck gestiegen. Verschiedene Kirchen wurden zerstört, Pastoren verhaftet, und Evangelisten gewarnt, das Evangelium nicht Muslims zu predigen».

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Datum: 06.11.2017
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet

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