Schweizer Freikirchen

Die Angst weicht – Hoffnung wird konkret

Die Szene hat sich radikal gewandelt. Viele Freikirchen und landeskirchliche Gemeinschaften sind von einer heilsamen Unruhe erfasst worden und wollen den Glauben in ihrer Umgebung konkret werden lassen. Gedanken nicht nur zu Auffahrt.
Hoffnung

Der erweckliche Aufbruch in vielen Freikirchen in den 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts, inspiriert von der Jesus People-Bewegung, brachte viele Veränderungen. Er bewirkte aber noch keinen Aufbruch in die Gesellschaft. Ein Motiv war die Begeisterung über die Wiederherstellung des Staates Israel, der 1948 gegründet wurde und sich danach in mehreren Kriegen behaupten konnte. Diese Sammlung des Volkes Israel löste eine freudige Erwartung der nahen Wiederkunft Christi aus. Sie löste aber auch eine Welle von Endzeit-Literatur aus, die die endzeitlichen Schreckensszenarien ausmalten. Die politische Situation mit einem feindlichen Ostblock und einem wachsenden europäischen Staatenbund erschien als Realisierung der in der Bibel prophezeiten Blöcke Gog (10-Staatenbund) und Magog (östlicher Staatenbund, Sowjetunion). Dies schien viele alttestamentliche Voraussagen zu erfüllen. Parallel dazu schien sich der Ökumenische Rat der Kirchen in eine Richtung zu entwickeln, die Endzeitautoren als biblisch prophezeite antigöttliche religiöse Macht der Endzeit deuteten. Zahlreiche Bücher nahmen diese Themen auf und schürten weniger ein Klima der Hoffnung als vielmehr der Angst über das, was bald kommen sollte.

Die grosse Wende

Dann brach der Ostblock zusammen, die europäische Union erweiterte sich weit über die 10 Staaten hinaus und Israel entwickelte sich auch nicht so, wie viele evangelikale Christen hofften. Das schuf Raum für neue Perspektiven. Bereits 1974 hatte die Lausanner Konferenz für Weltevangelisation die Lausanner Erklärung proklamiert und darin nebst der Evangelisation zur tatkräftigen Diakonie aufgerufen. Neue Initiativen wie etwa die Gründung des Aargauer Wendepunkts, die sozialen Dienste der Stiftung Schleife und das diakonische Wirken der Vineyard-Gemeinschaft lösten eine Entwicklung aus, die immer mehr auch die freikirchlichen Gemeinden inspirierte, sich selbst in sozialen Brennpunkten zu engagieren. Soziale Verantwortung als Teil der frohen Botschaft wurde in den letzten Jahren normal. Unterstützt wurden die Anstrengungen indirekt vom Hoffnungsbarometer des Basler Zukunftsforschers Andreas Walker, der ein christlich inspiriertes Signal gegen das Sorgenbarometer einer Grossbank geben wollte und damit eine Grundlage für eine positive Grundstimmung zugunsten des diakonischen Wirkens der evangelischen Christen legte.

Hoffnung wird zur Botschaft

Ob sich Hoffnung besser als Angst «verkauft», wird sich zeigen. Aber sie ist die biblische Botschaft. «In der Welt habt ihr Angst, aber ich habe die Welt überwunden», sagte Jesus, bevor er diese Welt verliess und seine Nachfolger «wie Lämmer unter die Wölfe» schickte (Johannes-Evangelium, Kapitel 16, Vers 33). Als Bürger der anbrechenden Gottesherrschaft sind sie zu Hoffnungsträgern berufen.

Die Schweizerische Evangelische Allianz nahm diesen Gedanken an ihrer Delegiertenversammlung am letzten Freitag auf und liess ihn durch fünf Personen illustrieren, die sich in älteren und neuen Initiativen für Verfolgte, Menschen am Rande der Gesellschaft und in gesellschaftlichen Brennpunkten wie der Schule einsetzen. Dass sich hier gerade auch Vertreter der jungen Generation engagieren, ist ein weiterer Grund zur Hoffnung.

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Datum: 14.05.2015
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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