Abschied von der Politik

Christian Waber: «Gott setzt Zeitfenster»

Gott habe in seinem Leben Zeitfenster gesetzt, sagte Alt-Nationalrat Christian Waber (EDU) in einem Interview mit dem Wochenmagazin ideaSpektrum. Ende 2016 legte Waber (69) sein Amt als Gemeindepräsident nieder.
Alt-Nationalrat Christian Waber
Christian Waber

Womöglich war das sein Abschied von der politischen Bühne. «Alles hat seine Zeit», zitiert er aus dem Buch Prediger. Jetzt beginne für seine Frau und ihn eine neue Zeit. Soeben hätten sie ihr vor zwölf Jahren gebautes Haus verkauft und ziehen in eine Wohnung.

Ein glücklicher Mensch

Es sei lange nicht alles gut gewesen, was er gemacht habe, meinte Waber im idea-Interview. Doch er gehöre zu den glücklichen Menschen. Seine Bibel sehe aus wie ein Tagebuch. Waber beschreibt: «Sie ist vollgeschrieben mit persönlichen Erlebnissen zu vielen Textstellen. Da finden sich Höhepunkte und Tiefschläge genauso. Aber ich durfte erfahren, dass Gott vergibt, damit ein Neuanfang möglich ist.»

«Woher weisst du, dass du in den Himmel kommst?»

Christian Waber betonte, wie wichtig ihm Glaubwürdigkeit ist. Er wolle zu seiner Meinung stehen. Auch in den zwölf Jahren als Nationalrat habe er offen über seinen Glauben an Jesus Christus gesprochen. Dabei habe er in vielen Gesprächen festgestellt, wie sich Menschen nach «einer übergeordneten Hoffnung sehnen». Unter der Bundeshauskuppel sei Jesus immer ab und zu Thema gewesen. Waber: «Die mir bis heute am meisten gestellte Frage lautet: Chrigu, woher weisst du, dass du in den Himmel kommst?»

Gleichzeitig auch Opfer der Medien

Während seiner Zeit im Nationalrat war Christian Waber häufig Gast im Schweizer Fernsehen. Seine direkte Sprache und seine konkrete Haltung wurden gesucht. «Man wusste, woran man mit mir war», sagt er im idea-Interview. Gleichzeitig sei er aber auch von den Medien «missbraucht» worden: «Sie benutzten meine kantigen Aussagen – die ich aus heutiger Sicht als mitunter überspannt bezeichne – für die Dramaturgie ihrer Sendungen.»

Neid und Eifersucht, geistlicher Missbrauch

Als grosses Problem innerhalb der christlichen Bewegung in der Schweiz erachtet Alt-Nationalrat Waber Neid und Eifersucht sowie geistlichen Missbrauch, und zwar dann wenn wir sagen «Du glaubst zu wenig» oder «Gott hat zu mir gesagt, du bist das und das». Und im Rahmen der Politik fehle oft die Sachkenntnis. Politik sei aber nicht nur Theologie. Unterschiedliche Meinungen und Diskussionen gehörten dazu. Waber fehlt auch eine «eine gemeinsame Sicht auf das Handeln Gottes in der Zukunft». Für ihn sei es zum Beispiel nicht statthaft, Bibelstellen, wie diejenige über das Umformen von Schwertern zu Pflugscharen, in unsere Zeit zu übertragen.

EVP und EDU sollten sich «zusammenraufen»

Mit Blick auf die Evangelische Volkspartei (EVP) und die Eidgenössisch-Demokratische Union (EDU) erachtet es Christian Waber als «zwingend, dass sie sich zusammenraufen». Es gehe darum, «alte Fehden zu begraben und neu zu beginnen mit der Haltung, dass der andere eine unterschiedliche politische Meinung haben darf, sogar bis hin zu ethischen Fragen».

Begeisterter Gemeindepräsident

Im Vergleich mit der Zeit als Nationalrat bezeichnete Christian Waber im Interview mit dem Wochenmagazin ideaSpektrum, die dreieinhalb Jahre als Gemeindepräsident als die «noch schönere Zeit». Hier habe er wirklich direkt etwas bewegen können. Das Politisieren im Bundeshaus sei «eine andere Welt». 

Das ausführliche Gespräch mit Christian Waber steht im Wochenmagazin ideaSpektrum Nr. 4-17.

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Datum: 30.01.2017
Autor: Rolf Höneisen
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

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