Kampagne mit Homosexuellen

Baselbieter Transportdirektor steht wegen Plakatverbot im Regen

Die Organisation Pink Cross hat es geschafft, mit einer provokativen Plakatkampagne einen Medienwirbel und einen Shitstorm im Internet auszulösen, der ihre Ziele zu fördern scheint. Ein Lehrstück mit bitterem Ende.
Tramplakat von Anyway - dem Basel Jugendtreff
Die Plakatkampagne vom Jugendtreff Anyway wurde in Baselstadt bewilligt.
Andreas Büttiker

Plakate mit jungen, sich küssenden Schwulen und Lesben sollten in den Bussen und Trams der Verkehrsbetriebe von Baselland und Baselstadt ab dem 2. Februar junge Leute mit homosexuellen oder anderen nicht heterosexuellen Neigungen in den Jugendtreff Anyway einladen. Während die Basler Verkehrsbetriebe darin kein Problem sehen, wagte der Direktor der Baselland Transport AG, Andreas Büttiker, das Aufhängen in seinen Bussen und Trams zu verbieten. «Wir haben eine Verantwortung gegenüber unseren Fahrgästen», begründete er seinen Entscheid. Das sollte für ihn schmerzliche Folgen haben.

Aufruf zum «Protestknutschen»

Pink Cross, die Interessenorganisation der Homosexuellen, verstand es, aus dem Entscheid einen Wirbel in 20 Minuten und den lokalen Zeitungen zu entfachen. Ihre Vertreterin enerviert sich über so viel Unverständnis, und Anyway ruft gleichzeitig zu einem «Protestknutschen» in einem Baselbieter Tram auf. Die Organisationen der Homosexuellen haben es in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich verstanden, im Namen der Toleranz die öffentliche Meinung für ihre Sache zu gewinnen und auch aus Rückschlägen Kapital zu schlagen.

Gegenüber den Medien verteidigt sich Andreas Büttiker tapfer, aber er steht weithin im Gegenwind des Zeitgeistes. Von den Zeitungen wird er mit unangenehmen Fragen konfrontiert, in den sozialen Medien erntet er Spott und Häme. Allerdings weist er darauf hin, dass immerhin etwa 50% der Online-Kommentare seinen Entscheid gestützt hätten. Es nützte nichts, einen Tag später musste er nachgeben und die Plaktatierung mit den küssenden Homo-Pärchen auch in den Baselbieter Trams bewilligen.

«Nicht in Dogmen gefangen»

Büttiker musste sich notabene gegen die Unterstellung wehren, dass sein persönlicher Glaube ausschlaggebend für seine Entscheidung gewesen sei, die er zusammen mit seinem Marketingchef gefällt habe. Büttiker dazu in der Basellandschaftlichen Zeitung: «Es stimmt, ich glaube an Gott und bin gläubiger Christ. Aber ich muss als Geschäftsführer der BLT von meinem Glauben abstrahieren können». Und er ergänzt: «Auch als Christ lasse ich mich nicht in irgendeine Glaubensecke abdrängen. Ich bin nicht in Dogmen gefangen. Der Entscheid ist auch nicht moralisch. Es ging uns einzig und allein um das Wohl unserer Fahrgäste.» Er fühlt sich hingegen von «gewissen Gruppen instrumentalisiert». Viele Eltern dürften ihm für seinen Widerstand dankbar gewesen sein, ohne dass sie das in den sozialen Medien ausdrücken. Was vielleicht ein Fehler war.

Pikant an der Geschichte: Der Jugendtreff Anyway hatte im letzten September den «Chancengleichheitspreis» der beiden Basel erhalten. Ein Teil des Geldes fliesst jetzt in die Kampagne. Die Gleichstellungsbeauftragte von Basel-Stadt, Leila Straumann, freut sich, dass die Plakate in den Basler Trams hängen dürfen. Die Kampagnenleitung fühlt sich notabene ermutigt durch die Kampagne «Love Life» des Bundes, die bekanntlich mit gewagten Bildern in der Öffentlichkeit für die Aids-Prävention weibelt. Denn im Vergleich zu deren Bildern wirken die Anyway-Plakätchen geradezu brav.

Datum: 30.01.2015
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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