Kolumne zum Sonntag

Von Dämonen und vom guten Geist

Für uns Menschen im 21. Jahrhundert klingen biblische Berichte von Dämonenaustreibung oft etwas befremdlich. Die dunklen Gestalten kommen zwar in Filmen oder in der Kunst vor, aber im realen Leben…? Theologin Pia E. Gadenz über Dämonen und den guten Geist.
Dämonen sind auch ein beliebtes Kunstsujet. Hier der Dämon «Chimera», der von der Notre Dame auf Paris herunterblickt.
Pia E. Gadenz-Mathys

Ereignisse der letzten Zeit – ich denke da an Terror, Krieg und Gewalt – lassen mich oft fragen: Was sind das für Mächte, die so viel Leid verursachen? Wie oft wünschte ich mir ein kraftvolles Wort, das in die Welt hörbar hinausruft: Genug! Lasst uns friedlich diese Welt gestalten!

Dämonen – damals und heute

Jesus von Nazareth ist einem Mann begegnet, der «von einem unreinen Geist besessen war» (Die Bibel, Markus-Evangelium, Kapitel 1, Vers 23). Die Menschen der damaligen Zeit sahen in diesem Geist eine böse Macht. Sie nannten ihn einen Dämon. Zu diesem spricht nun Jesus ein Machtwort: «Schweig und verlass ihn!»

Für uns Menschen im 21. Jahrhundert mag ein solcher Bericht von einer Dämonenaustreibung befremdlich klingen. Doch für die Menschen von damals gab es eben viele Dinge zwischen Himmel und Erde, die sie nicht einfach erklären konnten. In ihrem Empfinden gab es Götter, Götzen und eben auch Dämonen. Diese Dämonen führten ein Leben im Dunkel. Ihr Wohnbereich lag im Schatten des Todes.

Dämonen des Alltags

Auch unsere Zeit kennt Dämonen: Die eingangs erwähnten Stichworte nehme ich nicht mehr auf. Es gibt noch andere, in deren Einfluss wir viel unmittelbarer stehen. Sie heissen Egoismus, Erfolg um jeden Preis, Neid, Respektlosigkeit. Die Liste kann jedes von uns selber vervollständigen.

Die Dämonen von damals wie auch von heute sind Mächte, die uns Menschen unmenschlich und würdelos machen wollen. Sie tun weh, verletzen und demütigen. Es sind die kleinen Dämonen des Alltags. Sie sind harmlos im Vergleich zu den grossen Kriegen. Aber auch in den kleinen Dämonen steckt viel Wirkstoff. Diesen bösen Geistern tritt Jesus entschieden entgegen. Seine Person legt das Unwesen solcher Dämonen offen. Sie verstummen.

Begegnung mit dem Heiligen befreit

Jede und jeder von uns kennt seine Grundmuster im Reden und Denken. Vieles müsste auch da vertrieben werden. Die Begegnung mit dem Heiligen heilt und befreit. Auch wenn dieser Prozess einen steilen und langen Weg kennt, das geduldige Sich-Auseinandersetzen mit seiner eigenen Biografie und dem persönlichen Leben kann Licht ins Dunkel bringen und entdecken, was noch alles entgegensteht. Möge der gute Geist Gottes, der Heilige Geist, mit hellem Licht in die Dunkelheit unseres Daseins leuchten! Der Welt wird es gut tun.

Zur Autorin

Pia E. Gadenz-Mathys ist katholische Theologin und Leiterin der Koordinationsstelle Pastoralraum Bern Oberland in Thun.

Datum: 01.02.2015
Autor: Pia E. Gadenz-Mathys
Quelle: Sonntagsblatt des «Berner Oberländer»

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