Highlights aus Sicht der Livenet-Redaktion

Viele Artikel haben mir dieses Jahr Freude gemacht, aber einer ist mir persönlich sehr nahe gegangen. Dies aus dem einfachen Grund: Der Mann, der hier so jäh aus dem Leben gerissen wurde, war mein persönlicher Freund. Tony Palmer und ich haben viele Stunden zusammen verbracht – in Italien, in Prag, in England. Wir sind Motorrad gefahren, haben (sehr gut) gegessen und getrunken, gelacht und gebetet. Tony hatte ein enormes theologisches Wissen – und ein weites Herz. Vor allem liebte er Jesus. Als er in den letzten Monaten wichtige Brücken von den Evangelikalen zum Papst bauen durfte, habe ich das mit Freude (und manchmal etwas atemlos) verfolgt.

In diesem Jahr starb er – menschlich gesprochen – viel zu früh. Das ist vordergründig kein Lichtblick – aber Tony blickt jetzt in das Licht, das immer ein wenig aus seinen Augen blitzte und das wir diesseits der Ewigkeit nur sehr verschleiert wahrnehmen. Darum gegen Ende des Jahres noch einmal meine ganz persönliche Hommage an ihn.

Hier der Text von Reinhold Scharnowski, wie er am 26.07.2014 auf Livenet.ch erschien:

Vorreiter christlicher Einheit
Bischof Tony Palmer tödlich verunglückt

Am letzten Sonntag ist der anglikanisch-episkopale Bischof Tony Palmer auf dem Motorrad tödlich verunfallt. Er wurde von einem betrunkenen Autofahrer angefahren. Palmer war weltweit bekannt als Freund von Papst Franziskus und als Brückenbauer zu den Evangelikalen.

Anthony (Tony) Palmer wurde als junger südafrikanischer Pfingstpastor 2003 von der katholischen Kirche nach Italien gerufen, um den charismatischen Katholiken zu dienen. Er heiratete eine Italienerin und lebte in Italien und England. In der Folge baute er «The Ark Community» auf, eine internationale Gemeinschaft in anglikanisch-keltischer Tradition, zusammengehalten wesentlich durch das Internet. Vor einigen Jahren wurde Palmer Bischof der «Community of Evangelical Episcopal Churches» , einer Bewegung in der «Convergence»-Tradition, initiiert u.a. durch Bischof Leslie Newbigin.

Freund des Papstes

Bereits seit 2006 war Tony Palmer mit dem damaligen Erzbischof von Buenos Aires, Bergoglio, bekannt, der in der Folge einer seiner «geistlichen Mentoren» wurde. Als Bergoglio 2013 Papst Franziskus wurde, blieb die Freundschaft bestehen. An einem Treffen mit ihm im Februar 2014 in Rom nahm Palmer eine improvisierte Grussbotschaft von Papst Franziskus an eine Leiterkonferenz von Pfingstgemeinden in den USA unter Leitung von Kenneth Copeland auf seinem iPhone auf, die in der Folge weltweit bekannt wurde. In der Botschaft hatte Papst Franziskus seine Hoffnung erklärt, dass die Trennung der verschiedenen Denominationen enden und Christen verschiedener Richtungen Gemeinschaft haben könnten (Livenet berichtete). «Ich sehne mich nach dieser Umarmung», sagte Franziskus in dem Video.

«Luthers Protest ist vorbei – eurer auch?»

Im Rahmen der Konferenz hatte sich auch Tony Palmer mit eindrücklichen Worten an die Teilnehmer gewandt. «Brüder und Schwestern, Luthers Protest ist vorbei. Ist es eurer auch?» fragte Palmer und nahm dabei Bezug auf die gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre der Methodisten, Katholiken und Lutheraner aus dem Jahr 1999. Dieses als zentral geltende Dokument der ökumenischen Bewegung wird bislang von keiner evangelikalen Gruppierung mitgetragen. «Ich glaube, das ist etwas, das behoben werden muss», hatte Palmer auf der Pfingstkonferenz gefordert.

«Motor der Ökumene»

Noch im Juni hatte Thomas Schirrmacher, deutscher Theologe und Menschenrechtsexperte bei der Weltweiten Evangelischen Allianz, zusammen mit Tony Palmer und vier weiteren evangelikalen und charismatischen Leitern den Papst in einer Delegation zu einem privaten Gespräch besucht. Palmer hatte den Weg zu dem Treffen bereitet. Schirrmacher würdigte Palmer gegenüber dem Medienmagazin pro als einen «Missionar, der auf allen Kontinenten wirkte» und als «Brückenbauer zwischen den Konfessionen». Dabei habe Palmer die tiefgreifenden theologischen Unterschiede immer sehr ernst genommen, erklärte Schirrmacher. Palmer blieb «im Herzen immer ein Evangelikaler, der wahren Glauben nur in der persönlichen Begegnung mit Jesus und einem Leben mit ihm wiederfand», sagte Schirrmacher. «Christliche Leiter in aller Welt werden einen Motor der Ökumene vermissen».

Tony Palmer war u.a. Bodybuilder und begeisterter Motorradfahrer und lebte mit seiner Frau Emiliana und den beiden Kindern in Trowbridge in der südwestenglischen Grafschaft Wiltshire.

Das Video mit der Botschaft von Franziskus an Copeland.

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