Neue Medien als Chance

«Mit den Menschen auf Augenhöhe kommunizieren»

Der Einsiedler Abt Martin Werlen ist wegen seiner Kurzmitteilungen als «twitternder Abt» bekannt geworden. Er plädiert für eine offensive Nutzung von Social Media durch Christen. «Es ist wichtig, dass wir heute auf die Menschen zugehen und nicht warten, bis sie zu uns kommen.»
Abt im Kloster Einsiedeln: Martin Werlen

Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Kipa sagte Abt Martin, Medienverantwortlicher der Schweizer Bischofskonferenz, daheim im Kloster twittere er etwa vier Minuten am Tag. Mehr Zeit nehme er im Zug. Das Schweizer Fernsehen habe ihn vor zwei Jahren eingeladen, Twitter auszuprobieren. «Seither ‚zwitschere‘ ich täglich Botschaften von maximal 140 Zeichen an meine Followers.»

Den mittlerweile über 3‘700 Empfängern teilt der Abt kurze Gedanken über «Gott und die Welt» mit und liest Antworten. «Interessant ist dabei vor allem, dass ich via Twitter Menschen jeglicher Couleur kennenlernen kann. Das sind mehrheitlich Menschen, denen ich sonst kaum begegnen würde, weil sie mit der Kirche wenig am Hut haben.»

Der ganzen Welt begegnen

Eine Spezialität des Medien-Abts sind so genannte «Bahngleichnisse», die er im Zug versendet, etwa: «Wer im Auto unterwegs ist, bleibt in seinen eigenen vier Wänden, wer im Zug reist, begegnet der ganzen Welt.» Oft kündigt Martin Werlen auf Twitter an, wo man ihn während der Fahrt finden kann. Regelmässig suchten ihn dann Reisende auf, die einen nur zum Plausch, andere mit einem ernsten Anliegen.

Gespräch im Bahnhof

Auch bei Aufenthalten in Bahnhöfen bietet Abt Martin das Gespräch an. «Da kommt es vor, dass ich beispielsweise in Bern mal spontan mit zwei Informatikern zu Mittag esse oder in Basel mit einem Studenten und einem arbeitslosen Migranten Kaffee trinke.» Die Chance von Twitter bestehe darin, «dass ich mit den Menschen dank moderner Kommunikationsmittel auf Augenhöhe kommunizieren kann – etwas, das die Kirche generell mehr tun sollte.» Immer noch dominiere das Bild «einer von oben nach unten predigenden Kirche».

Heilsamer Zwang zur Kürze

Twitter stellt für den Medien-Abt eine heilsame Herausforderung dar: «mich kurz und präzis zu fassen, weil ich meine Botschaft in 140 Zeichen auf den Punkt bringen muss». Vor der Erfindung des Buchdrucks habe die Kirche den Gläubigen ihre Botschaft auch mit Bildern und knappen Texten vermittelt.

Webseite:
Abt Martin Werlen auf Twitter

Datum: 19.11.2011
Autor: Benno Bühlmann
Quelle: Livenet / Kipa

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