Markus Wäfler: Ganzheitlich auf den Klimawandel reagieren

Seit 2003 sitzt der Agro-Techniker Markus Wäfler für die Zürcher EDU im Nationalrat. Wie setzt er die „klaren Werte“ der Bibel, für die seine Partei einsteht, in der Tagespolitik um? Im Gespräch mit Livenet verweist Wäfler auf die Umwelt- und Klimapolitik, in der er sich profiliert hat.
Markus Wäfler, EDU ZH
Eigenständig: Markus Wäfler, mit dem Zürcher EDU-Präsidenten Daniel Suter im Flughafen Kloten.
Smog Klima
Markus Wäfler (links) gehört der 2003 gebildeten E-Fraktion an, die aus zwei EDU- und drei EVP-Vertretern besteht.
Hummer H2H

Livenet: Markus Wäfler, die EDU „steht für wahre Werte und klare Worte ein“. So sagt es etwa der EDU-Präsident Hans Moser. Wo haben die biblischen Werte bei Ihnen in der letzten Legislatur den Ausschlag gegeben gegenüber pragmatischen Überlegungen?

Markus Wäfler: Es geht darum, Gottes Optik in politische Fragen und Entscheide einzubeziehen. Dies geschieht in unserer öffentlichen Diskussion nicht. Nehmen Sie das ganze ‚Gstürm‘ ums Klima. Da wird getan, als könnten wir Menschen das regeln – mit einer Heilslehre. Doch wie wollen wir Umweltprobleme lösen, ohne die Gebrauchsanweisung des Schöpfers einzubeziehen? – Wer dies aber sagt, erntet Kopfschütteln. Pragmatisch ist manchmal provozierend (lacht).

Was sollte man denn tun?
Den Begriff Umwelt im Sinn der Schöpfung anders definieren: Sie umfasst nicht nur Fauna und Flora. Wir Menschen gehören dazu – denn wird es unbequemer –, auch die unsichtbare Welt, Gott und sein Reich sowie Satan und sein Reich. Wenn wir Problemstellungen analysieren, ohne die gesamte reale Umwelt einzubeziehen, wird unsere Analyse nicht der Wirklichkeit entsprechen und die Therapie fehlgehen.

Die Modelle für die klimatischen Veränderungen sind seit den 80er Jahren genauer geworden.
Das bezweifle ich.

Was fehlt uns denn?
Man fokussiert fälschlicherweise aufs CO2. Da gibt es aber viel zu viele Unbekannte. Was etwa zwischen den Ozeanen und der Atmosphäre abgeht, ist nicht bekannt. Wir müssen das Problem beim Energie- und Ressourcenverbrauch packen. Gerade jene Parteien, die hier vorgeben, die Welt retten zu wollen, ignorieren die Bevölkerungszunahme in der Schweiz (50‘000 Personen jährlich, vor allem durch Einwanderung), die grösseren Wohnflächen pro Person, die beheizt werden müssen, die Komfortbadewannen mit 500 Liter heissem Wasser… Erfreulich ist, dass Menschen länger selbständig leben können. Aber wir haben auch viele Single- und Konkubinatshaushalte. Das wird ausgeklammert.

Den CO2-Ausstoss unter den Stand von 1990 drücken zu wollen, ohne kritische Fragen zur Einwanderungspolitik und zum Lebensstil zu stellen, ist ideologisch. Von der Bibel her haben wir die Verpflichtung, die Wahrheit zu suchen. Wir müssen uns den unbequemen Fragen stellen – auch die Christen. Ist unser Lebensstil in der Wohlstandgesellschaft zu verantworten?
Die Schweiz trägt zum globalen CO2-Ausstoss verschwindend wenig bei – dies darf uns allerdings kein Freipass sein. Aus diesen Gründen ging mein Vorstoss im Parlament dahin, bei fossilen Energieträgern eine Lenkungsabgabe zu schaffen, die zweckgebunden im Inland alternative Energieträger fördert und die Energieeffizienz verbessert. Natürlich sind die Zahlen der Modellrechnungen genauer geworden. Aber genau genug, um als Basis für eine CO2-Steuer zu dienen, sind sie nicht. Worauf stützt sich die UNO, wenn sie den Ländern CO2-Kontingente zuteilt?

Was sollten wir denn tun?
Den Energieverbrauch reduzieren. Da ist unsere Freizeit zu hinterfragen. Ein grosser Teil der Kilometer wird in der Freizeit gefahren. Bei fossilen Brenn- und vor allem Treibstoffen ist eine Lenkungsabgabe sinnvoll.

Ich habe den Bericht des UNO-Klimapanels IPCC überflogen. Er ist nützlich. Allerdings habe ich den Eindruck gewonnen, dass man bei der UNO das Fazit nicht glaubt. Wenn sie glauben würden, was sie schreiben, würden sie der Generalversammlung vorschlagen, die Erdölförderung um ein Drittel oder ein Viertel zu reduzieren, Flugbenzin zu besteuern und den anlaufenden Wahnsinn mit dem Ethanol (Treibstoff aus Pflanzen, als Ersatz für Erdöl) zu stoppen.

Ich glaube auch, dass sich das Klima erwärmt hat. Es war noch nie statisch.

Es hat sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich erwärmt.
Es gab vor Jahrtausenden ähnliche Entwicklungen. Dramatisch ist allerdings der CO2-Ausstoss aufgrund des Verbrauchs fossiler Brenn- und Treibstoffe. Denken Sie aber daran, dass die Zementindustrie beim Kalkbrennen viel CO2 aus nichtorganischen Stoffen freisetzt.

Die technologische Entwicklung der letzten Jahrhunderte gibt uns nicht das Recht, wie Raubritter mit der Schöpfung umzugehen.

Sie politisieren am rechten Rand des politischen Spektrums. Haben Sie bürgerliche Politiker von Ihrer Sicht überzeugen können?
Bevor ich meine Vorstösse einreichte, habe ich das CO2-Gesetz studiert, das die Reduktionsziele primär mit freiwilligen Massnahmen anpeilt. Bei den Brennstoffen haben wir die Werte von 1990 unterschritten, weil wir heute wirksamer heizen. Bei den Treibstoffen haben wir momentan den Klimarappen. Sehen Sie Autopark von Herrn und Frau Schweizer: Wir kaufen gern 3-Liter-Wagen und Offroader und beinahe jeder Kleinwagen hat eine Klimaanlage. Mit welchen Wagen kommen heute die Mamis zur Schule, um ihren Liebling abzuholen? Dabei sind die meisten dieser Offroader geleast, nicht bezahlt…

Kurz: Ich versuche, das Problem zu verstehen, und frage mich: Wirkt eine vorgeschlagene Massnahme auf die Ursache – oder ist sie bloss Symptombekämpfung? Wir sollten als Christen nicht Besserwisser sein, sondern es besser machen.

Und wie erging es Ihren Anträgen?
Sie fielen erst in der letzten Abstimmung durch. Ich hatte breite Unterstützung von rechts bis links, als ich unter anderem die stärkere Belastung grosser Fahrzeuge forderte. Die grüne Fraktionsvorsitzende kam zu mir und sagte, die Fraktion fände die Vorschläge allesamt gut, aber sie wolle jetzt die CO2-Steuer; darum lehne sie das Gesamtpaket ab. Ich höre auch von bürgerlichen Politikern, dass sie Vorschläge sinnvoll finden, aber wegen einer Absprache nicht zustimmen.

Dieser Opportunismus macht mir Mühe: Wir haben zu viele Leute, die sich nicht trauen, zu ihrer Überzeugung zu stehen. Vor allem wegen der Medien, die sie andernfalls als altväterisch, stockkonservativ oder fundamentalistisch bezeichnen würden.

Andererseits habe ich gelernt, schon im Zürcher Verfassungsrat, dass es auch darauf ankommt, wie ich ein Anliegen vortrage. C’est le ton qui fait la musique. Ich freue mich, dass ich mit 58 noch lernfähig bin. Für die Wiederwahl rechne ich mir gute Chancen aus.

Markus Wäfler auf der Website der Zürcher EDU

Datum: 10.10.2007

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