Hände weg von der Fasnacht?

Fasnacht

Wie sollen sich christliche Eltern verhalten?

Klar, die Fasnachtsbräuche sind zwiespältig und ihr Hintergrund finster, beziehungsweise okkult (Geisterglaube). Andererseits ist die Fastnacht ein Stück unserer Kultur und je nach Gegend unausweichlich. Jeder muss mitmachen oder in die weg fahren. Auch in der Schule kommen nicht darum herum, und vielen macht es Spass, auch Kindern von gläubigen Eltern. Wie sollen sich christliche Eltern verhalten?

Sich maskieren - ein Bedürfnis vieler

Das Bedürfnis, sich zu maskieren und auszutoben, steckt scheinbar tief im Menschen. Es geht nicht bloss darum, Spass zu haben und ausgelassen zu sein, obwohl das sicher im Vordergrund steht. Das Bedürfnis, sich zu maskieren, hat eine spielerische Seite und eine verführerische, dämonische. Warum lieben es die Menschen, im Dunkeln zu sein, und sind fasziniert davon, Verbotenes zu tun, heimlich zu sündigen, sich zu verstecken hinter Masken und schamlos zu tun, was sie sich sonst das ganze Jahr über nicht erlauben? An der Fastnacht hat sich vielerorts eingebürgert, dass man straflos fremdgehen und ehebrechen und andere zum Narren halten darf. Warum wird das von vielen auf der ganzen Welt, die die Faschings- und Karnevalszeit feiern, für selbstverständlich gehalten?

Von Jesus heisst es im Johannesevangelium, dass er in das Seine kam, auf die von ihm erschaffene Welt, aber dass seine Geschöpfe ihn nicht akzeptierten. Er kam als das Licht auf die Welt und erhellte das Dunkel, aber die Menschen hatten die Finsternis lieber, als das Licht, weil sie ihr Verhalten nicht ändern und sich nicht von ihm kritisieren lassen wollten. Die, die ihn aber annahmen, denen gab er das Recht, Gottes Kinder zu werden (Johannes 1.12). Christen können als "Kinder des Lichts" wahr sein und ehrlich sein. Sie brauchen nicht mitzumachen, oder jedenfalls nicht unkritisch und nicht bei allem.

Unsere Kinder mitmachen lassen?

Sollen Christen ihren Kindern verbieten, mitzumachen? Aus der Frage spüre ich verschiedene Spannungen heraus:

a) Sollen wir dem gesellschaftlichen Druck nachgeben?

b) Kann man von einem Kind, das sich noch nicht aus eigenem Antrieb mit dem christlichen Glauben identifiziert verlangen, nach christlichen Massstäben zu leben?

c) Können wir als Christen in Fasnachtscliquen und "Guggenmusigen" mitmachen oder unser Kinder dort hinschicken?

Der gesellschaftliche Druck kann sehr gross sein. Trotzdem bin ich überzeugt, dass wir ein sehr eindrückliches Signal geben, wenn wir konsequent zu unseren Überzeugungen stehen und uns weigern, nur mitzumachen, weil Leute uns unter Druck setzen. Kinder sollten schon früh lernen, Überzeugungen zu haben und dem gesellschaftlichen Druck zu widerstehen. Gegen den Strom zu schwimmen und den eigenen Standpunkt gut begründet zu präsentieren und zu erläutern, ist allerdings eine Kunst, die erlernt werden muss. Wenn wir uns nur verweigern, ohne gute Gründe ins Feld führen zu können, wirken wir wenig glaubwürdig und unterstreichen unseren Ruf, stur, rückständig und eng zu sein.

Wie weit Christen ihre Kinder fernhalten oder mitmachen lassen sollten, ist abhängig von der Gruppenzusammensetzung, dem Programm, den Überzeugungen und der Reife, die ein Kind schon hat. Anfangs brauchen Kinder einen autoritäreren Führungsstil, Grenzen müssen von den Eltern gesetzt werden, das Mitspracherecht sollte nicht all zu weit gehen. Wenn die Kinder älter werden, kann man sie mehr in Entscheidungen mit einbeziehen, ihnen mehr Entscheidungsraum geben und mit ihnen über die Gründe diskutieren, die dafür und dagegen sprechen. Auch wenn ein Kind noch nicht aus Eigenantrieb Christ ist, dürfen Eltern begründete Verbote aussprechen, und dies gilt auch noch für Teenies. Ängstliche Eltern sollten sich jedoch bewusst sein, dass es nicht immer das gewünschte Resultat bringt, die Kinder von allem fernhalten zu wollen, was ihnen schaden könnte. Sorglose Eltern dagegen sollten ein waches Auge darauf haben, was ihre Kinder in diesen Gruppen machen.

Mir scheint es wichtig, dass wir unseren Kindern eine Alternative bieten, die sie anspricht. Etwas mit der Familie oder mit Freunden unternehmen, in die Ferien fahren, Abenteuer erleben. Anfangs mögen sie ihrem Unmut Ausdruck geben, aber wenn sie erleben merken, dass wir uns ins Zeug legen, mit ihnen etwas tolles zu unternehmen, werden sie den Verzicht eher akzeptieren können.

Als Christ in Cliquen und Vereinen mitmachen?

Abgesehen davon finde ich es gut, wenn Christen in Cliquen und Vereinen mitmachen und es lernen, auch dort ihren Glauben zu leben und dazu zu stehen und sich zu weigern, bei Dingen mitzumachen, die mit der Bibel unvereinbar sind. Wenn das zeitliche Engagement jedoch das Aktivsein in einer christlichen Lokalgemeinde verunmöglicht, sollten Konsequenzen gezogen werden. Die Gemeinde kommt zuerst, auch für Kinder! Dasselbe gilt für Vereinstätigkeiten allgemein. Fussballspiele am Sonntagmorgen, Musikproben während Jungschar-Nachmittagen, Turnvereine statt Kinderkleingruppen-Programme sind der Grund, dass viele Kinder von christlichen Eltern nie wirklich Teil einer christlichen Gemeinde werden können. Wo das Vereinsleben oder die Fastnachtsclique oder Guggenmusig ethisch und zeitlich mit dem Gemeindeleben verträgt, ist es für Christen in Ordnung, mitzumachen, Freunde zu gewinnen und ihnen gegenüber ihre Überzeugungen und ihren Glauben zu bekennen.

Datum: 26.03.2002
Autor: Paul Egloff
Quelle: Chrischona Magazin

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