Vereinten Nationen erwägen globales Lotto

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New York. Die Probleme durch übermässige Spielleidenschaft werden immer deutlicher erkennbar. Aber das hat eine Organisation, von der man solches nicht vermutet hätte, nicht davon abgehalten, eine eigene Lotterie zu erwägen: die Vereinten Nationen.

Ed Stanek, ein Beauftragter der Iowa-Lotterie, habe mitgeteilt, dass ein Berater sich an Führungskräfte der UNO und des Lotterie- Weltverbandes mit dem Vorschlag gewandt habe, dass globale Glücksspiele einen Teil ihrer Erlöse für humanitäre Programme der UNO spenden könnten, das berichtete die “Associated Press” am 30. August. Anfang August seien 13 leitende Mitglieder des Welt-Lotterie-Verbandes in Dublin, Irland, zusammengekommen, um den Vorschlag zu besprechen, berichtete die kanadische “National Post” am 13. August. Der Verband vertritt 140 Lotterien in 73 Ländern.

Idee offiziell nicht bestätigt

Vorläufige Schätzungen besagen, dass die Gewinne der Lotteriekunden sich auf 250 Millionen Dollar belaufen könnten und eine etwa gleiche Summe für die Vereinten Nationen und die am Spiel mitbeteiligten Regierungen erzielt werden könnte. Die “National Post” berichtete, dass die Vereinten Nationen verlauten liessen, sie hätten die Idee nicht offiziell bestätigt. Aber der Plan wird von Martti Ahtisaari gefördert, einem früheren finnischen Präsidenten, der enge Beziehungen zu der Weltorganisation besitzt.

Religiöse Gruppen bekämpfen Lotterien

Der UNO-Vorschlag kommt zu einer Zeit, in der sich Staatsregierungen stärker auf Lotterien als Einnahmequelle stützen. In den Vereinigten Staaten hätten 38 Staaten sowie der Bezirk Columbia und Puerto Rico jetzt Lotterien, meldete die “Associated Press” am 3. August.

Religiöse Gruppen haben lange Zeit Lotterien in vielen Staaten bekämpft, aber jetzt, da Nachbarstaaten Lotterieeinkünfte über die Staatsgrenze an sich locken, ziehen auch Alabama, Mississippi, North Carolina und Tennessee Lotterien in Betracht. Staatliche Lotterielosverkäufe beliefen sich auf insgesamt 38,9 Milliarden Dollar im Steuerjahr 2001 und ergaben Gewinne von 11,8-Milliarden Dollar. In New Jersey und Virginia sind Lotterieerlöse die viertgrösste Einkunftsquelle, nach Einkommens-, Umsatz- und Körperschaftssteuer.

Die Verlockung leichter Einkünfte ist so stark, dass von den Gesetzgebern in mindestens der Hälfte der Staaten zu erwarten ist , dass sie in diesem oder im kommenden Jahr irgendeine Form der Ausweitung von Glücksspielen diskutieren werden, meinte Thomas Grey, der Leitende Direktor der ‚Nationalen Koalition gegen legalisiertes Glücksspiel‘, in einem Artikel, der am 3. September im “Las Vegas Review Journal” veröffentlicht wurde.

In England erwägt der nationale Lotteriebetreiber Camelot tägliche Ziehungen als Versuch, einen Rückgang der Losverkäufe umzukehren, berichtete der “Guardian” am 16. September. Der Lotteriebetreiber überlegt auch neue Formen des Verkaufs von Lotterielosen, zum Beispiel auch indem man z.B. Terminals an Supermarktkassen und auch an Wänden installierte Terminals verwendet.

Religiöse Führer, die bereits jetzt beunruhigt sind, dass die Lotterie den Glücksspielpegel des Landes erhöht hat, werden wahrscheinlich gegen Lotto-Ziehungen an Sonntagen protestieren, meinte der “Guardian”.

Minimale Gewinnchancen

Die Begeisterung für die Lotterie ist im Vereinigten Königreich im Schwinden, da die Glücksspieler erkennen, wie winzig die Gewinnchancen sind. In der Tat sieht es so aus, dass die Regierung der eigentliche Gewinner in diesem Spiel ist. In England brachten Lotterien in den ersten drei Monaten dieses Jahres einen ‚Jackpot‘ von 630 Millionen Pfund (976 Millionen Dollar) demStaatssäckel ein, berichtete die “Times" am 30. April. Nicht weniger als 12,5 Prozent jedes 1-Pfund Glücksloses erhält die Regierung. Und die Wahrscheinlichkeit eines Loses, den Hauptgewinn zu gewinnen? Knapp eins zu 14 Millionen (13.983.816).

Sogar Dianne Thompson, Chefin der Gesellschaft, welche die Nationale Lotterie betreibt, hat zugegeben, dass “man Glück haben müsste, im Spiel “einen Zehner zu gewinnen", berichtete die “Times" am 25. Mai. Viele Leute erkennen jetzt, dass der ursprüngliche Slogan der Lotterie, “Es könntest du sein", falsche Hoffnungen bei den Spielern geweckt hat, sagte sie.

Als vor vier Jahren im Vereinigten Britischen Königreich die nationale UK-Lotterie startete, brachte sie den karitativen Einrichtungen starke Einbussen, da viel Geld dem Glücksspiel zufloss. Wie die Stiftung “Charities Aid” bekannt gab, hat sich die Spendenfreudigkeit jetzt, mit einer geschätzten Spendensumme von 7,6 Milliarden Pfund (11,6 Milliarden Dollar) im letzten Jahr, gegenüber 4,9 Milliarden Pfund, die an die Lotterie gingen, wieder erholt, berichtete die “Times" am 30. April.

In den Vereinigten Staaten seien die Gewinnchancen in einigen Lotterien noch niedriger, berichtete die “Washington Post” am 12. April. In der “Big Game” Lotterie, die in vielen Staaten zugelassen ist, und deren Ziehung in der Zeit, als der Artikel erschien, bevorstand, habe die Wahrscheinlichkeit, den Hauptgewinn von 220 Millionen Dollar zu gewinnen, eins zu 76 Millionen betragen.

Mike Orkin, ein Statistiker an der Staats-Universität Kaliforniens in Hayward und der Verfasser von, “Wie hoch sind die Gewinnchancen?”, erklärte der “Washington Post”, wie man sich diese Gewinnchancen vorzustellen habe. “Wenn Sie eine Person in Kanada kennen und Sie die Namen aller einunddreissig Millionen Kanadier in einen Hut legen, ist die Wahrscheinlichkeit, den Namen dieses Ihres Freundes zu ziehen, um das Zweieinhalbfache höher, als den Hauptgewinn mit einem Dollarlos zu gewinnen."

Und durch eine Umstrukturierung der Lotterie, und das Hinzukommen der Staaten New York und Ohio im Mai, so kalkulierte man, werde die Wahrscheinlichkeit, den Hauptgewinn zu gewinnen, auf eins zu 135 Millionen sinken. Oder, wie es die “Associated Press” am 16. April ausdrückte: Für Lotteriespieler, die hoffen, das “Grosse Spiel” zu gewinnen, ist die Wahrscheinlichkeit 16 mal so hoch, dass sie auf ihrer Fahrt zur Tankstelle, um ein Lotterielos zu kaufen, getötet zu werden.

Quelle für soziale Probleme

Trotz Regierungsunterstützung wird Glücksspiel in allen Formen zunehmend als eine Quelle für soziale Probleme erkannt. Die Anzahl der Betrugs- und betriebsinternen Diebstahlsfälle, in die Problemspieler verwickelt sind, ist mit der Expansion von Kasinos, Spielautomaten und Internet-Spielen raketenartig gestiegen, berichtete die “National Post” am 6. Mai.

“Es gab eine Zeit, da waren die meisten unserer grossen betriebsinternen Diebstähle auf Drogen bezogen. Jetzt sind sie mehr oder weniger auf Glücksspiele bezogen," sagte Sergeant Bud Snow vom Dezernat für Betrugsfälle der Polizei der Stadt Halifax.

Bis vor etwa einem Jahrzehnt hatten die Menschen in Kanada wenig Gelegenheit zu spielen. Aber Provinzregierungen, die Steuern senken und eine träge Wirtschaft anspornen mussten, entdeckten den Reiz des Glücksspiels. Die Kanadier können jetzt an 50 ständigen Spielkasinos, 21.000 Glücksspielmaschinen und 38.000 Videolotterie-Terminals spielen. Die Schätzungen, was die Zahl der Süchtigen betrifft, variieren, aber die meisten Fachleute stimmen darin überein, dass mindestens vier Prozent der Bevölkerung betroffen sein dürften.

Spielsucht und die Folgen

Im US-Staat Pennsylvania sind beide Gouverneurskandidaten für Spielautomaten. Und dies zu einer Zeit, in der die Vereinigten Staaten fünf Millionen pathologische oder Problemspieler haben, wie das Nationale Meinungs-Forschungs-Zentrum an der Universität von Chicago bekannt gab. Das Zentrum schätzt, dass weitere fünfzehn Millionen in Gefahr sind, zu Problemspielern zu werden, stellte eine pennsylvanische Lokalzeitung, der “Times Herald”, in ihrem Bericht über das Meinungsforschungsergebnis fest.

Das Blatt zitierte eine in Süd-Dakota durchgeführte Untersuchung, die zeigt, dass die Einführung des Video-Pokerspiels zu Schäden in Höhe von 272 Millionen Dollar durch Verbrechen, Bankrotte, Sozialhilfefälle und Suchtbehandlungen geführt hat, die alle auf Spielsucht zurückzuführen sind.

Und in Australien zeigte ein Bericht, “Gefährliches Geschäft", der Uniting Church, dass 30.000 Familien im Staat Victoria durch Problemspielen belastet sind, berichtete die Zeitung “Age” am 7. Juni.

Ein Artikel von Reverend Tim Costello, dem Präsidenten der Baptisten-Vereinigung Australiens in der Zeitung “Age” stellte fest, dass derzeit die Glücksspieleinkünfte fast 20 Prozent der Steuereinnahmen des Staates Victoria betragen und damit dort den höchsten Anteil an den Staatseinkünften aller Bundesstaaten Australiens haben.

Costello zitierte Forschungsergebnisse der Produktivitäts-Kommission, die zeigten, dass Australien knapp über 20 Prozent aller Hochintensitäts-Pokermaschinen der Welt besitzt, und dass 42 Cent von jedem Dollar, der durch eine Pokermaschine geht, von einem Problemspieler kommen.

Die Wahrscheinlichkeit, den Lotteriehauptgewinn zu gewinnen, ist gering-- viel geringer als die Gefahr, dass das Spielen zu sozialen Problemen führen wird. Darüber sollten Regierungen und die Vereinten Nationen nachdenken, bevor sie neue Spiele einführen.

Selbstmordquote in Städten mit Spielbank viermal höher

Die Zahl der Selbstmorde ist in amerikanischen Städten mit Spielbanken bis zu viermal so hoch wie in Städten ohne Spielcasino. Das ist das Ergebnis einer Studie, die der Soziologe David Phillips in den drei führenden Spiel-Städten der USA, Las Vegas, Reno und Atlantic City, durchgeführt hat.

Lotterien sind ein “moderner Fluch”

Für die Siebenten-Tags-Adventisten sind Lotto und andere Glücksspiele nichts anderes als ein “moderner Fluch”. Die Mitglieder dieser Freikirche sollen nicht spielen und ihre Gemeinden auch kein Geld aus den Erlösen annehmen. Lotterien und Verlosungen, ob staatlich genehmigt oder nicht, seien mit christlichen Grundsätzen unvereinbar, stellte Jonathan Gallagher fest. Er bezeichnete Glücksspiele als “legitimierten Diebstahl”; sie förderten das egoistische Wesen des Menschen. Geistlich gesehen ersetze der “Traum vom grossen Gewinn” die christliche Hoffnung auf eine herrliche Zukunft bei Gott. Das Glücksspiel könne Menschen süchtig machen.

Kosten entstünden der Gesellschaft dann für die Opfer und ihre Familien. Ausserdem seien kriminelle Machenschaften im Umfeld von Glücksspielen zu bekämpfen.

Kommentar

Wo wahres Glück zu finden ist

Manfred Paul

„Glück gehabt!“ Solange es Menschen gibt, dreht sich alles um das Glück. Und dennoch gibt es kaum ein Wort, das sich so schwer ausloten lässt, wie das Wort „Glück“. Über das Unglück schreibt das tägliche Leben selbst die Zeilen. Wie grundverschieden sind doch die Glücksempfindungen des Menschen. Der eine geniesst schon sein „Glück“, wenn ihn jemand das Fell krault. Der andere spricht von Glück, wenn er sein Fell retten konnte und noch mit heiler Haut davonkam. Ein dritter empfindet Glück, wenn ein kleiner, vielleicht langersehnter Wunsch in Erfüllung geht.

Was für ein Gefühl des Glücks, wenn sich Liebende zum ersten Mal zärtlich umarmen und am Ziel ihrer Träume sind! Ich denke an die Geburt unseres ersten Kindes, an das unbeschreibliche Glück, das kleine Menschenbündel nun endlich behutsam im Arm halten zu dürfen. Ich erinnere mich an das bezwungene Bergmassiv, an die atemberaubende Aussicht auf dem Gipfel. War das ein Glücksgefühl! Manch einer träumt sein Leben lang vom „grossen Lotto-Glück“, das ihm dann einen kräftigen Adrenalinstoss verpasst und alles zum Überschwappen bringt! Andere stöhnen: „Ach, hätte ich doch nicht so eine unmögliche Figur. Hätte ich doch einen Waschbrettbauch wie Arnold Schwarzenegger – ein Aussehen wie Claudia Schiffer. Und deswegen muss weg, was unglücklich macht. Es wird geliftet, abgesaugt, gestrafft und kunstvoll hergerichtet: Bäuche, Brüste, Oberschenkel... Auch die Dackelfalten im Gesicht werden einer Tortur unterzogen. Man will endlich Selbstachtung geniessen. Will endlich einmal anerkannt und bewundert werden.

Aber wie lange dauert dieses Glück? Speichern kann man es nicht. Und weil das Glück schneller den Tisch abserviert, als es ihn gedeckt hat, sind wir pausenlos auf der Jagd nach ihm. Wir machen es so wie der Bauer, der bekanntlich die Klösse in folgender Reihenfolge isst: Einen im Mund, einen auf der Gabel und einen im Auge. Immer auf der Suche nach dem Kick, dem Letzten, dem Noch-nie-Dagewesenen!

Was ist irdisches Glück?

Da sprecht man vom Glückwunsch, Glückskind, Glücksbrief, Glücksschwein und glücklichem Neujahr. Unser Wohlstandsdenken rechnet mit der Glücksfee, der Glückstrommel, dem Glückslos, dem grossen Preis und dem schnellen Reichtum. Es gibt geradezu eine Glücksindustrie, die sich des menschlichen Glücksverlangens bemächtigt und mit Supergewinnen und Glücksreisen lockt. Sie alle versprechen das käufliche, erreichbare, glänzende Glück, den “Platz an der Sonne”.

Obwohl die Glücksgefühle im Bereich der Seele ausgiebig erforscht sind, wie andere Funktionen im Bereich der Psyche, ist dennoch eine übereinstimmende Definition recht schwierig. Einigen wir uns auf eine, wie ich finde, annehmbare und nachvollziehbare Erklärung aus Meyers Lexikon: „Glück ist das Einssein mit seinen Hoffnungen, Wünschen, Erwartungen.“ Das setzt jedoch voraus, dass wir unsere Hoffnungen, Wünsche und Erwartungen kennen. Dass wir sie definieren können, um sie dorthin zu lenken, wo sie verstanden und erfüllt werden. Doch das ist ja das Unglück des Menschen, dass er seine intimsten und existentiellen Sehnsüchte nicht einmal kennt. Dass er nicht weiss, was ihn letztlich glücklich oder unglücklich macht. Er ahnt zwar etwas vom verschwundenen Paradies. Und so irrt er durch die Zeit, weiss nicht, woher er kommt, wohin er geht und wer er ist. Der Verlust seiner Identität treibt ihn von einer Krise in die andere.

Gott weiss aber, was Menschen fehlt. Er kennt die verborgenen Sehnsüchte. König David bringt es auf den Punkt: „Ich habe zum Herrn gesagt: Du bist mein Herr; es gibt kein Glück für mich ausser dir“ (Ps. 16,2). Kennen wir eine innigere Liebeserklärung an Gott als diese? Nur dann, wenn Gott in unserem Leben das ist, was er ist, nämlich Herr, sind wir wirklich glücklich. Nur dann hören wir auf, uns um uns selbst zu drehen. Was für eine Qualität göttlichen Glücks könnte man geniessen! Mitten im Klamauk. Mitten in der Tretmühle des Alltags.

Quellen: ZENIT/idea.de/Livenet

Datum: 11.10.2002

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