Gewinnen durch Verlust

erschöpft

Der 11. September 2001 hat das nationale Bewusstsein Amerikas völlig verändert. Wir wurden daran erinnert, dass unser Leben zerbrechlich und das Böse sehr lebendig ist. Die Hauptlektion aus diesem kollektiven Alptraum bezieht sich aber auf ein geistliches Prinzip, das amerikanische Christen normalerweise schwer verstehen: “Gewinnen durch Verlieren.” Gott kann aus den schlimmsten Umständen etwas Gutes werden lassen. Gewiss: Niemand mit gesundem Menschenverstand kann die Taten des 11. Septembers einem gütigen Gott zuschreiben. Aber dennoch hat Gott mitten in dieser Katastrophe begonnen, auf wunderbare Art hinter den Kulissen zu wirken.

Feuerwehrleute vollbrachten Heldentaten

Was hat Gott aus dem Schutt entstehen lassen? Zum Beispiel Heldentaten. Hunderte Feuerwehrleute rannten auf das brennende Welthandelszentrum zu und nicht weg. Das gleiche gilt für Polizisten und Rettungssanitäter. Passagiere in einem der gekaperten Flugzeuge stürmten das Cockpit, überwältigten die Entführer und opferten beim Absturz ihr Leben, um eine grössere Tragödie zu verhindern. In New York meldeten sich so viele Helfer, dass die Verantwortlichen manche wieder wegschicken mussten. Blutbanken konnten die Mengen an gespendetem Blut nicht verarbeiten. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so viel Engagement erlebt zu haben. Das war nicht die Folge eines grossen Sieges, sondern einer ungeheuren Niederlage. Wer ist es, der Menschen zu solchen Heldentaten motiviert? Ich glaube, es ist Gott. Hat es jemals grössere Einigkeit in unserem Land gegeben? Republikaner und Demokraten sangen Arm in Arm auf den Stufen des Capitols. Überall an öffentlichen Gebäuden, Privathäusern und Autos sah man Flaggen. Zyniker tun das als emotionalen Patriotismus ab. Dem widerspreche ich. Ich glaube, das alles kommt von einem kompromisslos erlösenden Gott, der aus Schutt Gutes macht.

Rückkehr zu den geistlichen Wurzeln

Wir erleben auch eine Rückkehr zu unseren geistlichen Wurzeln. Gott hat diese Katastrophe dazu benutzt, um uns zu erinnern, dass wir seine Hilfe brauchen, seine Weisheit, Liebe, Sicherheit, Führung und Stärke. Die Kirchen waren gerammelt voll nach dem 11. September. Und auch was ich seither gesehen habe, gibt mir Hoffnung für unser Land. Wir haben aus diesem kollektiven Alptraum etwas gelernt, das uns noch lange zum Guten dienen wird. Wir haben neu gelernt, dass das Leben kostbar ist. Wir haben gelernt, dass das Böse sehr wohl lebt und dass wir, um es zu überwinden, Weisheit und Stärke brauchen, die unsere eigenen Fähigkeiten übersteigt. Wir haben gelernt, dass uneigennütziges Handeln den Sieg behält über Trägheit, Isolation und Eigensinn, dass Einheit besser ist als Streitereien und Hinterhältigkeiten. Und wir lernen, dass ein fester Glaube an Gott die einzige Grundlage ist, auf der wir den Traum unserer Vorfahren verwirklichen können. Es ist erstaunlich, wie aus Schutt etwas Gutes wird. Nur unser kompromisslos erlösender Gott kann das bewirken. Jetzt sind wir aufgefordert, ihm zu antworten. Wenn sich jeder neu der Führung und Liebe Gottes öffnet, kann daraus etwas Erlösendes entstehen. Darauf hoffe ich, und darum bete ich.

Bill Hybels ist Hauptpastor der Willow-Creek-Gemeinde in Chicago, die am Wochenende nahezu 20000 Gottesdienstbesucher zählt.

Autor: Bill Hybels

Datum: 11.09.2002
Quelle: idea Deutschland

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