Im "Himmel der Guten Nachricht", einem der sieben Räume des Glaubens der Ausstellung "Un ange passe" auf der Expo-Arteplage Murten, entdeckt das Publikum 50 Antworten auf die Frage "Wer bist du für Gott?" Sie sind eine Auswahl der insgesamt 1.052 Antworten, die im September 2001 bei einer repräsentativen Umfrage unter der Schweizer Wohnbevölkerung eingeholt wurden. Die Ergebnisse der Umfrage seien sehr aufschlussreich und spiegelten wieder, "wie sich die gläubige, indifferente oder nichtgläubige Bevölkerung eine Beziehung zu Gott" vorstelle, schreibt Gabriel de Montmollin, Autor des Projektes "Un ange passe" und Verleger bei Labor et Fides in Genf, in einem eben veröffentlichten zweisprachigen Buch zu "Un ange passe". Die Ausstellung mit ihren sieben Räumen des Glaubens sei "Abbild einer religiösen Situation, die in einem tiefgreifenden Wandel begriffen ist", betont der reformierte Genfer Theologe in der Einleitung: "Formen und Modalitäten des Glaubens werden heute viel stärker von einem breiten religiösen Angebot bestimmt als von einem institutionell weitergetragenen Erbe". Auf die Frage "Wer bist du für Gott?" antwortet laut Umfrage 17 Prozent der in der Schweiz lebenden Bevölkerung mit ein "Individuum", ein "Weltbürger" oder "Ich selbst". 13 Prozent sagen, ich bin "sein Kind", 12 Prozent eine "Person", ein "Geschöpf" oder ein "Lebewesen" . 7 Prozent erklären, sie seien "Sohn", "Tochter", "Diener" oder das "Werkzeug" Gottes, während 6 Prozent angeben, sie seien "nichts" für ihn. 5 Prozent der Befragten seien sich als ein "Sandkorn" oder als eine "Maus", 3 Prozent als ein "Lamm oder Schaf", 2 Prozent sind "Freunde" oder "Kollegen" von Gott, "Sonne", "Licht", "Stern" oder "Blume". Sich als Kind Gottes zu bekennen, erscheine unabhängig von Alter, Herkunft, Sprache oder Religion, heisst es in der Auswertung der Umfrage, die als ebenfalls überraschendes Ergebnis zeigt, dass sich nur 7 Prozent der Befragten als "Verneiner" oder als Nichtgläubige bezeichnen. "Die Kirche will sich modern und innovativ darstellen - doch die Künstler haben Religion, also Beziehung und Verbindung zum Übernatürlichen, darzustellen versucht. Sie haben es jenseits der zeitgemässen Floskeln und Schablonen getan. Mir kam es vor, als wäre ich den letzten Gläubigen begegnet. Vor den Pavillons stehen Helfer herum, die bei Bedarf den Leuten erklären, was das Kunstwerk symbolisiert – das scheint mir hingegen ein weiteres Zeichen dafür, wie wenig die Kirchen an die Kraft der Bindungen und vor allem noch an sich selbst glauben." Der Schriftsteller und Journalist Dante Andrea Franzetti im "SonntagsBlick" vom 11. August in einem Beitrag unter dem Titel "Pilgerfahrt zu den letzten Gläubigen" über die Ausstellung der Schweizer Kirchen "Un ange passe" an der Landesausstellung Expo.02.Religiöse Situation in tiefgreifendem Wandel
"Wer bist du für Gott?"
Die letzten Gläubigen
Datum: 13.08.2002
Quelle: Kipa