Pro Mindestlohn

330'000 Menschen verdienen zu wenig zum Leben

9 Prozent der Arbeitnehmenden in der Schweiz müssen Monat für Monat jeden Rappen zweimal umdrehen, um die Fixkosten bezahlen zu können. Deshalb braucht es einen gesetzlich festgeschriebenen Mindestlohn, findet Simeon Marty von den Jungsozialisten.
Auch Schuhverkäuferinnen verdiennen meist weniger als 4000 Franken im Monat.
Simeon Marty

Mit tiefen Löhnen müssen zum Beispiel Schuhverkäuferinnen, Taxifahrer oder Coiffeusen durchkommen. Arbeitnehmende aus solchen Branchen haben oft Mühe, die nötigsten Rechnungen für Lebensmittel, Wohnung, Krankenkasse und Sozialversicherungen begleichen zu können. Alles ausserhalb der laufenden Rechnungen, z.B. fürs Alter oder eine Familie zu sparen, liegt nicht drin für jemanden, der weniger als 4'000 Franken pro Monat verdient.

Die Mindestlohninitiative möchte das ändern...

Die Lohnuntergrenze soll bei 4'000 Franken pro Monat angesetzt werden (ohne 13. Monatslohn). So will es die Initiative, die am 18. Mai zur Abstimmung kommt. Das ist immer noch kein hoher Lohn, er deckt nicht viel mehr als die grundlegenden Lebensunterhaltskosten eines Erwachsenen Menschen in der teueren Schweiz. So unterstützt zum Beispiel der evangelische Frauenbund die Initiative, denn betroffen von Niedriglohnarbeit sind zu 70% Frauen. Mit einem Mindestlohn kann sichergestellt werden, dass sie es sich wenigstens finanziell leisten können, eine Familie zu gründen.

Die Gegner der Initiative - Wirtschaftsverbände, liberale Parteien mit einem Millionenbudget – bekämpfen die Einführung einer Lohnuntergrenze verbissen mit spekulativen Szenarien. Warum? Es geht ihnen um das starre Dogma des «freien Marktes», der um keinen Preis reguliert werden darf. Auch nicht, wenn dies bedeutet, für die Gründung einer Familie Sozialhilfe beantragen zu müssen.

Tiefstlöhne widersprechen dem Respekt gegenüber dem Nächsten!

Doch das Denkschema des freien Marktes läuft Gefahr, den facettenreichen Menschen auf seinen Beitrag zum Wirtschaftswachstum zu reduzieren. Während ein Börsenminus von zwei Punkten für ängstliche Schlagzeilen sorgt, stört sich niemand daran, dass eine Schuhverkäuferin nach acht Stunden Arbeit noch im Callcenter jobben muss, um ihre Miete zu bezahlen. Das verhöhnt Barmherzigkeit und widerspricht dem Respekt gegenüber Nächsten. Würdige Lebensbedingungen müssen zum Schutz der Schwächeren garantiert sein. Dies gilt auch für die 330'000 Menschen, die in der reichen Schweiz nicht genug zum Leben verdienen.

Simeon Marty studiert in Freiburg Theologie und Geschichte. Er ist Mitglied der Jungsozialisten und wohnt in Gächlingen SH.

Datum: 02.05.2014
Autor: Simeon Marty
Quelle: Livenet

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