David Yonggi Cho

Finanzskandal – zwischen Gnade und Wahrheit

David Jonggi Cho, Pastor der grössten Kirche der Welt, wurde wegen Veruntreuung von 8,7 Millionen Euro gerichtlich verurteilt. Nach den ersten Informationen über diesen Vorfall und medialer Kritik am koreanischen Pfingstpastor regt sich nun auch Verständnis für ihn.
David Yonggi Cho

Es scheint sicher, dass Yonggi Cho Mitarbeiter der Yoido-Gemeinde veranlasst hatte, Aktien seines Sohnes Cho Hee-jun zum Vierfachen ihres Marktwertes zu kaufen. So soll der Gemeinde ein finanzieller Schaden in Höhe von 8,7 Millionen Euro entstanden sein. Darüber hinaus sei Cho auch 2,4 Millionen Euro Steuern schuldig geblieben. Cho entschuldigte sich öffentlich dafür.

War Cho mehr Opfer als Täter?

Inzwischen ergreifen Pastoren und Freunde des 78-Jährigen das Wort. Mao-Song Chang aus Taiwan, Bob Rodgers Senior, Pastor des «World Prayer Center» in Louisville, und andere stellten den vorbildlichen Charakter Yonggi Chos heraus. Sie betonten, dass er sich nie persönlich bereichern wollte. Er selbst habe trotz des von ihm verkündeten «Wohlstandsevangeliums» immer sehr einfach gelebt – auf 90 Quadratmetern, ohne eigenes Auto. So habe das Gericht festgehalten, dass er zwar die letzte Verantwortung für die Veruntreuung trage, aber selbst keinerlei aktive kriminelle Handlung begangen habe.

Die Verteidiger Chos betonen, dass der Vater von seinem ältesten Sohn betrogen wurde. Trotz dessen fragwürdigem Lebenswandel habe Cho ihm schliesslich vertraut und sich für ihn eingesetzt, um ihm aus finanziellen Schwierigkeiten zu helfen.

Ist eine differenzierte Sicht möglich?

Es scheint derzeit schwierig, hier zu einem abschliessenden Urteil zu kommen. Zu einer Bewertung, die den Menschen Yonggi Cho differenziert und fair sieht, weder «Fünfe gerade sein» lässt, noch voller Häme auf jemanden schaut, der als «erfolgreicher» Christ im Rampenlicht stand. Gnade und Wahrheit sind die beiden Pole, die hier die christliche Wahrnehmung steuern. Und es ist nie hilfreich, eine dieser beiden Seiten übermässig zu betonen.

In Deutschland wurde gerade der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff vom Vorwurf der Vorteilsnahme freigesprochen. Er hatte sich persönlich mehr als nur ungeschickt verhalten, aber er war bereits medial vorverurteilt, als er zurücktreten musste. So ist er nun freigesprochen und doch als Person beschädigt.

Die Situation bei Cho ist anders und doch ähnlich. Menschen wie sie stellen uns vor die Herausforderung, mit den Brüchen in ihrer Biografie differenziert umzugehen. Ja, von David Yonggi Cho ist viel Segen ausgegangen, und dieser wird jetzt nicht nachträglich annulliert. Und ja, auch wenn ihm seine Handlung leid tut, muss er zu Recht deren Konsequenzen tragen wie jeder andere auch. Ein Verweis auf seinen sonst untadeligen Charakter reicht hier nicht. Hilfreich ist hier eine differenzierte Sicht, die Schuld beim Namen nennt und dem anderen trotzdem seine Würde lässt. Dies hat schon immer den Umgang von Jesus mit Menschen bestimmt – es ist schon immer auf Unverständnis gestossen – und es war schon immer heilsam.

Datum: 03.03.2014
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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