Kommentar: 3'000'000’000'000

Knapp 3 Billionen, das heisst 3000 Milliarden Franken, waren der UBS Ende 2006 anvertraut – ein unvorstellbarer Betrag.
Kommentar: 3'000'000’000'000
Union Bank of Switzerland
Sponsoring

Die Anlegergemeinschaft interessiert der Gewinn, den die Banker mit den drei Schlüsseln erwirtschafteten: über 11 Milliarden Franken. Dem Beobachter gibt die Macht zu denken, welche sie ausüben – mit anvertrautem Geld. Das Geschäft basiert auf Vertrauen, genauer gesagt dem Zutrauen, dass die „Wealth Manager“ der Union Bank of Switzerland ihre Sache besser machen als jene anderer Institute. Wer über lange Zeit Vertrauen aufbauen kann, hat Erfolg. Dass es gewahrt bleibt, dazu trägt die politische Stabilität der Schweiz (und ihr Bankgeheimnis) bei.

Es geht hier nicht um die Spitzengehälter und Boni (vor Steuern), die nach dem Rekordergebnis erneut zu reden geben werden. Neben den Kaderleuten profitieren viele in der Schweiz vom Rekordergebnis, der Staat von Steuern, Kultur- und Sport-Interessierte vom Sponsoring.

Rot-Weiss: Welches Schweizer Image?

Dabei ist die Wirkung auf das Image der Eidgenossenschaft im Ausland nicht zu unterschätzen. Tritt der Profitgenerator (rote U-B-S auf weissem Grund) mehr und mehr an die Stelle des Roten Kreuzes? Die Rotkreuzflagge steht für selbstloses, dem leidenden Menschen verpflichtetes Dienen. Diesem christlichen Grundsatz entsprechen Schweizer weiterhin in hohem Masse, was sich im nationalen Spendenumfang und der Zahl von initiativen HelferInnen und Hilfswerken ausdrückt.

Aber jene bewegen sich im Staub Afrikas. Die UBS macht Schlagzeilen, die global aufgesogen werden. Dass die Schweiz mit dem Dutzend Nullen im Ausweis der UBS als das Land der Welt wahrgenommen wird, in dem die Superreichen ihr Vermögen mehren lassen, ist fast unausweichlich. Wie Johnny Hallyday lassen manche sich hier nieder, um Steuervögten und Erpressern zu entkommen.

Dabei gerät für Ausländer aus dem Blick, dass die hohen Lebenskosten Hunderttausenden von Schweizern, namentlich Familien und Alleinerziehenden und Menschen in den Berggebieten, grosse Mühe bereiten. Am anderen Ende des sozialen Spektrums findet sich Wohlstandsverwahrlosung. Süchte, Integrationsprobleme, Jugendgewalt und die Scheidungsrate von 53 Prozent sind Risse im blendend geweissten Gemäuer. Die sozialen Probleme im Land und auf dem Kontinent (um vom globalen Nord-Süd-Gefälle zu schweigen) können die politische Stabilität beeinträchtigen, von der auch die UBS lebt.

Absahnen – wofür?

„Was hat ein Mensch davon, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber sein Leben verliert?“ fragte Jesus einst seine Freunde. So kreativ und beständig die Geldverwalter der Grossbank agieren, so erfinderisch dürften sie Signale für Menschlichkeit und Solidarität setzen. Wenn sich die Bezüge des Kaders an US-Vorbildern orientieren, müsste auch die dortige Kultur des grosszügigen Spendens (philanthropy) hier Wurzeln schlagen. Bill und Melinda Gates dotierten ihre Stiftung zugunsten der Armen und Kranken mit einem Dollarbetrag von zehn Nullen.

Die Technik des Profitmachens (mit all ihren unschönen Begleiterscheinungen) ist global verbreitet. Die UBS-Banker verstehen ihr Geschäft. Doch Geiz ist nicht geil. Rundum begeistern würden die Chefs der Drei-Schlüssel-Bank, sollten sie den Profit, den sie mit anvertrautem Geld machen, solidarisch einsetzen: ihn nicht nur an die Hablichen, sondern auch an Habenichtse ausschütten.

Datum: 16.02.2007
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

Werbung
Livenet Service
Werbung