Nachdenklicher Rückblick

Ein Jahr nach Ebola: Es bleibt noch viel zu tun

Ziemlich genau ein Jahr ist es her, als die Schreckensnachricht um die Welt lief, dass Westafrika von einer Ebolafieber-Epidemie heimgesucht wurde. Gesichter wie das von Dr. Kent Brantly haben wir noch im Gedächtnis. Der Arzt und Christ half in Liberia, steckte sich selbst mit Ebola an und überlebte. Heute sagt er: «Ich würde wieder gehen.»
Dr. Kent Brantly mit seiner Frau Amber

Die Ebolafieber-Epidemie von 2014 breitete sich schwerpunktmässig in Guinea, Liberia und Sierra Leone aus. In den westafrikanischen Staaten infizierten sich bis heute fast 28'000 Menschen mit Ebola, mehr als 11'000 starben. Dabei ist die Dunkelziffer bei beiden Angaben immens. Auf jeden Fall war diese Ebola-Epidemie die bisher grösste weltweit. Inzwischen haben die meisten Nationen die Gefahr für beendet erklärt. In den am stärksten betroffenen Staaten treten allerdings immer noch einzelne Fälle auf.

Einsatz, der sich lohnt

Im Rückblick auf seinen medizinischen Einsatz in Liberia, der ihn fast das Leben gekostet hat, unterstreicht Dr. Brantly, wie sinnvoll er ihn immer noch findet. Gerade hat der Arzt ein Buch über seinen Einsatz geschrieben. Er hofft, dass seine Geschichte auch andere Menschen ermutigt, Gottes Berufung für ihr Leben zu folgen.

Kent Brantly und seine Frau Amber waren damals mit ihren beiden Kindern in Liberia, als die Epidemie ausbrach. Sie wussten um das Risiko. Trotzdem blieb er im Land. Inzwischen erzählen sie «Christian Post» ihre Erfahrungen: «Dazu hatte Gott uns berufen. Und auf dem gesamten Leidensweg wussten wir, dass wir das Richtige taten und am richtigen Platz waren. Deshalb bedauern wir nichts, trotz allem, was geschah.» Das mag sich im Rückblick «leicht» anhören, war es aber definitiv nicht, als zunächst nur Impfstoff für eine Person vorhanden war, und Brantly einer Kollegin den Vorrang liess. Die Belastung für die junge Familie war ungeheuer. Der Arzt wusste, dass er keine Überlebensgarantie hatte. Doch die Brantlys sind dankbar für das Geschenk, dass er wieder gesund geworden ist.

Helfer und Helden

Das «Time Magazine» hat sie zu den Helden des Jahres 2014 erklärt: die zahlreichen bekannten und unbekannten Helfer, die sich im Kampf gegen Ebola in Westafrika engagiert haben und noch engagieren. Dabei gibt es Überlebens- und Wundergeschichten wie die von Kent Brantly. Aber immerhin 879 der Helfer aus dem In- und Ausland erkrankten – und 510 von ihnen überlebten die Seuche nicht. Und auch sie waren «am richtigen Platz» und haben ihren Teil dazu beigetragen, die Epidemie einzudämmen.

Vieles bleibt offen

Im Rückblick gibt es viel Grund zur Dankbarkeit – Menschenleben wurden gerettet und bewahrt. Gleichzeitig bleiben viele Fragen offen. Und zwar nicht nur die grossen Fragen zur Herkunft des Leides. Auch ganz praktische Dinge:
-Warum hat es Monate gedauert, bis die Ebola-Seuche im Westen als dringlich erkannt und Hilfe bewilligt wurde?
-Warum wurden erkrankte US- und europäische Helfer ausgeflogen und mit einem Kostenaufwand von ca. zwei Millionen Euro pro Patient medizinisch behandelt – ihre afrikanischen Kollegen aber nicht?
-Warum ist, seitdem das Thema aus den Medien verschwunden ist und für den Westen keine Gefahr mehr besteht, die Entwicklung eines Impfstoffs wieder in weite Ferne gerückt?
-Werden die Anstrengungen fortgesetzt, die medizinische Infrastruktur in Westafrika weiter aufzubauen?

Doch nicht nur Fragen und Kritik bleiben am Schluss. Auch so etwas wie ein dankbares Unverständnis zahlreicher Menschen, dass so viele Helferinnen und Helfer unter Einsatz ihres eigenen Lebens kamen, um den Kampf gegen Ebola aufzunehmen. Solche selbstlosen Aktionen waren schon sehr früh in der Geschichte ein Markenzeichen der Christen – und damals wie heute waren sie ein Zeugnis für die Kraft des Evangeliums. Schon der römische Kaiser Julian, ein Enkel Konstantins, stellte im 4. Jahrhundert verbittert fest: «Die ungläubigen Galiläer (gemeint sind Christen) helfen nicht nur ihren eigenen Armen, sondern unseren genauso; jeder sieht es, dass unsere Leute keine Hilfe von uns selbst bekommen.»

Zum Thema:
Time Magazine: Christlicher Arzt ist «Person des Jahres»
Ebola in Afrika: Wie viel darf Nächstenliebe kosten?
Held und Samariter: Arzt verzichtet für Missionarin auf Serum
Held wieder daheim: Engel in Weiss in die USA ausgeflogen

Datum: 31.07.2015
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

Werbung
Livenet Service
Werbung