GenderGaga

Über Ampelweibchen und andere Absurditäten

In ihrem Buch «GenderGaga» entlarvt Birgit Kelle Widersprüche in der Theorie des Gender Mainstreaming. Mit Biss und Ironie zeigt sie auf, wie die Menschen umerzogen werden sollen. Eine Rezension von Moritz Breckner, Redaktor des deutschen Medienmagazins pro.
Birgit Kelle und ihr neues Buch «GenderGaga»

Die katholische Journalistin Birgit Kelle ist in den vergangenen Jahren zu einer Galionsfigur der konservativen Publizistik geworden. In Talkshows machte sie sich gegen die Homo-Ehe stark, im Debattenmagazin «The European» stritt sie gegen die Frühsexualisierung von Kindern im Grundschulalter. Und jetzt nimmt sie sich der Gender-Debatte an.

«GenderGaga» ist eine wütende, polemische und spöttische Abrechnung mit der «aberwitzigen Ideologie» des Gender Mainstreaming, von dem Universitäten, Ministerien und sogar Kirchen längst durchdrungen sind. Das Konzept in Kürze: Menschen werden nicht als Männer oder Frauen geboren, sondern die Geschlechter werden ihnen vom sozialen Umfeld «anerzogen». Die Allgegenwart von «Homo- und Transphobie», Frauenunterdrückung und Heteronormativität muss aktiv bekämpft werden, bis von der Oma bis zum Grundschüler alle finden: Ein Mädchen im Körper eines Jungen mit drei Müttern und einem Vater als Eltern ist das Normalste von der Welt. Das ist nicht irgendeine Spinnerei, sondern Politik in Europa.

«Zu Fuss Gehende» und «Radfahrende»

Was das praktisch bedeutet, macht Kelle an zahlreichen Beispielen deutlich. So werden Schriftsätze wie die Strassenverkehrsordnung angepasst: Seit dem 1. April 2013 ist dort nicht mehr von Fussgängern und Radfahrern, sondern von «zu Fuss Gehenden» und «Radfahrenden» die Rede. Das Beispiel gehört zu den harmloseren Auswirkungen der Gleichmacherei, es kostet «nur» jede Menge Steuergeld. Gruselig wird es, wenn Kelle auf die Sexualerziehung in Schulen und sogar Kindergärten zu sprechen kommt. So gebe es «Medienkoffer», die unter anderem Bücher enthalten, um bereits Vierjährigen dabei zu «helfen», «Rollenstereotype» zu durchbrechen. Kelle nennt die in den Medien zuhauf diskutierten Fälle von Übungsaufgaben, bei denen Schulkinder gemeinsam ein Bordell entwerfen müssen, in dem unterschiedliche sexuelle Vorlieben ausgelebt werden können. Sollten Schüler kritische Nachfragen zur Prostitution stellen, habe das Lehrbuch Tipps: Die Lehrkraft solle auf die persönliche Freiheit hinweisen, sexuelle Dienste in Anspruch nehmen zu dürfen bzw. diese anzubieten. «Der Lehrer soll selbst dann noch Prostitution verteidigen, wenn Schüler diese kritisch sehen», erklärt Kelle.

War Gott etwa auch ein Nazi?

Ausser dem Gender-Zentrum und der «Bibel in gerechter Sprache» findet Kelle weitere Anlässe, um sich über die EKD lustig zu machen. In der EKD-Zeitschrift Chrismon habe ein Wissenschaftler behauptet, die biologische Zweiteilung der Geschlechter in Mann und Frau sei eine Theorie der Nazis gewesen. Auch sie selbst, schreibt Kelle, sei als Nazi und Rechtsradikale beschimpft worden. Kelle zitiert den biblischen Schöpfungsbericht und stellt ironisch fest: «Damit dürfte also die Beweiskette klar auf der Hand liegen: Gott war der erste Nazi. Jeder, der die Bibel liest und gutheisst, also jeder Christ, ist damit auch ein verkappter Nazi.»

Kelle ist ihre Genervtheit vom Thema Gender anzumerken, was sich in ihrem Stil wiederfindet. «GenderGaga» nutzt sehr viel Ironie und Sarkasmus, was bei längerem Lesen auch mal ermüden kann. Dass die Fakten in «GenderGaga» bei Lesen und Schreiben Empörung hervorrufen, kann man Kelle aber nicht verübeln. Die Autorin sorgt dafür, dass der Leser trotzdem immer wieder lachen kann – etwa dann, wenn sie Widersprüche im Konzept des Gender-Mainstreaming feststellt und das Scheitern der Gender-Politik nachweist. Warum beispielsweise, fragt Kelle, soll sie als heterosexuelle Frau ihre Heterosexualität und ihr Frausein kritisch als von der Gesellschaft anerzogene Merkmale hinterfragen, wenn gleichzeitig das Hinterfragen homosexueller Prägungen ein No-Go ist? «Nichts bringt die Gender-Szene mehr in Aufruhr als das Angebot, Menschen dabei zu helfen, beispielsweise ihre Homosexualität, also ihr Geschlecht, abzulegen, zu verändern, zu überdenken. Da werden aus Therapeuten dann böse 'Homoheiler'», stellt sie fest.

Fazit

Um es auf den Punkt zu bringen: Für alle, die vom Thema Gender so genervt sind wie Birgit Kelle, ist «GenderGaga» eine willkommene Bestätigung. Und alle anderen sollten dringend das Buch zur Hand nehmen, um informiert zu sein darüber, welche Auswüchse diese Ideologie inzwischen angenommen hat.

Die ausführliche Buchrezension des pro Medienmagazins zum Buch «GenderGaga» lesen Sie hier.

Interview von pro mit Birgit Kelle

Zum Buch:
Schweiz
Deutschland

Datum: 27.02.2015
Autor: Moritz Breckner
Quelle: PRO Medienmagazin

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