«Präinflationostik»

Kirchenbund lässt Kinder die PID erklären

Mit einem zweiminütigen Film, in dem Kinder die Präimplantationsdiagnostik erklären, will der Schweizerische Evangelische Kirchenbund die Stimmbürger dazu anregen, sich genau mit der wichtigen Abstimmung auseinanderzusetzen.
Mädchen im Film der SEK zur Präimplantationsdiagnostik
Junge erklärt die PID anhand eines Balls.
Frank Mathwig

Um auf die Abstimmung vom 14. Juni zu sensibilisieren, hat sich der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK) etwas Kreatives einfallen lassen: Er hat Kinder vor die Kamera gesetzt und ihnen die Aufgabe gegeben, den Leuten die Präimplantationsdiagnostik zu erklären. Was dabei herauskam, ist ein herziges Filmchen, das keine Meinung zur PID vermittelt, sondern das Interesse weckt. Genau dies ist das Ziel.

Können Sie erklären, worum es geht?

«Am 14. Juni stimmen Sie über PID ab. Können Sie erklären, worum es geht? Bitte informieren Sie sich.» So lautet die Aufforderung des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds auf der Webseite. Laut der SEK-Kommunikationsbeauftragten Anne Durrer wolle man mit dem Video «die Leute anregen, sich für die Thematik zu interessieren und Infos zu suchen».

Zusammen mit der Lancierung des zweiminütigen Videoclips macht der SEK auch seine kritische Position zur Abstimmung deutlich (Livenet berichtete bereits ausführlich im Artikel «Kinder sucht man sich nicht aus» darüber). Mit der PID können künstlich gezeugte Embryos bereits vor dem Einpflanzen in die Gebärmutter auf Erbkrankheiten überprüft werden. Damit sollten Eltern mit einer erblichen Vorbelastung gesunde Kinder bekommen können. In seiner Stellungnahme schreibt der SEK, er könne dieses Anliegen zwar nachvollziehen, die genetisch begründete Selektion von Embryonen stosse jedoch in den hoch sensiblen und problematischen Bereich der Eugenik vor, also der künstlichen Selektion und Kontrolle der menschlichen Fortpflanzung. Der Kirchenbund lehnt die PID nicht grundsätzlich ab. Sie müsste aber viel klarer und strikte geregelt werden. Die vorgelegte Revision erfülle diese Bedingung nicht. Denn sie mache die PID zur frei wählbaren Alternative anstatt zur absoluten Ausnahme. Für den SEK gilt aber: «Kinder sucht man sich nicht aus.»

«Jeder Mensch ein von Gott gewolltes Geschöpf»

Die Argumente des SEK-Rates basieren auf einem Grundlagen-Papier des SEK-Ethikers Frank Mathwig. Wie heftig über die PID im siebenköpfigen Rat debattiert wurde und wie am Ende das Stimmenverhältnis ausgefallen ist, darüber will der SEK keine Auskunft geben. Allerdings sei klar, dass bei solch einem schwierigen Thema unterschiedliche Meinungen und Anschauungen aufeinanderprallen würden, sagte Anne Durrer gegenüber dem Newsportal «ref.ch».

Wichtig sei auch, dass die Kirchenbund-Argumentation auf die PID-Frage einen theologischen Fokus habe, der SEK sei eine kirchliche Stimme. So heisst es in der Mitteilung, dass auch die Bibel um die Gefahren menschlicher Überforderung wisse und deshalb die Geschichte von Gottes «Ja» zu jedem Menschen prominent an den Anfang gestellt wurde: «Jeder Mensch ist das von Gott gewollte Geschöpf. Und weil für den Schöpfer kein Leben verwerflich ist, muss kein menschliches Leben überprüft und aussortiert werden.»

Video des SEK (Kirchenbunds) zur Präimplantationsdiagnostik:

Dings Da from SEK-FEPS on Vimeo.

Ausführliche Stellungnahme des SEK: Was heute gilt - was neu gelten soll 

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Datum: 06.05.2015
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet

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