«Love Life»: Neue Expertise

Der Bundesrat will's wissen

Der Bundesrat will die sexuelle Entwicklung von Kindern und Jugendlichen von Experten untersuchen lassen. Dies bestätigte er am 11. Februar in seiner Antwort auf ein Postulat von CVP-Nationalrat Fabio Regazzi im Zusammenhang mit der umstrittenen «Love Life»-Kampagne.
Anti-Aids-Kampagne «Love Life + Bereue nichts».

Die Expertengruppe soll auch die Grundlagen untersuchen, auf welche die Stiftung Sexuelle Gesundheit Schweiz (SGS) ihre Präventions- und Pädagogik-Angebote stütze. Stein des Anstosses waren die freizügigen Bilder, mit denen das Bundesamt für Gesundheit (BAG) im letzten Sommer zur HIV-Prävention aufrief. In seiner Antwort auf zwei diesbezügliche Interpellationen antwortete der Bundesrat, dass die sexualisierten Bilder der Kampagne «Minderjährigen nicht schaden» würden und auch «keinen Einfluss auf die sexuelle Entwicklung» hätten.

SGS-Thesen «unter Experten umstritten»

Der Bundesrat stützte sich dabei auf die Auffassung der Stiftung SGS, mit welcher das BAG im Bereich Prävention vor HIV und in der Sexualpädagogik seit einigen Jahren zusammenarbeite. Regazzi kritisierte in seiner Interpellation, dass die Thesen der SGS zur sexuellen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen unter Experten umstritten seien.

In seiner Antwort vom 11. Februar erklärt sich der Bundesrat nun bereit, die wissenschaftlichen Grundlagen im Bereich der sexuellen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zu vertiefen sowie einen Expertenbericht in Auftrag zu geben. Die Expertengruppe werde deshalb erweitert «durch auf dieses Gebiet spezialisierte Kinder- und Jugendpsychiater, Kinder- und Jugendpsychologen, Sozialpsychologen und Sexualpädagogen».

Stiftung Zukunft Schweiz: «Andere Meinungen sind nötig»

Auch von Seiten der Stiftung Zukunft Schweiz war wiederholt Kritik an der Love-Life Kampagne sowie an der Zusammenarbeit des BAG mit der SGS laut geworden (Livenet berichtete). Die Stiftung unterstellt, dass «gewisse Kreise» innerhalb des BAG die sexuelle Entwicklung von Minderjährigen «aus ideologischen Gründen absichtlich zu manipulieren versuchen». Konkret seien damit die beim BAG für Prävention zuständigen Stellen sowie deren Partner, die Aids-Hilfe Schweiz und die Stiftung Sexuelle Gesundheit Schweiz gemeint, wie Dominik Lusser von der Stiftung Zukunft Schweiz im Dezember auf Anfrage der katholischen Presseagentur Kipa erläuterte.

Lusser bestätigte, dass die Stiftung von der Interpellation Regazzis Kenntnis habe, eine direkte Verbindung zum Tessiner Nationalrat bestehe jedoch nicht. Die Antwort des Bundesrates nimmt er gelassen zur Kenntnis. Sie sei für ihn erst dann wertvoll, wenn darin Leute mitarbeiteten, die grundsätzlich ganz anderer Meinung seien als die Experten der SGS.

Die «Love Life»-Kampagne war im vergangenen Jahr verschiedentlich unter Beschuss geraten. So hatten 35 Kinder, Jugendliche und ihre Eltern beim BAG ein Gesuch gegen die Kampagne eingereicht. Sie verlangten, dass «die öffentliche Verbreitung von sexuellen Darstellungen in Bildern und Filmen sofort beendet wird». Das BAG war auf das Gesuch nicht eingegangen. Die Beschwerdeführer reichten daraufhin Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht ein. Das Verwaltungsverfahren laufe derzeit noch, wie Dominik Lusser von der Stiftung Zukunft Schweiz gegenüber kath.ch sagte.

Datum: 16.02.2015
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / kath.ch

Werbung
Livenet Service
Werbung