Affäre Bucheli

Streit um Segnung homosexueller Paare wirft hohe Wellen

Ein katholischer Pfarrer in der Innerschweiz segnet ein lesbisches Pärchen und soll deswegen versetzt werden. Daraus ist ein nationaler Medienhype geworden.
Die katholische Kirche in Bürglen

Bischof Vitus Huonder will den Pfarrer von Bürglen UR, Wendelin Bucheli, aus seiner Diözese entfernen, weil dieser ein Lesben-Paar gesegnet hat. Der Freiburger Bischof Charles Morerod, aus dessen Diözese Bucheli stammt, zeigt dafür Verständnis, hat aber noch keinen Entscheid getroffen. Wendelin Bucheli hat aber angekündigt, er werde die vom Churer Bischof Vitus Huonder verlangte Demission verweigern. 

Pfarrer will in Bürglen bleiben

Ein aufmüpfiger Pfarrer sorgt für Schlagzeilen, lässt Emotionen hochkochen und droht zum innerkatholischen Grabenkampf zu eskalieren. Er werde nicht in die Westschweiz zurückzukehren, sondern Pfarrer in Bürglen bleiben, beschied Bucheli dem Kirchenrat von Bürglen. «Ich fühle mich wohl in Bürglen. Meine Arbeit ist noch nicht fertig». Er sehe «keinen Grund, zum jetzigen Zeitpunkt die Gemeinschaft zu verlassen». Und die Katholiken von Bürglen stellen sich vor der Öffentlichkeit geschlossen hinter ihren Pfarrer. Eine Online-Petition wurde bereits von über 3000 Personen unterzeichnet.

Segnungen von homosexuellen Paaren kein Tabu

Nun weist die katholische Medienagentur kath.ch darauf hin, dass Segnungen von schwulen und lesbischen Paaren in der Kirche längst kein Tabu mehr sind, dass sich hier aber ein Graben zwischen konservativen Katholiken, vertreten durch das Bistum Chur, und andern Diözesen öffnet – wobei der Graben mitten durch das Bistum Chur geht. Der katholische Pfarrer von St. Joseph in Zürich, Hannes Kappeler, sagte kürzlich dem Tagesanzeiger, er habe schon rund 70 homosexuelle Paare gesegnet. Und die katholische Kirche im Kanton Zürich gehört bekanntlich zum Bistum Chur.

Auch im Kanton Bern werden solche Segnungen praktiziert. Ende Woche organisiert die Katholische Kirche Region Bern zum Valentinstag eine «Segensfeier für mancherlei Liebende», wozu auch homosexuelle Paare gehören. Und die Pastoralkonferenz Baselland hat schon vor 12 Jahren beschlossen, dass gleichgeschlechtliche Paare gesegnet werden dürfen.

Allianz 'Es reicht' plädiert für barmherzige Kirche

Gegen die Versetzung von Pfarrer Bucheli hat auch eine «Allianz 'Es reicht'» protestiert. Für die Allianz spricht die Präsidentin des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes (SKF) und plädiert für eine «barmherzige Kirche». Sie beruft sich dabei auf Papst Franziskus, der unlängst von der Kirche als «ein für alle offenes Lazarett» sprach. Der SKF hat sich bereits vor 14 Jahren für die Segnung homosexueller Paare ausgesprochen. Affaire à suivre.

Datum: 12.02.2015
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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